Ultraschall der Prostata (Prostatasonographie)

Die Prostatasonographie (Synonym: Ultraschall der Prostata) ist ein bildgebendes Diagnoseverfahren aus dem medizinischen Fachgebiet der Urologie, bei dem mit Hilfe von Ultraschallaufnahmen der inneren Organe in der Beckenregion gemacht werden. Es ist ein nichtinvasives diagnostisches Verfahren, das ohne Röntgenstrahlung auskommt.

Die Prostatasonographie dient vor allem der Beurteilung des Prostatagewebes bzw. der Diagnostik von Veränderungen der Prostata.
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, sitzt im Becken des Mannes zwischen der Harnblase und dem Darm.
Des Weiteren kann mit der Prostatasonographie das Prostatavolumen bestimmt werden (Prostatavolumetrie). Dieses ist u. a. von Bedeutung bei einer der häufigen Erkrankungen des Mannes: der benignen Prostatahyperplasie (gutartigen Prostatavergrößerung).
Neben der Prostata werden die Vesicula seminalis (Samenblasen), die Harnblase, die Ductus deferentes (Samenleiter) sowie Anteile der Urethra (Harnröhre) beurteilt. Ein weiteres Einsatzgebiet der Prostatasonographie ist die Operationsplanung von Eingriffen an der Prostata, wie z. B. der Prostatektomie (Entfernung der Prostata). Hierzu gehört beispielsweise das präoperative Tumorstaging (Stadienbestimmung). Weitere Indikationen siehe unten.

Für die Durchführung einer Prostatasonographie stehen zwei Verfahren zur Verfügung:

  • Transrektaler Ultraschall (TRUS; Synonym: transrektale Prostatasonographie, TPS) – Endosonographische Darstellung der Prostata durch das Rektum, d. h. die Ultraschallsonde wird durch den Anus (After) in das Rektum (Enddarm) eingeführt. Da die Prostata in direkter Lagebeziehung zum Rektum steht, kann sie einfach und genau durch die Ultraschallwellen erfasst werden.
  • Suprapubischer Ultraschall – Darstellung der Prostata über den Unterbauch. Diese Variante wird im heutigen klinischen Alltag nur selten eingesetzt, da die Genauigkeit der Untersuchung vom transrektalen Ultraschall übertroffen wird.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Jährlich ab dem 40. Lebensjahr als Vorsorgemaßnahme
  • Pathologischer Palpationsbefund (Tastbefund) (DRU; digitale rektale Untersuchung) und/oder erhöhtem Serum-PSA (prostataspezifisches Antigen)
  • Bestimmung des Prostatavolumens
  • Bei Verdacht auf Veränderungen der Prostata:
    • Benigne Prostatahyperplasie (BPH; gutartige Prostatavergrößerung)
    • Prostatakarzinom (Prostatakrebs)
    • Prostatitis (Prostataentzündung)
    • Abszess (Eiterhöhle) im Bereich der Prostata
  • Veränderungen der Vesicula seminalis (Samenbläschen)
  • Miktionsstörungen (Störungen beim Wasserlassen)
  • Restharnbestimmung (Bestimmung der Menge an Harn (Urin), die nach einer normalen Miktion in der Harnblase zurückbleibt)
  • Verdacht auf Blasenauslassobstruktion (teilweise oder ganze Blockade der Harnblase, die verhindert, dass der Urin über die Harnwege nach draußen gelangt)
  • Detektion (Feststellung) der Ursachen eines Harnverhalts
  • Dichtigkeitsprüfung der Urethra-Blasenhals-Anastomose ("operative Verbindung von Harnröhre und Blasenhals) nach radikaler Prostatektomie (operative Entfernung von Prostata mit Kapsel, den Endstücken der Samenleiter, den Samenblasen und den regionalen Lymphknoten) 
  • Sonographisch gesteuerte Prostatabiopsie (ultraschallgestützte Prostatapunktion bzw. -biopsie; s. u. "ultraschallgestützte Prostatapunktion")

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Für die Durchführung einer transrektalen Prostatasonographie bestehen keine Kontraindikationen, da es sich um ein nichtinvasives diagnostisches Verfahren handelt, das ohne Röntgenstrahlung auskommt. Sollte jedoch zusätzlich eine Biopsie (Gewebeentnahme) durchgeführt werden, ist die Blutgerinnung des Patienten zu überprüfen, um einer Blutung vorzubeugen.

Vor der Untersuchung

Die Routine-Prostatasonographie macht keine Darmvorbereitung notwendig, die Rektumampulle (Mastdarm) sollte jedoch nicht voll Stuhl sein.

Bei der ultraschallgestützte Prostatapunktion empfiehlt sich die Reinigung des Enddarms mittels eines Mikroklistiers, da dadurch das Rektum sowohl von Darmluft als auch von Stuhlresten befreit wird. Des Weiteren verringert dies die Infektionsrate.

Verfahren

Der Patient liegt während der Untersuchung entweder seitlich in Embryonalhaltung (rechts oder links) oder in der Steinschnittlage. Die Ultraschallsonde ist mit einem Kondom bedeckt. Vor dem Einführen der Sonde untersucht der Urologe zunächst digital rektal (Untersuchung des Rektums/Mastdarm mit dem Finger; DRU). Häufig bildet ein auffälliger Tastbefund die Grundlage für die Indikationsstellung einer Sonographie. Anschließend wird der Ultraschallkopf langsam in das Rektum eingeführt und die Prostata durch langsames Vorschieben durchgemustert. Neben der Prostata werden die Vesicula seminalis (Samenblasen), die Harnblase, die Ductus deferentes (Samenleiter) sowie Anteile der Urethra (Harnröhre; Pars praeprostatica (von der Harnblasenwand bis zur Prostata), Pars prostatica (Prostataabschnitt) und Pars membranacea (Beckenbodenteil)) beurteilt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Beschaffenheit des Prostatagewebes, Inhomogenitäten können ein Hinweis auf eine Neubildung oder eine Entzündung sein.

Benigne Prostatahyperplasie (BPH): Sonographisch zeigt sich neben der Volumenzunahme eine Knotenbildung (vorwiegend im Bereich der innenliegenden Transitionalzone und periurethralen Zone). 

Prostatakarzinom: Bei der transrektalen Sonographie werden Karzinome überwiegend als echoarme Areale (Hypoechogenität) dargestellt. In einer Untersuchung hatten 71 % der Karzinome ein hypoechogenes Erscheinungsbild, 27 % waren isoechogen [3]. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei einer Hypoechogenität nur bei einem geringen Anteil (30 %) auch um ein Karzinom handelt [4]. Im Gegensatz zur BPH sind Prostatakarzinome meist in der peripheren Zone lokalisiert.

Als sonographisches Malignitätkriterien (Kriterien der Bösartigkeit) eines Prostatakarzinoms gelten [5]:

  • unregelmäßige Begrenzung
  • nodulare oder Cluster-Auffälligkeit (Traube, Bündel, Schwarm, Haufen),
  • Ausdehnung der Auffälligkeit an der Außenseite der peripheren Zone
  • verstärkte Durchblutung (im Farbdoppler vermehrte Vaskularisation)

Blasenauslassobstruktion (teilweise oder ganze Blockade der Harnblase, die verhindert, dass der Urin über die Harnwege nach draußen gelangt): Dazu wird die Detrusordicke (Musculus detrusor vesicae; Muskulatur, die an der Entleerung der Harnblase beteiligt ist) bestimmt. Wenn diese ≥ 2 mm bei einer Blasenfüllung ≥ 250 ml ist, dann ist eine Blasenauslassobstruktion sehr wahrscheinlich (∼ 95 %).

Chronische Prostatitis (Prostataentzündung): Dabei lassen sich dystrophe Verkalkungen nachweisen.

Die Prostatavolumetrie ist fester Bestandteil der Untersuchung, da sie wichtige diagnostische Parameter liefert. Hierbei wir das Volumen aus dem Längs- und dem Querschnitt berechnet. Ihr Volumen liegt bei 20 bis 30 Kubikzentimetern (cm3/ml) und ihr Normalgewicht bei etwa 15 bis 20 Gramm.

Bei einer auffälligen Prostatasonographie besteht die Indikation für eine Punktion bzw. Biopsie [5]. Die Biopsie erfolgt als sogenannte systematische Biopsie (SB) mit dem transrektalen Ultraschall im B‑Bild-Modus (B-TRUS; Echo-Signale werden als zweidimensionale Schnittbilder in Graustufen sichtbar gemacht). Inzwischen gibt es auch ähnlich der multiparametrische oder auch funktionelle Magnetresonanztomographie (mp-MRT, Kernspintomographie) die gleichzeitige Anwendung struktureller (B-TRUS) und funktioneller TRUS-Techniken unter dem Begriff multiparametrischer TRUS (mpTRUS) [6]. Dieses Verfahren führt zu erhöhten diagnostischen Genauigkeit in der Prostatakrebsdiagnostik durch funktionelle Gewebeinformationen, wie der Gewebehärte oder des Durchblutungsmusters [7].
Es scheint wahrscheinlich, dass mit der multiparametrischen MRT die Anzahl unnötiger Biopsien reduziert wären können, ohne das Risiko zu erhöhen, dass ein klinisch relevantes Prostatakarzinom übersehen wird; das diagnosefreie Überleben der Patienten mit Indexläsionen der Kategorie 1 und 2 betrug nach 3 Jahren 99, 6 % [8].

Die ultraschallgestützte Prostatapunktion (Synonym: sonographisch gesteuerte Prostatapunktion) kann unter anderem zur Erkennung und Beurteilung eines Prostatakarzinoms eingesetzt werden. Das Prostatakarzinom wird in der Regel mit Hilfe einer histologischen (feingeweblichen) Untersuchung von Prostatastanzbiopsien nachgewiesen. Eine Prostatabiopsie (Gewebeentnahme) wird nur bei begründetem Verdacht durchgeführt, wie beispielsweise bei einem auffälligen Tastbefund der Prostata oder bei Auftreten eines suspekten Ultraschallbefundes in der transrektalen Sonographie bzw. auffällige PSA-Werte. Das Prostata-spezifische-Antigen (PSA) ist ein sogenannter Tumormarker, der bei einem Prostatatumor erhöht sein kann und einen Hinweis auf das Vorliegen dieser Erkrankung liefert.

Nach der Untersuchung

Nach der Prostatasonographie sind keine besonderen Maßnahmen notwendig.

Mögliche Komplikationen

Da es sich um ein nichtinvasives Verfahren handelt, sind in der Regel keine Komplikationen zu erwarten. Lediglich das Einführen der Ultraschallsonde stellt eine für den Patienten ungewohnte und unangenehme Situation dar.

Ihr Nutzen

Die transrektale Prostatasonographie dient Ihrer Prostata-Krebsvorsorge und kann Sie vor einer zu spät erkannten Krebserkrankung schützen.

Die regelmäßige Untersuchung dient dem Erhalt Ihrer Gesundheit und Ihrer Vitalität. Eine rechtzeitig erkannte Krebserkrankung der Prostata kann geheilt werden.

Literatur

  1. Hofmann R et al.: Ultraschall in der Urologie. Springer Verlag 2012
  2. Christoph FD: Endosonographie: Lehrbuch und Atlas des endoskopischen Ultraschalls. Georg Thieme Verlag 2008
  3. McNeal JE: Normal histology of the prostate. Am J Surg Pathol. 1988;12:619-33.
  4. Lee F, Torp-Pedersen S, Littrup PJ et al.: Hypoechoic lesions of the prostate: clinical relevance of tumor size, digital rectal examination, and prostate-specific antigen. Radiology. 1989;170:29-32.
  5. Bertermann H: The European experience: use of transrectal ultrasound in the diagnosis and management of prostate cancer. Prog Clin Biol Res. 1987;237:177-94.
  6. Sidhu PS: Multiparametric Ultrasound (MPUS) imaging: terminology describing the many aspects of ultrasonography. Ultraschall Med 2015 Aug;36(4):315-7. doi: 10.1055/s-0035-1553381. Epub 2015 Aug 4.
  7. Postema A, Idzenga T, Mischi M et al (2015) Ultrasound modalities and quantification: developments of multiparametric ultrasonography, a new modality to detect, localize and target prostatic tumors. Curr Opin Urol 2015 May;25(3):191-7. doi: 10.1097/MOU.0000000000000162.
  8. Venderink W et al.: Multiparametric magnetic resonance imaging and follow-up to avoid prostate biopsy in 4259 men. BJU Int 2019 https://doi.org/10.1111/bju.14853

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prostatakarzinom. (AWMF-Registernummer: 043 - 022OL), Mai 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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