HPV-Diagnostik (Humane Papillomaviren)

Die HPV-Diagnostik – im Regelfall durch einen molekularbiologischen HPV-Nachweis (Gensondentest) – mittels Abstrich vom Gebärmutterhals – besitzt die höchste Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) aller zurzeit verfügbaren Nachweismethoden. Die HPV-Diagnostik dient dem Nachweis einer Infektion mit DNA-Viren aus der Gruppe der humanen Papillomaviren (HPV), die zum Beispiel Warzen hervorrufen.

Beachte: Der Infektionsnachweis ist nicht mit einer HPV-bedingten Erkrankung gleichzusetzen, da es sich bei HPV um einen fakultativ pathogenen Erreger handelt. Fakultativ pathogen nennt man Erreger, die einen geschwächten Immunstatus oder andere Defizite ihres Wirts voraussetzen, um Krankheiten zu verursachen.

Die HPV-Diagnostik sollte begleitend im Rahmen der zytologischen Untersuchung anlässlich der gynäkologischen Krebsvorsorge durchgeführt werden und dient zur Verbesserung der Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses (Cervixkarzinom).
Die HPV-Viren sind auch beteiligt an anderen Krebsarten des unteren Genitaltraktes. 

Beachte: Der Sexualverkehr mit einem HPV-infizierten Partner kann infizierte Zellen, freies Virus oder infiziertes Sperma im weiblichen Genitaltrakt ablagern, ohne dass es zur Infektion der Frau kommt. Erfolgt kurz nach dem Verkehr ein HPV-Test, kann daher das Ergebnis falsch-positiv sein [5].

HPV-Infektion [5]

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine dauerhafte Infektion mit sogenannten Hoch-Risiko-HPV-Typen – Typ 16 und 18 – maßgeblich an der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses beteiligt ist, während Niedrig-Risiko-HPV-Typen zu nicht bösartigen Veränderungen führen, die auch wieder von allein verschwinden.

Der Häufigkeitsgipfel für nachweisbare HPV-Infektionen liegt im Alter zwischen 20 und 25 Jahren. Je nach Häufigkeit des Partnerwechsels ist ein HPV-DNA-Nachweis bei bis zu 50 % der jungen Frauen nachzuweisen.

Von den HPV positiven Frauen entwickeln 5-10 % zytologische Auffälligkeiten, das heißt Auffälligkeiten im Rahmen der zytologischen Untersuchung. Dieses ist charakteristisch für einen fakultativ pathogenen Erreger.
Besteht eine HPV-Infektion im unteren Genitaltrakt über mehrere Jahre fort, können sich Krebsvorstufen – zum Beispiel Dysplasien – entwickeln. Weniger als 1 % der durchgehend bestehenden HPV-Infektionen führten nach durchschnittlich 15 Jahren zum Gebärmutterhalskrebs.

Weiterhin zeigten Forscher am Uniklinikum Heidelberg, dass bösartige Tumoren der Vagina (Scheide) ebenfalls ihren Ursprung in Krebszellen des Gebärmutterhalses nehmen können [1]. Es zeigten sich dabei Gemeinsamkeiten im Erbgut von Tumorzellen der Vagina (Scheide) und der humanen Papillomaviren.

Da nur wenige der Infizierten an Gebärmutterhalskrebs erkranken, sind neben der HPV-Infektion noch andere Cofaktoren – mit verursachenden Faktoren – von Bedeutung, wie beispielsweise:

  • Genetische Faktoren
  • Rauchen
  • Drogen wie Cannabis (Haschisch und Marihuana), Kokain u. a.
  • Promiskuität (sexueller Kontakte mit relativ häufig wechselnden verschiedenen Partnern)
  • Schlechte Genitalhygiene
  • Andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie HIV/AIDS oder Herpes genitalis
  • Immundefizienz (Immunschwäche)
  • Immunsuppressive Medikamente

Klinisches Bild

Es sind folgende Krankheitsbilder bekannt:

  • Condylomata acuminata – Feig- oder Feuchtwarzen genannt – im Bereich der Vulva (äußere Scheide), der Vagina (innere Scheide) und der Portio (Teil des Gebärmutterhalses, der in die Scheide hineinragt – auch Gebärmuttermund genannt) und der Cervix uteri (Gebärmutterhals).
  • Krebsvorstufen des Portiokarzinoms (Gebärmuttermundkrebs) und Cervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs) 
  • Condylomata acuminata – außerhalb des Genitaltraktes im Analbereich (Mastdarmausgang) selten ist der Befall der Urethra (Harnröhre)
  • Larynxpapillome bei Neugeborenen und Kleinkindern

Anmerkung!
Die HPV-Typen 16 und 18 werden zudem für etwa 15 Prozent der Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinome verantwortlich gemacht.

Ein neu entwickeltes serologische Verfahren ermöglicht es, 95 % dieser lange Zeit symptomfrei wachsenden Karzinome zu entdecken [6].

Die HPV-Diagnostik sollte begleitend im Rahmen der gynäkologischen Krebsvorsorge durchgeführt werden.

Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Humanes Pallioma-Virus-DNA-Nachweis (aus Biopsiematerial)
    Die HPV-Typen werden aufgrund ihres Potenzials zur Induktion maligner genitaler Erkrankungen in zwei Gruppen eingeteilt:
    • HIGH RISK Typen: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68
    • LOW RISK Typen: 6, 11, 42, 43, 44
  • Histologische Untersuchung (aus Biopsiematerial)
  • Serologische HPV-Untersuchung (Vollblut oder Serum) [6]

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Bakterien
    • Chlamydia trachomatis (Lymphogranuloma venereum) – Serologie: Chlamydia trachomatis,
    • Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhoe) – Genitalabstrich auf Erreger und Resistenz, speziell auf Neisseria gonorrhoeae
    • Treponema pallidum (Syphilis) – Antikörper gegen Treponema pallidum (TPHA, VDRL etc.)
    • Ureaplasma urealyticum
  • Viren
    • HIV (AIDS)
    • Herpes simplex-Virus Typ 1/2 (HSV Typ 1 u. 2)
  • Mykosen/Parasiten
    • Candida albicans u.a. Candida-Arten Genitalabstrich – Erreger und Resistenz
    • Trichomonas vaginalis (Trichomoniasis, Kolpitis) – Antigennachweis

Impfschutz

In wissenschaftlichen Studien wurden bereits Impfstoffe getestet, die zuverlässig vor Infektionen mit den beiden Hochrisiko-Virustypen 16 und 18 und auch anderen Virustypen schützen können [2, 3]. Es ergaben sich 94 bis 100 Prozent Schutzwirkung. Wissenschaftler erhoffen sich dadurch eine wirksame Prävention des Cervixkarzinoms (Schutz vor dem Gebärmutterhalskrebs):

  • Der tetravalente Wirkstoff gegen das HPV 6, 11, 16 und 18 zeigt eine 98 % Wirksamkeit. 
  • Der bivalente Wirkstoff gegen das HPV 16 und 18 zeigt eine Wirksamkeit von 91 % bei inzidenten Infektionen, eine 100 % Wirksamkeit bei persistenten Infektionen und eine 90 % Wirksamkeit gegen HPV 16-, 18- assoziierte CIN; für den bivalenten Impfstoff liegen placebokontrollierte Immunogenitäts-Langzeitdaten über bisher mehr als 9 Jahren vor (Stand: 2012)
  • In der Langzeitnachbeobachtung liegen bisher keine Hinweise auf ein Nachlassen des Impfschutzes nach Impfung gegen HPV 16 und 18 vor (Stand: 2014).
  • Weitere Daten zu diesem Thema s. u. "HPV-Impfung".

Beachte

  • Auch gegen HPV geimpfte Frauen müssen regelmäßig zur Krebsvorsorgeuntersuchung gehen, da sich die Impfung nicht gegen alle onkogene Viren richtet. Bei geimpften Frauen ist die Wahrscheinlichkeit für auffällige Befunde jedoch viel geringer als bei anderen Frauen.
  • Gemäß einer Studie steigt das Risiko einer zervikalen Infektion (Infektion des Gebärmutterhalskanal) mit High-risk-HP-Viren, die in der Impfung nicht berücksichtigt sind, um acht Prozent pro Jahr; besonders HPV-56 und -68 breiten sich aus [7].
  • Ein HPV-basiertes Screening (HPV-Test) bietet jedoch im Vergleich mit der Zytologie einen um 60 bis 70 % höheren Schutz vor invasiven Cervixkarzinomen [4].

Ihr Nutzen

Der Abstrich vom Gebärmutterhals – mittels eines HPV-Gensondentestes – z. B. im Rahmen der Krebsvorsorge – ist eine wichtige vorbeugende Untersuchung für Ihre Gesundheit, die Fehldiagnosen mit schwerwiegenden Konsequenzen verhindern kann. Durch einen zuverlässigen Impfschutz ist es inzwischen möglich, sich vor einer Infektion mit HPV-Viren zu schützen.

Literatur

  1. Vinokurova S, Wentzensen N, Einenkel J, Klaes R, Ziegert C, Melsheimer P, Sartor H, Horn LC, Hockel M, von Knebel Doeberitz M: Clonal history of papillomavirus-induced dysplasia in the female lower genital tract. J Natl Cancer Inst. 2005 Dec 21;97(24):1816-21.
  2. Harper DM, Franco EL, Wheeler C, Ferris DG, Jenkins D, Schuind A, Zahaf T, Innis B, Naud P, De Carvalho NS, Roteli-Martins CM, Teixeira J, Blatter MM, Korn AP, Quint W, Dubin G, GlaxoSmithKline HPV Vaccine Study Group: Efficacy of a bivalent L1 virus-like particle vaccine in prevention of infection with human papillomavirus types 16 and 18 in young women: a randomised controlled trial. Lancet. 2004 Nov 13-19;364(9447):1757-65.
  3. Villa LL, Costa RL, Petta CA, Andrade RP, Ault KA, Giuliano AR, Wheeler CM, Koutsky LA, Malm C, Lehtinen M, Skjeldestad FE, Olsson SE, Steinwall M, Brown DR, Kurman RJ, Ronnett BM, Stoler MH, Ferenczy A, Harper DM, Tamms GM, Yu J, Lupinacci L, Railkar R, Taddeo FJ, Jansen KU, Esser MT, Sings HL, Saah AJ, Barr E: Prophylactic quadrivalent human papillomavirus (types 6, 11, 16, and 18) L1 virus-like particle vaccine in young women: a randomised double-blind placebo-controlled multicentre phase II efficacy trial. Lancet Oncol. 2005 May;6(5):271-8.
  4. Ronco G et al.: Efficacy of HPV-based screening for prevention of invasive cervical cancer: follow-up of four European randomised controlled trials. Lancet. 2014 Feb 8;383(9916):524-32. doi: 10.1016/S0140-6736(13)62218-7
  5. Malagon T et al.: Estimating HPV DNA deposition between sexual partners using HPV concordance, Y chromosome DNA detection, and self-reported sexual behaviors. J Infect Dis. 2017 Dec 5;216(10):1210-1218. doi: 10.1093/infdis/jix477.
  6. Weiland T et al.: DRH1 – a novel blood-based HPV tumour marker. The Lancet-EBioMedicine, 56, https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2020.102804
  7. Schlecht NF et al.: Incidence and Types of Human Papillomavirus Infections in Adolescent Girls and Young Women Immunized With the Human Papillomavirus Vaccine JAMA Netw Open. 2021;4(8):e2121893. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.21893

Leitlinien

  1. Klinghammer K et al.:  Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinome. Onkopedia Leitlinien. Oktober 2022.

     
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