Coombs-Test
Der Coombs-Test ist ein diagnostischer Antikörpernachweis zur Identifikation inkompletter Immunglobulin-G-Antikörper (IgG-Antikörper – spezielle Eiweiße des Immunsystems) gegen erythrozytäre Oberflächenstrukturen (rote Blutkörperchen). Der Test wurde nach dem britischen Immunologen Robert Royston Amos Coombs benannt und dient zur Abklärung immunhämolytischer Prozesse (krankhafte Zerstörung roter Blutkörperchen durch das Immunsystem). Man unterscheidet zwischen einem direkten und einem indirekten Coombs-Test, die unterschiedliche diagnostische Zielsetzungen verfolgen.
Testprinzip
- Direkter Coombs-Test (DCT) – Nachweis von Antikörpern oder Komplementfaktoren (bestimmte Eiweißstoffe des Immunsystems), die bereits an Erythrozyten (rote Blutkörperchen) im Blut des Patienten gebunden sind. Diese Untersuchung ist essenziell zur Bestätigung einer autoimmunhämolytischen Anämie (Blutarmut durch körpereigene Antikörper).
- Indirekter Coombs-Test (ICT) – Nachweis von frei im Serum zirkulierenden irregulären Antikörpern (abweichende Antikörper, die gegen fremde Blutgruppenmerkmale gerichtet sind). Der ICT ist ein Standardverfahren in der prätransfusionellen Diagnostik (Untersuchungen vor Bluttransfusionen) und Mutterschaftsvorsorge.
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Direkter Coombs-Test: EDTA-Blut (Blutprobe mit Zusatz zur Gerinnungshemmung), mind. 5 ml
- Indirekter Coombs-Test: Serum oder plasmagewonnenes Blut nach Zentrifugation (Trennung von Blutbestandteilen durch Schleudern)
Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Die Gabe von Immunglobulinen (Antikörper als Medikament) oder Bluttransfusionen (Übertragung von Blut) in den letzten Tagen kann das Testergebnis beeinflussen
Störfaktoren
- Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) – kann die Interpretation erschweren
- Unzureichendes Waschen der Erythrozyten – führt zu falsch-negativen Ergebnissen
- Autoantikörper bei AIHA (körpereigene Antikörper bei autoimmuner Blutarmut) – können das Ergebnis verzerren
- Antikörper mit niedriger Affinität oder geringer Dichte auf Erythrozyten – können im DCT unerkannt bleiben
Indikationen – direkter Coombs-Test
- Verdacht auf autoimmunhämolytische Anämie (vom Immunsystem verursachte Zerstörung roter Blutkörperchen)
- Abklärung eines hämolytischen Transfusionszwischenfalls (Zerstörung übertragener roter Blutkörperchen)
- Diagnose des Morbus haemolyticus neonatorum (Blutarmut bei Neugeborenen durch Antikörper der Mutter)
- Abklärung bei positiver Eigenprobe im indirekten Coombs-Test
Indikationen – indirekter Coombs-Test
- Antikörpersuchtest vor Bluttransfusionen
- Blutgruppenbestimmung (inklusive Rhesus-Typisierung und Kreuzprobe)
- Mutterschaftsvorsorge – Standard in der Frühschwangerschaft (4.–8. Schwangerschaftswoche) und im zweiten Trimenon (24.–27. Schwangerschaftswoche)
- Verdacht auf Rhesusinkompatibilität (Unverträglichkeit zwischen Blutgruppen von Mutter und Kind)
- Verdacht auf Immunisierung (Ausbildung von Antikörpern nach Bluttransfusion oder Schwangerschaft)
- Kontrolle nach Anti-D-Prophylaxe (Vorbeugung gegen Rhesusinkompatibilität)
- Unklare Blutarmut mit Verdacht auf Antikörperbeteiligung
Interpretation der Ergebnisse
- Direkter Coombs-Test positiv
→ Hinweis auf gebundene IgG-Antikörper oder Komplement (Eiweißstoffe des Immunsystems) auf den roten Blutkörperchen
→ Typisch bei Autoimmunerkrankungen, Unverträglichkeit nach Bluttransfusion oder bei Neugeborenen - Indirekter Coombs-Test positiv
→ Nachweis freier irregulärer Antikörper im Blut
→ Wichtig für Transfusionssicherheit und die Schwangerschaftsvorsorge - Spezifizierung: Positive Ergebnisse werden durch zusätzliche Tests weiter untersucht, um genau zu erkennen, gegen welches Blutgruppenmerkmal (z. B. Rhesus, Kell) sich die Antikörper richten
Weitere Hinweise
- Reguläre Antikörper: Anti-A und Anti-B – bei Menschen mit einer anderen Blutgruppe vorhanden
- Irreguläre Antikörper: z. B. gegen Rhesus-Merkmale oder andere seltener vorkommende Blutgruppenmerkmale
- Der indirekte Coombs-Test erkennt mit hoher Sicherheit relevante Antikörper vor Bluttransfusionen
- Der direkte Coombs-Test kann bei manchen Formen der Blutarmut negativ ausfallen, obwohl Antikörper beteiligt sind
Literatur
- Garratty G, Dzik W, Issitt PD, Lublin DM, Reid ME, Zelinski T. Terminology for blood group antigens and genes—historical origins and guidelines in the new millennium. Transfusion. 2000;40(4):477–489. https://doi.org/10.1046/j.1537-2995.2000.40040477.x
- Fung MK, Eder AF, Spitalnik SL, Westhoff CM (eds.). Technical Manual, 20th Edition. Bethesda: AABB; 2020.