Ursachen
Akute myeloische Leukämie (AML)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Bei der akuten myeloischen Leukämie kommt es zu einer massenhaften Ausschwemmung von unreifzelligen Blasten (junge, nicht endgültig differenzierte Zellen) ins periphere Blut.

Vorläufer einer sekundären akuten myeloischen Leukämie (sAML) ist in ca. einem Drittel der Fälle ein myelodysplastisches Syndrom (MDS). Das MDS und die sAML sind hochgradig klonale Krebsleiden. 

Bei 18 % der AML-Patienten ist eine DNMT3A-Mutation nachweisbar (prämaligne Stammzelle). Diese bleibt selbst bei Patienten, die langfristig geheilt sind, weiterhin nachweisbar.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetische Erkrankungen 
      • Ataxia teleangiectatica (Synonyme: Ataxia teleangiectasia; Louis-Bar Syndrom; Boder-Sedgwick-Syndrom) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die unter anderem zur Ataxie (Gangstörungen), zu Kleinwuchs und hoher Infektanfälligkeit führt
      • Bloom-Syndrom (Synonym: kongenitales teleangiektatisches Syndrom) – seltene, genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die unter anderem zu Kleinwuchs und verschiedenen malignen (bösartigen) Erkrankungen (z. B. Leukämie) führen kann
      • Fanconi-Anämie (FA) [bei 50-60% der AML werden chromosomale Aberrationen gefunden, die meist prognostisch von erheblicher Relevanz;/ s. a. WHO-Klassifikation) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die im Kindesalter auftritt und zu hämatologischen Neoplasien (bösartige Neubildung der blutbildenden Zellen) führen kann (Risiko, vor dem 18. Lebensjahr an Krebs zu erkranken, beträgt ca. 11 %); typisches Zeichen für eine Fanconi-Anämie ist u. a. die Rückbildung des Knochenmarks (schwere aplastische Anämie) – häufig ist dabei eine Panzytopenie (Synonym: Trizytopenie; Verminderung aller drei Zellreihen im Blut)
      • Kostmann-Syndrom (Synonym: Morbus Kostmann, schwere kongenitale Neutropenie) – seltene genetische Erkrankung mit autosomal-dominant Erbgang, bei der ab Geburt im Blut zu wenig oder keine neutrophile Granulozyten (Immunabwehrzellen,die zu den weißen Blutkörperchen gehören) zu finden sind (Agranulozytose)
      • Trisomie 21 (Down-Syndrom) – spezielle Genommutation beim Menschen, bei der das gesamte 21. Chromosom oder Teile davon dreifach (Trisomie) vorliegen (Auftreten meist sporadisch). Neben für dieses Syndrom als typisch geltenden körperlichen Merkmalen sind in der Regel die kognitiven Fähigkeiten des betroffenen Menschen beeinträchtigt; des Weiteren liegt ein erhöhtes Risiko für eine Leukämie vor.

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen)
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) [1]

Krankheitsbedingte Ursachen

  • HTLV (human T-cell lymphotropic virus)-1-Virus-Infektion – in der Karibik und in Südjapan endemisch
  • Myelodysplastisches Syndrom (MDS) – Gruppe von heterogenen (uneinheitlichen) Erkrankungen des Knochenmarks (Stammzellerkrankungen) 

Medikamente

  • Azathioprin [2] 
  • Vorausgegangene Chemotherapie
    • vor allem mit Alkylanzien (Auftreten der Leukämie 4-6 Jahre nach Anwendung und Aberrationen an den Chromosomen 5 und/oder 7) sowie Topoisomerase II-Hemmer (Anthrazykline, Anthrachinone, Epipodophylotoxine) mit einem Leukämie-Beginn 1-3 Jahre nach Exposition
    • solide Tumoren (höchstes Risiko: Knochenkrebs (SIR 39,0; 95-%-Konfidenzintervall 21,4-65,5), Weichteilkrebs (SIR 10,4; 6,4-15,9) und Hodenkrebs (SIR, 12,3; 7,6-18,8); Tumoren in Peritoneum, Lungen (kleinzelliges Karzinom), Eierstock, Eileitern oder zentralem Nervensystem: SIR 5- bis 9-fache; übrigen Krebserkrankungen: SIR 1,5- bis 4-fache) [3]

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Strahlenexposition (ionisierende Strahlen), vor allem in Kombination mit der Gabe von Alkylanzien und Etoposid (Zytostatika)
  • Benzol
  • Exposition mit Mineralölprodukten, Farben, Äthylenoxyden
  • Formaldehyd
  • Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel)
  • Pestizide (Schädlingsbekämpfungsmittel)

Literatur

  1. Larsson SC, Wolk A: Overweight and obesity and incidence of leukemia: a meta-analysis of cohort studies. Int J Cancer. 2008 Mar 15;122(6):1418-21.
  2. Ertr-Archambault N et al.: Association of Therapy for Autoimmune Disease With Myelodysplastic Syndromes and Acute Myeloid Leukemia. JAMA Oncol. Published online February 2, 2017. doi:10.1001/jamaoncol.2016.6435
  3. Morton LM et al.: Association of Chemotherapy for Solid Tumors With Development of Therapy-Related Myelodysplastic Syndrome or Acute Myeloid Leukemia in the Modern Era. JAMA Oncol. Published online December 20, 2018. doi:10.1001/jamaoncol.2018.5625
     
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