Eiweiß-Elektrophorese im Serum

Bei einer Elektrophorese handelt es sich um eine Laboruntersuchung, bei der elektrisch geladene Teilchen des Blutes in einem elektrischen Feld wandern.
Die Geschwindigkeit dieser Wanderung hängt unter anderem von der Ionenladung der Teilchen, der Feldstärke und dem Radius der Teilchen ab.

Man kann verschiedene Formen der Elektrophorese unterscheiden:

  • Eiweiß-Elektrophorese im Blutserum, Urin oder Liquor
  • Hämoglobin-Elektrophorese (Synonym: Hb-Elektrophorese)
  • Immunfixations-Elektrophorese
  • Lipid-Elektrophorese

Bei der Eiweiß-Elektrophorese im Serum (Synonym: Serumelektrophorese, Serum-Eiweiß-Elektrophorese) werden folgende Fraktionen aufgespalten:

  • Gesamteiweiß
  • Albumin
  • Alpha-1-Fraktion
  • Alpha-2-Fraktion
  • Beta-Fraktion
  • Gamma-Fraktion

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig       

Störfaktoren

  • In der Schwangerschaft können verfälschte Werte gemessen werden

Normwerte – Neugeborene

Fraktion Normwert relativ in % Normwert absolut in g/dl
Gesamteiweiß   4,3-7,6
Albumin 60-65 3,2-4,8
Alpha-1-Fraktion 2-5 0,1-0,5
Alpha-2-Fraktion 7-10 0,3-0,7
Beta-Fraktion 2-16 0,2-0,8
Gamma-Fraktion 13-22 0,2-1,0

Normwerte – Kleinkinder

Fraktion Normwert relativ in % Normwert absolut in g/dl
Gesamteiweiß   5,5-8,0
Albumin 63-68 4,0-5,0
Alpha-1-Fraktion 2-5 0,2-0,4
Alpha-2-Fraktion 9-11 0,5-0,8
Beta-Fraktion 7-14 0,5-0,8
Gamma-Fraktion 5-19 0,3-1,2

Normwerte – Erwachsene/Schulkinder

Fraktion Normwert relativ in % Normwert absolut in g/dl
Gesamteiweiß   6,1-8,1
Albumin 56-68 3,8-6,0
Alpha-1-Fraktion 3-5 0,1-0,35
Alpha-2-Fraktion 6-10 0,3-0,85
Beta-Fraktion 8-14 0,5-1,1
Gamma-Fraktion 10-20 0,65-1,6

Indikationen

  • Pathologische Veränderungen des Gesamteiweißes, erhöhte BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
  • Verdacht auf Lebererkrankungen wie Hepatitis (Leberentzündung)
  • Verdacht auf Plasmozytom (multiples Myelom)
  • Verdacht auf Nierenerkrankungen wie das nephrotische Syndrom
  • Vorliegen von malignen Tumoren jeder Art
  • Verdacht auf Antikörpermangel

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Akute Entzündungen, nicht näher bezeichnet (Alpha-1/-2-Fraktion = Akute-Phase-Proteine)
  • Chronische Entzündungen (Spätstadium akuter Entzündungen), nicht näher bezeichnet (Gamma-Fraktion)
  • Leberzirrhose – bindegewebiger Umbau der Leber, der zu Funktionseinschränkung führt (Albumin)
  • Morbus Waldenström (Synonym: Waldenströms Makroglobulinämie) – maligne Lymphomerkrankung; wird zu den B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen gezählt; typisch ist eine abnorme Produktion von monoklonalem Immunglobulin M (IgM) durch die Lymphomzellen (= monoklonale Gammopathie vom Typ IgM); Form der Paraproteinämie, bei der es zu einer Osteoporose (Knochenschwund) und schubweiser Purpura (Kapillarblutung) kommt; im Gegensatz zum Plasmozytom werden weder Osteolysen (Knochenabbau) noch eine Hypercalcämie (Calciumüberschussbeobachtet.
  • Plasmozytom (multiples Myelom; monoklonale Gammopathie)

Interpretation erniedrigter Werte

  • Primäre IgM-Antikörpermangelsyndrome wie die X-chromosomale Hypogammaglobulinämie
  • Sekundäre IgG-Antikörpermangelsyndrome durch vermehrten Verlust (Verbrennungen, nephrotisches Syndrom oder verminderte Bildung (Chemo-, Strahlentherapie, Tumoren, nicht näher bezeichnet)
  • Nephrotisches Syndrom, Verbrennungen, Sarkome und maligne Lymphome (Albumine ↓)