Natrium

Natrium ist ein wichtiges Element aus der Gruppe der Alkalimetalle, welches zu den Elektrolyten (Blutsalzen) gezählt wird.
Dabei ist das Natrium das Hauptkation der extrazellulären Flüssigkeit (außerhalb der Zelle befindliche Flüssigkeit) neben Chlorid (Cl) und Bicarbonat (HCO3). Bis zu 90 % des gesamten Natriums befinden sich dort.
Es spielt gemeinsam mit Kalium und Chlorid eine wichtige Rolle im Wasser-Haushalt des Körpers.

Die durchschnittliche tägliche Natriumaufnahme liegt bei circa 150 mmol.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum
  • 24 h-Urin

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig       

Störfaktoren

  • Keine bekannt

Normwerte – Serum (Blut)

  Normwerte in mmol/l
1. Lebenswoche 133-146
1. Lebensmonat (LM) 134-144
< 6. LM 134-142
6.-12. LM 133-142
> 1. Lebensjahr 134-143
Erwachsene 135-145

Normwerte – Urin

Normwert in mmol/24 h 50-200

Indikationen

  • Verdacht auf Störungen im Wasserhaushalt

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte (im Serum; Hypernatriämie (Natriumüberschuss))

  • Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) Hypernatriämie (Natriumüberschuss) bei Hypervolämie bzw. hypertone Dehydratation; Hämatokrit ↑
    • Vermehrte Flüssigkeitsverluste – z. B. wg. Diarrhöen (Durchfälle), Fieber, exzessives Schwitzen, Polyurie (vermehrte Urinausscheidung), Stoma (Stomaträger), Fisteln, Verbrennungen
    • Verminderte Flüssigkeitszufuhr
    • Renaler Diabetes insipidus – wg. ADH-Resistenz (Resistenz in Bezug auf das antidiuretische Hormon), Nephrokalzinose, chronische Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), Zystennieren
    • Zentraler Diabetes insipidus (ADH-Mangel)
  • Hyperhydratation – Hypernatriämie (Natriumüberschuss) bei Hypervolämie (Gesamtprotein ↓); Hämatokrit ↓
    • Übermäßige Kochsalzzufuhr:
      • Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus)
      • Meerwasserintoxikation (Trinken von Salzwasser)
      • iatrogen (z. B. Infusion hypertoner Kochsalz- oder Natriumbicarbonat-Lösung oder natriumshaltige Penicillinsalze)
    • Erhöhte Natriumrückresorption:
      • Niereninsuffizienz – Prozess, der zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Nierenfunktion führt
  • Medikamente (mit natriumretinierender Wirkung)
    • Hormone: Glucocorticoide (Prednisolon)
    • Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe) – Celecoxib, Etoricoxib

Interpretation erniedrigter Werte (im Serum; Hyponatriämie (Natriummangel))

  • Pseudohyponatriämie (Pseudonatriummangel): Diese ist gekennzeichnet durch Euvolämie, verursacht durch Verdrängung von Plasmawasser durch beispielsweise rasche Infusion einer hypertonen Lösung oder hohe Konzentrationen von Lipoproteinen und Plasmaproteinen
    Weitere Ursachen dafür sind:
    • Hyperlipoproteinämie (siehe Lipoproteine)
    • Hyperproteinämie (Plasmozytom, M. Waldenström)
  • Dehydratation: (Hyponatriämie (Natriummangel) bei Hypovolämie) bzw. isotone und hypotone Dehydratation
    Ursachen dafür sind:
    • Diarrhoe (Durchfälle)
    • Erbrechen
    • Mineralcorticoidmangel (M. Addison)
    • Interstitielle Nephritis 
    • Salzverlustniere
  • Hyponatriämie (Natriummangel) bei Euvolämie
    • Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion SIADH) (Synonym: Schwartz-Bartter-Syndrom) –  es besteht in Bezug auf die Blutplasma-Osmolalität eine unangemessene hohe Ausschüttung von Antidiuretischem Hormon (ADH; ADH-Exzess); dieses führt zu einer zu geringen Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren mit der Entstehung eines hochkonzentrierten Urins; die Folge ist eine Hyperhydratation (Überwässerung) mit Verdünnungshyponatriämie ("Verdünnungs-Natriummangel"), die zu einem Hirnödem (Hirnschwellung) führen kann.
      Ätiologie (Ursachen): in ca. 80 % der Fälle paraneoplastisch bei Patienten mit einem kleinzelligen Bronchialkarzinom; weitere mögliche Ursachen sind:
      • Erkrankungen des ZNS (zentralen Nervensystem): intrakranielle Blutung (Blutung innerhalb des Schädels; parenchymatöse, subarachnoidale, sub- und epidurale sowie supra- und infratentorielle Blutungen)/intrazerebrale Blutung (ICB; Hirnblutung), Hirntumoren, Guillain-Barré-Syndrom (GBS), Infektionen, Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung), multiple Sklerose (MS)
      • Pulmonale Erkrankungen (Lungenerkrankungen): Pneumonie (Lungenentzündung/insb. Legionellenpneumonie (Lungenentzündung durch den Erreger Legionella pneumophilia)), Bronchialkarzinom (kleinzellig und nicht kleinzellig), Emphysem (Lungenüberblähung), chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Tuberkulose
      • Maligne (bösartige) Erkrankungen: Karzinome (Lunge, HNO-Bereich, Gastrointestinal- und Urogenitaltrakt Magen-Darm-Trakt und Harn- und Geschlechtsapparat), Lymphome, Sarkome
      • Medikamente: Antidepressiva, Antiepileptika, Antikonvulsiva, Antipsychotika, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Opioide
      • Diverses: Mutationen des Vasopressin-2-Rezeptors, Riesenzellarteriitis, idiopathisch
      Symptome: Nausea (Übelkeit), Appetitlosigkeit, Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Hyperhydratation (Hyponatriämie (Natriummangel) bei Hypervolämie (Gesamtprotein↓) (= "Natriumverdünnung"):
    • ADH-Exzess (SIADH; Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)
    • Herzinsuffizienz
    • Leberzirrhose
    • Myokardinfarkt (Herzinfarkt), akuter
    • Nephrotisches Syndrom
    • Niereninsuffizienz (fortschreitende Verringerung der Nierenfunktion), akute und chronische
    • bei Wasseraufnahme, die die Ausscheidungsfähigkeit der Niere übersteigt
  • Hypoosmolalität und Hyponatriämie (Natriummangel)
    • Chronischer Alkoholabusus bzw. Alkoholintoxikation
  • Medikamente
    • ACE-Hemmer4
    • Analgetika
      • nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)3, auch nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAP) oder NSAID (non-steroidal anti-inflammatory drugs) genannt
    • Antidepressiva [1]
      • Gruppe der noradrenergen und spezifisch serotonergen Antidepressiva (NaSSA) – Mirtazapin [mäßiges Risiko]
      • Selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) – Venlafaxin [hohes Risiko]
      • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer1 (SSRI = Selective Serotonin Reuptake Inhibitor) – Citalopram, Escitalopram, Fluvoxamin, Fluoxetin, Paroxetin, Sertarlin [hohes Risiko]
      • Trizyklischen Antidepressiva (TCA) – Amitriptylin4 [mäßiges Risiko]
    • Antimalariamittel (Atovaquon)
    • Antikonvulsiva (Carbamazepin1, Gabapentin, Topiramat)
    • Antipsychotika (Neuroleptika) – Haloperidol4
    • Diuretika
      • Thiaziddiuretika (Hydrochlorothiazid (HCT), Benzthiazid, Clopamid, Chlortalidon (CTDN), Chlorothiazid, Hydroflumethiazid, Indapamid, Methyclothiazid, Metolazon, Polythiazid und Trichlormethiazid, Xipamid)
    • Drogen
      • Ecstasy4
      • Opiate1
    • Fibrate (Clofibrat
    • Füll-/Quellmittel (Flohsamen, Leinsamen) [bei längerem Gebrauch]
    • Hormone
      • Desmopressin2
      • Oxytocin2
      • Vasopressin2
    • Sulfonylharnstoff (Glibenclamid Glibenclamid,  Glibornurid,  Gliclazid, Glipizid, Gliquidon, Glisoxepid, Glycodiazin (Redul) Sulfonylharnstoffe der dritten Generation: Glimepirid (Amaryl)) 
    • Zytostatika3 (Cyclophosphamid, Platin-Verbindungen, Vinca-Alkaloide)
  • Erhöhter Bedarf
    • Erhöhte Schweißverluste nach schwerer körperlicher Tätigkeit
    • Schwangere und Stillende
    • Verluste über die Haut, wie bei ausgedehnten Hautläsionen oder Mukoviszidose (hohe Natriumkonzentrationen im Schweiß)

1 Arzneimittel, die die Freisetzung von antidiuretischen Hormon (ADH) stimulieren
2 Arzneimittel, die exogen ADH zuführen
3 Arzneimittel, die die Wirkung von ADH potenzieren können
4 Arzneimittel, die zu einer Hyponatriämie (Natriummangel) unklarer Genese (Ursache) führen können

Weitere Hinweise

  • Eine Hyponatriämie (Natriummangel, < 135 mmol/l) kann Ursache einer Gangunsicherheit (Gangstörungen) und Stürze im Alter sein.
    Sie wird auf Grund der Serumkonzentration wie folgt klassifiziert:
    • leichter Hyponatriämie (Natriummangel, Serum-Natrium-Werten zwischen 130 und 135 mmol/l)
    • moderater Hyponatriämie (Natriummangel, 125 bis 129 mmol/l)
    • schwerer Hyponatriämie (Natriummangel, < 125 mmol/l)
    Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) beträgt ca. 2 %.
    Die Symptome können variieren von leicht und unspezifisch bis schwer und lebensbedrohlich. Moderat schwere Symptome sind: Übelkeit ohne Erbrechen, Kopfschmerzen und Verwirrtheit. Schwere Symptome sind Erbrechen, kardiorespiratorische Probleme, Krampfanfälle, Somnolenz und Koma.
    Patienten mit chronischer Hyponatriämie (Natriummangel) fallen auf durch Gangunsicherheit (Gangstörung) und kognitive Defizite.
    Eine Hyponatriämie (Natriummangel) gilt als unabhängiger Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität (Sterberate) bei kardiovaskulären und pulmonalen Erkrankungen; bei der Leberzirrhose gilt eine Hyponatriämie (Natriummangel) als ein extrem ungünstiger Prognosemarker
  • Der normale Bedarf an Natrium liegt bei Frauen sowie Männern bei 550 mg/d.

Literatur

  1. De Picker L et al.: Antidepressants and the Risk of Hyponatraemia: A class-by-class review of the literature. Published Online: April 21, 2014. doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.psym.2014.01.010
     
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