Einleitung
Reiter-Krankheit (Reaktive Arthritis; Morbus Reiter)

Die Reiter-Krankheit bzw. reaktive Arthritis (ehemals Morbus Reiter/benannt nach dem deutschen Arzt Hans Reiter (1881-1969); Synonyme: Arthritis dysenterica; Fiessinger-Leroy-Syndrom; Polyarthritis enterica; postenteritische Arthritis; postinfektiöse Arthritis; posturethritische Arthritis; Reaktive Arthritis; urethro-okulo-synoviales Syndrom; ICD-10 M02.3-) ist eine Zweiterkrankung nach gastrointestinalen oder urogenitalen Infekten. Sie bezeichnet eine Gelenkbeteiligung, wobei sich Erreger im Gelenk (in der Regel) nicht finden lassen (sterile Synovialitis/Gelenkinnenhautentzündung). Bakterielle Antigene können jedoch nachweisbar sein.

Man geht von einem immunologischen Prozess aus.

Man kann nach der Ursache die folgenden Formen der reaktiven Arthritis unterscheiden:

  • Postenteritisch – nach einem Magen-Darm-Infekt auftretend; bis zu 30 % der Betroffenen einer Infektion mit Campylobacter, Salmonellen, Shigellen oder Yersinien entwickeln eine reaktive Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Posturethritisch – nach einer urogenitalen Infektion wie z. B. einer Gonorrhoe, einer nicht-gonorrhoischen Urethritis (NGU), Mykoplasmen oder nach einem Harnwegsinfekt auftretend; bis zu drei Prozent der Betroffenen einer Chlamydien-Urethritis entwickelt eine reaktive Arthritis
  • Auch nach Infektionen des Respirationstraktes (Atemwege) kann sich eine reaktive Arthritis entwickeln

Nach der Assoziation mit dem HLA-B27 kann eine Unterscheidung getroffen werden in:

  • HLA-B27-assoziiert – zählt zur Gruppe der Spondyloarthritiden – häufig oligoartikulärer Befall (meist sind eines oder maximal 2 bis 4 Gelenke befallen), häufig fokussiert auf die untere Körperhälfte, extraartikuläre ("außerhalb von Gelenken") Symptome
  • Nicht-HLA-B27-assoziiert – häufig polyartikulärer Befall (mehr als fünf Gelenke), keine extraartikuläre Symptomatik

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei der reaktiven Arthritis nach einem Chlamydien-Infekt bei 40 pro 100.000 Erwachsene.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der reaktiven Arthritis nach Chlamydien-Infekt beträgt ca. 4-5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose:
 Zwischen dem Auftreten der reaktiven Arthritis und einer klinisch manifesten Enteritis (Magen-Darm-Infekt) bzw. Harnwegsinfektion besteht eine zeitliche Latenz von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen.
Im Regelfall sind eine symptomatische Behandlung
der akuten Arthritis mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie eine physikalische Therapie (z. B. Kryotherapie/Kältetherapie) meist ausreichend. Nur falls noch ein Infekt nachweisbar ist, ist eine antibiotische Therapie indiziert (angezeigt). Bei schweren Verlaufsformen können Glucocorticoide eingesetzt werden. Bei chronischem Verlauf muss eine Basistherapie mit z. B. Sulfasalazin (ggf. sogar mit Methotrexat) erfolgen.

Bis zu 80 % der Fälle einer reaktiven Arthritis heilen nach 12 Monaten aus. Falls die Erkrankung HLA-B27-assoziiert ist, treten schwere Verläufe auf und die Krankheit neigt eher zur Chronifizierung.


     
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