1-Phasen-Skelettszintigraphie

Bei der 1-Phasen-Skelettszintigraphie handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren der Nuklearmedizin, welches der Darstellung von Knochenarealen basierend auf dem Knochenstoffwechsel dient. Das Einsatzgebiet der 1-Phasen-Skelettszintigraphie liegt primär in der Beurteilung von Knochentumoren oder ossäre Metastasen (Knochenmetastasen; Tochtergeschwülste), da diese mit einer Veränderung des Knochenstoffwechsels einhergehen. Bei der 1-Phasen-Skelettszintigraphie besteht die Möglichkeit, dass der Knochenstoffwechsel zweidimensional dargestellt werden kann. Des Weiteren wird mithilfe des Verfahrens auch die topographische Darstellung und Zuordnung der Veränderungen im Knochenstoffwechsel realisierbar.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Staging (Feststellung des Ausbreitungsgrades eines bösartigen Tumors) und Therapiekontrolle − die Szintigraphie eignet sich sehr gut zur Durchführung einer Staging-Untersuchung, da das Verfahren über eine hervorragende Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) verfügt. Das Skelettsystem stellt ein häufiges Zielgebiet für ossäre Metastasen (Knochenmetastasen; Tochtergeschwülsten) – Mammakarzinom, Prostatakarzinom, Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom, Schilddrüsenkarzinom, Pankreaskarzinom, kolorektale Karzinome, Magenkarzinom, Leberzellkarzinom, Ovarialkarzinom (Auflistung in fallender Häufigkeit) – dar, sodass eine präzise Untersuchung sowohl zur Beurteilung der Metastasierung als auch der Therapie notwendig ist.
  • Diagnostik primärer Knochentumoren − Der Einsatz der 1-Phasen-Skelettszintigraphie in der Diagnostik von primären Knochentumoren ist sinnvoll, da das Verfahren eine hochpräzise Darstellung des Knochenstoffwechsels bietet. In Verbindung mit weiteren diagnostischen Verfahren lässt sich eine sehr gute Sensitivität und Spezifität erzielen (Spezifität: Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, durch das Verfahren auch als gesund erkannt werden).
  • Abklärung unklarer Knochenschmerzen − unklare Knochenschmerzen können als Folge verschiedener pathologischer (krankhafter) Prozesse auftreten. Sowohl primäre Knochentumoren (z. B. Osteosarkom) und ossäre Metastasen (s. o.) als auch eine manifeste Osteoporose (Knochenschwund) können ausschlaggebend für das Auftreten von Schmerzen im Knochenbereich sein. Zur Darstellung von Entzündungsprozessen ist jedoch eine mehrphasige Skelettszintigraphie der 1-Phasen-Skelettszintigraphie vorzuziehen.
  • Störungen des Knochenstoffwechsels − im Rahmen eines primären Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion; pathologisch vermehrte Freisetzung des Parathormons) kommt es zu einem vermehrten Abbau des Knochens aufgrund einer verstärkten Freisetzung des Parathormons aus der Nebenschilddrüse. Durch das Parathormon wird Calcium aus dem Knochen mobilisiert, sodass der Calciumgehalt im Blutserum normalisiert werden kann.
  • Vitalitätsdiagnostik − nach der Durchführung einer Transplantation (Lockerungen von implantierten Endoprothesen, z. B. Hüftgelenks- oder Kniegelenksprothesen) oder beim Vorliegen von Knochennekrosen kann die 1-Phasen-Skelettszintigraphie zur Beurteilung des Knochenstoffwechsels und somit der Vitalität des Knochens herangezogen werden.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Relative Kontraindikationen

  • Laktationsphase (Stillphase) – das Stillen muss für 48 Stunden unterbrochen werden, um eine Gefährdung des Kindes zu verhindern.
  • Wiederholungsuntersuchung – innerhalb von drei Monaten sollte aufgrund der Strahlenbelastung keine Wiederholung einer Szintigraphie durchgeführt werden.

Absolute Kontraindikationen

  • Gravidität (Schwangerschaft)

Vor der Untersuchung

  • Applikation des Radiopharmakons – Für die Durchführung der Skelettszintigraphie werden radioaktiv markierte Diphosphonate eingesetzt. Besonders häufig erfolgt der Einsatz von 99mTechnetium markiertem Hydroxy-Methylendiphosphonat. Die Applikation des Radiopharmakons erfolgt intravenös. 
  • Durchführung weiterer diagnostischer Verfahren vor der Durchführung der 1-Phasen-Skelettszintigraphie werden zusätzliche nuklearmedizinische Verfahren wie eine Sonographie (Ultraschall) durchgeführt.   
  • Blasenentleerung nach der Applikation sollte der Patienten zur Flüssigkeitsaufnahme angeregt werden und häufig die Blase entleeren, sodass die Menge des Radiopharmakons, die sich nicht im Knochen abgelagert hat, schnell aus dem Körper eliminiert werden kann.

Das Verfahren

Von entscheidender Bedeutung für das Funktionsprinzip der Skelettszintigraphie ist die hohe Affinität des applizierten Radiopharmakons zur Knochenmatrix. Aufgrund dessen erfolgt eine Anlagerung des Radiopharmakons an die Oberfläche des Hydroxylapatits, was auch als Adsorption bezeichnet wird. Der Prozess der Adsorption ist einerseits abhängig von der Knochendicke, andererseits aber auch von der regionalen Durchblutung und dem Knochenstoffwechsel. Nach zwei bis vier Stunden ist die Adsorption komplett, sodass im Anschluss die Aktitvitätsverteilung des verabreichten Radiopharmakons mit einer Gammakamera gemessen und anschließend bildlich dargestellt werden kann.

Nach der Untersuchung

Nach Ablauf der Untersuchung sollte weiterhin viel Flüssigkeit aufgenommen werden, um eine adäquate Elimination des radioaktiven Pharmakons zu erreichen und so die Strahlenexposition zu minimieren.

Mögliche Komplikationen

  • Bei der intravenösen Applikation des Radiopharmakons kann es zu lokalen Gefäß- und Nervenläsionen (Verletzungen) kommen.
  • Die Strahlenbelastung durch das verwendete Radionuklid ist eher, als gering einzustufen. Trotzdem ist das theoretische Risiko eines strahleninduzierten Spätmalignoms (Leukämie oder Karzinom) erhöht, sodass eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte.

Literatur

  1. Greenspan A: Skelettradiologie. Urban & Fischer Verlag 2007
  2. Bonhof K: Radiologische Diagnostik der Knochen und Gelenke. Georg Thieme Verlag 2006
  3. Schubert U: Nutzen der 1-Phasen-Skelettszintigraphie bei röntgenologisch fragwürdigen Frakturen für die chirurgische Diagnostik und Therapie in einem Krankenhaus zur medizinischen Grundversorgung. Dissertation. 1988.
  4. Schmoll H: Kompendium Internistische Onkologie. Springer Verlag 2005

     
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