Die manuelle Therapie (Synonyme: manuelle Medizin; Manualmedizin) dient der Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats. Sie ist eine bereits seit dem 19. Jahrhundert erfolgreich praktizierte Methode.
Die manuelle Medizin beinhaltet nicht nur Behandlungstechniken sondern auch spezielle Untersuchungsverfahren.
Schmerzen in Rücken, Gelenken oder Muskeln können verschiedene Ursachen haben. Oftmals handelt es sich um sogenannte Blockierungen. Das Wort „manuell“ stammt vom lateinischen Wort „manus“ – die Hand – ab. Es handelt sich demnach um eine Therapieform, bei welcher der Behandler ausschließlich mit seinen Händen (manuelle Therapie; Manualtherapie) arbeitet.
Die manuelle Therapie wird von Ärzten oder Physiotherapeuten mit spezieller Weiterbildung durchgeführt.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Funktionsstörungen bei Säuglingen, die Ursache von unphysiologischen Haltungs- und Bewegungsasymmetrien sowie Entwicklungsverzögerungen sein können.
- Begleitende Behandlung von Kindern mit infantiler Zerebralparese [1]
- Wirbelsäulenprobleme
- Lumbago/Dorsalgie (Rückenschmerzen)
- Arthralgie (Gelenkschmerzen)
- Myalgie (Muskelschmerzen)
Das Verfahren
Die manuelle Therapie beruht – ähnlich wie die Chiropraktik – auf der Erkenntnis, dass Verschiebungen der Wirbel aus ihrer physiologischen (normalen) Lage heraus zu Irritationen des Nervensystems führen. Es entstehen Einklemmungen im Bereich zwischen den Wirbeln, die durch Einrichten (adjustieren) der Wirbel wieder gelöst werden können. Auch Gelenke können so therapiert werden. Man spricht im Falle einer solchen Reizung des Nervensystems auch von einer Blockierung der Wirbelsäule.
Auslöser der Blockierungen sind häufig eine Überbelastung beim Sport oder Bewegungsmangel durch überwiegend sitzende Tätigkeit. Aber auch psychosoziale Faktoren wie Stress oder Konflikte können zur Schmerzquelle werden.
Die Blockierungen können zur Myalgie (Muskelschmerzen) führen, da der Wirbel in seiner „falschen“ Position die umgebende Muskulatur stärker beansprucht. Sind Blockierungen die Ursache für den Muskelschmerz, kann dieser mit professionellen Handgriffen beseitigt werden. Im Anschluss an die Beseitigung der Blockierungen muss ein individuelles Aufbauprogramm erfolgen, um Schmerzen zukünftig zu vermeiden.
Die Rückenmuskulatur muss gestärkt werden, um die Wirbelsäule zu fixieren. So kann verhindert werden, dass erneut Blockierungen auftreten.
Mögliche anschließende Therapiemaßnahmen sind:
- Medizinische Kräftigungstherapie (MKT)
- Physiotherapie und Krankengymnastik
- Rückenschule
Symptome und Beschwerden
Bei bestehenden Blockierungen können unter anderem folgende Beschwerden auftreten:
- Bewegungseinschränkungen
- Dysphagie (Schluckbeschwerden) – „Kloß im Hals“
- Hörstörungen
- Insomnie (Schlafstörungen)
- Nacken- und Kopfschmerzen
- Schweißausbrüche
- Schmerzen im Rücken (Lumbago/Dorsalgie), in den Gelenken (Arthralgie) oder den Muskeln (Myalgie)
- Sehstörungen
- Taubheitsgefühl, „Kribbeln“
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Verspannungen
- Vertigo (Schwindel)
Ablauf der Behandlung
Nach einer eingehenden Untersuchung kann der Manualtherapeut feststellen, ob Blockierungen die Ursache für Ihre Schmerzen sind. Ein Beispiel für die Manuelle Therapie ist die Manipulation eines blockierten Gelenks. Je nach Lage des blockierten Gelenks wird der Therapeut Sie in eine spezielle Position bringen. Mit gezielten Handgriffen bringt der Behandler mit wenig Kraftaufwand das Gelenk zurück in seine ursprüngliche Position. Somit ist wieder eine gesunde, schmerzfreie Gelenkfunktion möglich. Mitunter hören Sie ein Knack-Geräusch, wenn das Gelenk zurück in die physiologische (körperlich gesunde) Position gleitet.
Diese Behandlung ist schmerzfrei, wenn sie von einem geschulten Therapeuten durchgeführt wird.
Der Therapeut kann neben der Manipulation weitere Techniken anwenden. Dazu zählt die Weichteiltechnik, die gezielt Muskelschmerzen löst oder die Mobilisation, die bei eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten wieder mehr Freiraum und somit mehr Beweglichkeit schafft.
Ihr Nutzen
Ist die Ursache Ihres Schmerzes eine Blockierung, so kann die Lösung dieser durch einen ausgebildeten Manualtherapeuten Ihre Beschwerden dauerhaft beseitigen. Dazu ist es notwendig, im Anschluss an die Behandlung weitere individuelle Therapiemaßnahmen durchzuführen, um Blockierungen zukünftig zu vermeiden.
Die manuelle Therapie trägt durch Beseitigung der Schmerzursache dazu bei, dass Sie sich zukünftig wohler und vitaler fühlen.
Literatur
- Fünfgeld L et al.: Manuelle Medizin in der begleitenden Behandlung von Kindern mit infantiler Zerebralparese. European Journal of Manual Medicine Ausgabe 3/2020 Print ISSN: 0025-2514 Elektronische ISSN: 1433-0466 doi: https://doi.org/10.1007/s00337-020-00666-6