Allergiediagnostik

Die Allergiediagnostik umfasst spezielle Hauttestungen, Nasentests, direkte und indirekte Allergentestungen, Messungen, Tests im Mund-, Nasen- und Rachenraum und Laboruntersuchungen.

Beachten Sie bitte zuvor die nachfolgenden Kontraindikationen (Gegenanzeigen) für Hauttestungen:

  • Hauterkrankungen im Testareal
  • Schwere anaphylaktische Reaktion auf das zu untersuchende Nahrungsmittel in der Anamnese (relative Kontraindikation)
  • Vorliegen einer Urticaria factitia (Hautreaktion, bei der juckende Quaddeln als unmittelbare Folge von Kratzen, Reiben oder Scheuern auftreten)
  • Einnahme von Medikamenten, die das Hauttestergebnis beeinflussen (z. B. sollten Antihistaminika 2 Wochen zuvor abgesetzt sein)

Hauttests

  • Pricktest – ein Tropfen eines Allergenextraktes wird auf die Haut des Patienten aufgebracht und dann mit einer Lanzette etwa 1 mm in die Haut gestochen; nach circa 15 Minuten wird dann das Ergebnis abgelesen. Eine positive Reaktion zeigt sich als helle Quaddel (Ödem) mit einem gerötetem Hof (Erythem). Als positiv (+) gilt eine Testreaktion ab einem Quaddeldurchmesser ≥ 3 mm.
  • Prick-to-Prick-Test – erst wird mit der Lanzette in die vermutete Allergenquelle gestochen, dann mit dieser Lanzette in die Haut des Patienten
  • Scratch-Test – hier werden auch Allergenextrakte auf die Haut des Patienten aufgetragen, die dann mit einer Lanzette wenige Millimeter lang oberflächlich angeritzt wird
  • Reibtest – das vermutliche Allergen wird auf die Innenseite des Unterarmes gerieben; bei positivem Ausfall zeigt sich nach wenigen Minuten ein Erythem (flächenhafte Hautrötung) oder Quaddeln
  • Epikutantest (Synonyme: Patch-Test, Patchtest, Pflastertest) – bei diesem Test wird ein Pflaster auf die Haut des Patienten aufgebracht, welches verschiedene Allergene enthält.
    Ablesezeitpunkte:
    • Tag 0: Epikutanpflaster aufkleben
    • Tag 2 (48 Stunden): Pflaster entfernen, erste Ablesung
    • Tag 3 (72 h): zweite Ablesung
    • Zwischen Tag 7 (168 h) und Tag 10 (240 h): dritte Ablesung (Beachte: Ca.15 % der Testreaktionen ohne diese Spätablesung würde unerkannt bleiben [1].)
    Beachte:
    • Geht es um eine möglichst hohe Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) wird eine Expositionsdauer von zwei Tagen empfohlen.
    • Geht es um eine hohe Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt), kann erwogen werden die Expositionsdauer auf einen Tag zu begrenzen.
    • Um eine echte allergische Reaktion von einer gesteigerten Hautirritation abzugrenzen, wird das Detergenz Natriumlaurylsulfat als Irritanzkontrolle mitgetestet.
    • Medikamente, die vor der Durchführung des Epikutantest abgesetzt werden sollten: 
      • Steroid eine Woche vor dem Epikutantest absetzen.
      • Antihistaminika: absetzen im Intervall von 5 Halbwertzeiten.
  • Intrakutantest – ähnlich dem Pricktest, jedoch sensibler! Bei diesem Test wird eine definierte Menge eines Allergenextraktes intrakutan injiziert (d. h. Injektion des Allergens in die Dermis/Lederhaut) und ebenfalls nach 20 Minuten gegen einen Leertest abgelesen.
    Cave (Achtung)! Es besteht bei diesem Test die Gefahr einer hochgradigen allergischen Reaktion.[Fertigallergenlösungen zur Intrakutantestung stehen wahrscheinlich in Deutschland nicht mehr zur Verfügung]

Beachte: Eine positive Testreaktion weist nur eine allergische Sensibilisierung nach. Die klinische Relevanz kann durch einen Hauttest (HT) nicht beurteilt werden. Dieses ist nur im Zusammenhang mit einer ausführlichen Anamnese bzw. in Zweifelsfällen mit der nasalen/konjunktivalen Provokation möglich.

Serologische Tests

  • Radio-Allergo-Sorbent-Test (RAST) – Messung der allergenspezifischen IgE-Antikörper im Serum; diese sind für die Vermittlung bestimmter allergischer Reaktionen verantwortlich
  • Enzym-linked immuno sorbent Assay (ELISA) – Methode zum Nachweis von IgE-Antikörpern im Serum
  • CAP-Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay (CAP-FEIA) – Methode zum Nachweis von IgE-Antikörpern im Serum
  • Eosiniphiles kationisches Protein (ECP) – dieser Stoff wird von Eosinophilen – Zellen der Immunabwehr – gebildet und kann als Verlaufsparameter bei Allergien gebraucht werden
  • Tryptase – ein Enzym, welches von Mastzellen – wichtige Zellen bei allergischen Reaktionen – ausgeschüttet wird und somit als Parameter bei der Diagnostik einer Allergie gelten kann

Provokationstests

  • Nasaler Provokationstest – dabei wird ein Allergenextrakt in die Nase gesprüht; anschließend kann die Reaktion anhand der Rhinomanometrie – Messung der Druckdifferenz zwischen Naseneingang und Nasenrachenraum bei der Ein- und Ausatmung – nachgewiesen werden
  • Bronchialer Provokationstest – hierbei wird der Allergenextrakt inhaliert und danach die Reaktion durch die Lungenfunktionsprüfung gemessen
  • Oraler Provokationstest – Elimination der symptomauslösenden Nahrungsmittel, wobei über 2-3 Wochen eine Exposition erfolgt, um das Auftreten der Symptome zu beobachten

Bei den Provokationstests kann es zu heftigen Reaktionen kommen, sodass solche Tests nur von allergologisch-erfahrenen Ärzten durchgeführt werden sollten, die auch entsprechende Notfallmaßnahmen durchführen können.

Diätetische Tests

  • Eliminationsdiät – Meidung in Verdacht stehender Nahrungsmittel
  • Suchdiät – allergenarme Basisdiät, die zur Beschwerdefreiheit führt, mit Anschluss einer stufenweisen Suchkost

Die Allergiediagnostik wird mit der Allergieberatung kombiniert.

Ihr Nutzen

Die Allergiediagnostik weist Ihre Allergie auslösenden Stoffe nach. Vorher unklare Reaktionen Ihrer Haut, Ihres Hals-, Nasen-, Rachenraumes, Ihrer Augen und Ohren, Ihres Verdauungsapparates und Ihrer Lungen werden erkannt und können der richtigen Therapie zugeführt werden.

Die Allergiediagnostik dient dem Erkennen und der Analyse einer Allergieerkrankung sowie der sie auslösenden Stoffe.

Literatur

  1. Brans R, Mahler V: What should be considered during epicutaneous patch testing? Allergo J Int 2023;32:77-82

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Durchführung des Epikutantests mit Kontaktallergenen. (AWMF-Registernummer: 013-018), Mai 2007 doi: 10.1111/j.1610-0387.2008.06787.x
  2. S3-Leitlinie: Durchführung des Epikutantests mit Kontaktallergenen und Arzneimitteln. (AWMF-Registernummer: 013-018), März 2019 Langfassung