Kalium

Bei Kalium handelt es sich um ein wichtiges Element aus der Gruppe der Alkalimetalle, welches zu den Elektrolyten (Blutsalzen) gezählt wird.
Dabei ist das Kalium das Hauptkation der intrazellulären Flüssigkeit (98 %) – innerhalb der Zelle befindliche Flüssigkeit – neben verschiedenen Phosphatestern.
Es ist vor allem für die normale Aktivität von Nerven und Muskulatur, aber auch für die gesamte Zellfunktion wichtig.

Die durchschnittliche tägliche Kaliumaufnahme beträgt zwischen 40 und 120 mmol.
Kalium wird hauptsächlich renal ("über die Nieren") ausgeschieden, die Ausscheidung kann jedoch bei chronischer Niereninsuffizienz zu einem gewissen Anteil (bis circa 60 %) enteral ("über den Darm") erfolgen.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum oder LiH-Plasma
  • Spontan- oder Sammelurin (24 h-Urin)

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig       

Störfaktoren

  • Lange Venenstauung ebenso wie starken Sog bei der Entnahme meiden! (führen zur Hämolyse/Auflösung der roten Blutkörperchen)
  • Durch übermäßige Aktivität der Unterarmmuskeln ("Pumpen") wird Kalium aus den Muskelzellen freigesetzt (verfälschte und hohe Ergebnisse).
  • Lagerung des Vollblutes länger als 2-4 h (führt zu einer artifiziellen Erhöhung des Kaliumwertes)
    Ursache: Die Kaliumkonzentration ist in den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) 25-mal höher als im Plasma! Ein Kaliumanstieg findet schon bei geringgradiger Hämolyse statt. Dieser ist mit dem Auge noch nicht sichtbar und kann auch nur die Thrombozyten (Blutplättchen) betreffen!

Hinweis: Diese Effekte könnten ggf. durch simultane Messung der Laktatdehydrogenase (LDH) ausgeschlossen werden.

Normwerte – Blut

  Normwerte in mmol/l
1. Lebenswoche 3,2-5,5
1. Lebensmonat (LM) 3,4-6,0
< 6. LM 3,5-5,6
6.-12. LM 3,5-6,1
> 1. Lebensjahr 3,5-6,1
Erwachsene 3,8-5,2*

*Gemäß den aktuellen ESC-Leitlinien 2021 zur Diagnostik und Therapie der akuten und chronischen Herzinsuffizienz (Herzschwäche) wird der Grenzwert für eine Hyperkaliämie bei Serum-Kalium mit > 5 mmol/l angegeben [ESC Leitlinie].

Normwerte – Urin

Normwert in mmol/24 h 30-100

Beim Fasten kann der Wert absinken.

Indikationen

  • Verdacht auf Störungen im Säure-Basen-Haushalt

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte (im Serum; Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss))

  • Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch)
  • Azidose – Übersäuerung des Blutes
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Hämolytische Anämie – Form der Blutarmut, bei der die roten Blutkörperchen zerstört werden und Kalium frei wird
  • Erhöhung des Gesamtkörper-Kaliums
    • Gewebezerfall (Hämolyse, Traumata, Tumoren, Strahlentherapie, Zytostatika)
    • Hypoaldosteronismus (primär und sekundär; M. Addison) – Verminderung des Aldosteron im Blut, welches den Elektrolyt (Salz)-Wasser-Haushalt reguliert
    • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
    • Vermehrte Zufuhr von Kalium; eine Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss) durch vermehrte Zufuhr von Kalium mit der Nahrung tritt nur bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion auf
  • Medikamente Erhöhung des Gesamtkörper-Kaliums durch:
    • ACE-Hemmer (Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Moexipril, Peridopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril)
    • Angiotension-II-Rezeptor-Antagonisten (AT-II-RB; ARB; Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten; Angiotensin-Rezeptorblocker; AT1-Rezeptorantagonisten, AT1-Rezeptorblocker, AT1-Antagonisten, AT1-Blocker; Angiotensin-Rezeptorblocker, Sartane) – Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan
    • Aldosteronantagonisten (Amilorid, Spironolacton, Eplerenon)
    • Betablocker
      • Nicht selektive Betablocker (z. B. Carvedilol, Propranolol, Soltalol)
      • Selektive Betablocker (z. B. Atenolol, Bisoprolol, Metoprolol)
    • Digitalis – Digitalisglykoside
    • Heparin
    • Nicht-steroidale Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure (ASS)
    • Weitere Medikamente siehe unter "Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss) durch Medikamente"

Interpretation erniedrigter Werte (im Serum; Hypokaliämie (Kaliummangel))

  • Alimentär (ernährungsbedingt)
    • Übermäßige Natriumzufuhr (kann zur Kaliumverarmung führen)
    • Totale parenterale Ernährung – komplette Ernährung über die Venen
    • Hungern
  • Endokrinologische Ursachen
    • Kaliumverschiebung in die Zellen durch Insulin, Adrenalin und Aldosteron
    • Erniedrigung des Gesamtkörper-Kaliums – renaler Verlust (Verlust über die Nieren) durch Hyperaldosteronismus (primär und sekundär) – Vermehrung des Aldosteron im Blut, welches den Salz-Wasser-Haushalt reguliert
  • Metabolische (stoffwechselbedingte) Störungen
    • Alkalose (metabolische) – übermäßiger Basengehalt im Blut
    • Hypomagnesiämie (Magnesiummangel) – die Durchlässigkeit von Kalium durch die Kalium-Kanäle wird erhöht und führt so zu renalen Kaliumverlusten – darüber hinaus wirkt sich die hohe Durchlässigkeit von Kalium auf das Herzmuskelaktionspotenzial aus
    • Erniedrigung des Gesamtkörper-Kaliums – renaler Verlust (Verlust über die Nieren) durch renale tubuläre Azidose
  • Erkrankungen
    • Hypokaliämische periodische Paralyse (HTTP) – genetisch bedingte Erkrankung, die zu circa einer Stunde dauernden schlaffen Lähmungen (motorische Muskelparesen; z. B. Beinparese/Beinschwäche) führt
    • Erniedrigung des Gesamtkörper-Kaliums – gastrointestinaler Verlust (über den Magen-Darm-Trakt) durch Erbrechen und Diarrhoe (Durchfall) oder intestinale Fisteln
    • Erniedrigung des Gesamtkörper-Kaliums – renaler Verlust (Verlust über die Nieren) bei Niereninsuffizienz und osmotischer Diurese bei Diabetes mellitus
  • Medikamente – Erniedrigung des Gesamtkörper-Kaliums
    • Amphotericin B (Antimykotikum; Antipilzmittel)
    • Betamimetika (Synonyme: β2-Sympathomimetika, auch β2-Adrenozeptor-Agonisten)Fenoterol, Formoterol, Hexoprenalin, Indaceterol, Olodaterol, Ritodrin, Salbutamol, Salmeterol, Terbutalin
    • Diuretika
      • Schleifendiuretika (Etacrynsäure, Furosemid, Piretanid, Torasemid)
      • Thiaziddiuretika (Hydrochlorothiazid (HCT), Benzthiazid, Clopamid, Chlortalidon (CTDN), Chlorothiazid, Hydroflumethiazid, Indapamid, Methyclothiazid, Metolazon, Polythiazid und Trichlormethiazid, Xipamid)
    • Laxantien (Abführmittel) wie Lactulose
    • Weitere Medikamente siehe unter "Hypokaliämie (Kaliummangel) durch Medikamente"
  • Erhöhter Bedarf
    • Frauen beziehungsweise Männer ≥ 65 Jahre (durch unzureichende Nahrungsaufnahme, häufige Einnahme von Medikamenten – Diuretika, Laxantien)
    • Diskutiert wird ein erhöhter Bedarf für Sportler und Schwerstarbeiter (nach mehrstündiger Dauerbelastung gehen über den Schweiß etwa 300 mg Kalium/Liter verloren)
    • Hypothermie (Unterkühlung)
    • Vergiftung mit Barium
    • Sonstiger erhöhter Verlust (Schwitzen)

Weitere Hinweise

  • Eine Pseudohyperkaliämie, d. h. ein falsch hoher Kaliumwert im Serum, liegt vor, wenn entweder Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) oder Thrombozyten (Blutplättchen) in vitro lysieren (sich "im Reagenzglas" auflösen) und ihr Kalium in das Serum abgeben (Hämolyse/Auflösung von roten Blutkörperchen). Weitere Ursachen einer Pseudohyperkaliämie sind u. a. das Auftreten einer Leukozytose (> 50.000 Leukozyten/mm3), eine hereditäre Sphärozytose (Kugelzellenanämie), eine fehlerhafte Blutabnahme (zu lange Venenstauung → Hämolyse) oder nach der Blutentnahme eine zu lange Lagerung des Blutes (führt zu einer artifiziellen Erhöhung des Kaliumwertes).
  • Da sich das Kalium zum überwiegenden Anteil intrazellulär befindet, sollte bei Verdacht auf eine Störung der Kaliumkonzentration immer auch ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet werden, um Störungen besser erkennen zu können.
  • Berechnung des Kaliumdefizits: 1 mmol Abweichung des Kaliumspiegels entspricht in etwa einem Kaliummangel von 100 mmol (1 mmol Kalium entspricht 39,1 mg).
  • Der normale Bedarf an Kalium liegt bei Frauen sowie Männern bei 4.000 mg/d.

Leitlinien

  1. McDonagh TA et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: Developed by the Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC), With the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J 2021; 42(36): 3599-3726.
     
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