Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Einzeitige Milzruptur: gleichzeitiger Riss von Kapsel und Parenchym → unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis Entwicklung einer hämorrhagisch-bedingten Hypovolämie (durch eine Blutung bedingte Verminderung der sich im Blutkreislauf befindlichen Menge Blut) (99 % der Fälle)
Zweizeitige Milzruptur: Auftreten eines symptomfreien Intervalls von mehreren Stunden, bis Tagen, bis Wochen (meist erst zwei Wochen nach dem Trauma), bis es zur Entwicklung einer Hypovolämie kommt; zunächst liegt hier nur einen Riss des Parenchyms mit Blutung in die noch intakte Kapsel vor → Entstehung eines zunehmenden zentralen oder subkapsulären Hämatoms (Bluterguss unter der Kapsel) → zunehmende Druckerhöhung, die nach einem symptomfreien Intervall zu einer spontanen Kapselruptur führt
Ätiologie (Ursachen)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Abdominaltrauma (Bauchtrauma)
- stumpfes Abdominaltrauma, d. h. die Bauchdecke ist intakt: z. B. Arbeits-, Verkehrs- oder Sportunfälle
- perforierende Abdominaltrauma: z. B. Stich-, Schuss- oder Pfählungsverletzungen
- Infektionen, spezielle (infektiöse Mononukleose (Epstein-Barr-Virus-Infektion); Malaria
- Hämatologische Erkrankungen (Bluterkrankungen), die mit einer Splenomegalie (abnorme Milzvergrößerung) einhergehen (z. B. Leukämien/Blutkrebs)
- Milztumoren (z. B. maligne Lymphome (verschiedene Krebserkrankungen des lymphatischen Systems) und Angiome (Fehlbildung der Gefäße))
- Pfortaderthrombose – Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in der Pfortader der Leber gebildet hat
- Polytrauma – mehrere gleichzeitig erlittene Verletzungen verschiedener Körperregionen, wobei mindestens eine Verletzung oder die Kombination mehrerer Verletzungen lebensbedrohlich ist (Definition: Harald Tscherne)
- Rippenfrakturen (Rippenbrüche), unten links, die durch Einspielungen in die Milz zu einer Milzruptur führen können
Weitere Ursachen
- Iatrogen (durch den Arzt verursacht), z. B. während einer Operation (z. B. oberflächliche Kapseleinrisse durch Zug am Magen, an der linken Flexur des Dickdarms oder durch Quetschung durch Einsatz von Bauchhaken)