Weitere Therapie
Immundefekt – Infektanfälligkeit (Immundefizienz)

Allgemeine Maßnahmen

  • Beachtung der allgemeinen Hygieneregeln! Eine der einfachsten Möglichkeiten, sich und andere gesund zu halten, ist regelmäßiges Hände waschen. Die Hände sollten mindestens 20 Sekunden unter fließendem sauberem Wasser gewaschen werden.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol)
  • Normalgewicht anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body Mass Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse.
    • Übergewicht: Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Untergewicht: Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Leistungssport oder eine hohe körperliche Arbeitsbelastung im Beruf beeinträchtigen die Immunabwehr.
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Antibiotika können die natürliche Darmflora zerstören. Der Darm ist wichtig für die Immunabwehr.
  • Vermeidung psycho-sozialer Konfliktsituationen:
    • Mobbing
    • Seelische Konflikte
    • Soziale Isolation
    • Stress schwächt den Körper und das Immunsystem.
  • Vermeidung von folgenden Umweltbelastungen:
    • Exposition gegenüber ionisierender Strahlung
    • Lärm
    • Strahlensyndrom – Symptomenkomplex, der nach der Therapie/dem Einwirken ionisierender Strahlung auftreten kann
  • Hinweise zur allgemeinen Lebensführung:
    • Erfülltes Intimleben – Studien zeigen, dass Menschen, die ein regelmäßiges Sexualleben haben, bei besserer Gesundheit sind als diejenigen, die selten Sex haben. 
    • Küssen ist nicht nur gut für die Stimmung, sondern fördert auch die körpereigenen Abwehrkräfte.
    • Freundschaften pflegen ("soziales Netzwerk")Freunde sind die beste Versicherung gegen Stress und Einsamkeit. 
    • Jeden Tag herzlich lachen, denn Lachen ist gesund. Ein altes Sprichwort sagt: "Lache und die Welt lacht mit Dir, weine und Du weinst allein." 
    • Auf regelmäßigen und ausreichenden Schlaf achten. Der erholsame Nachtschlaf ist für die optimale Funktion des Immunsystems von sehr großer Bedeutung. Schlafmangel reduziert die Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Diese erkennen und töten abnormale Zellen wie Tumor- oder virusinfizierte Zellen. Ideal ist eine Schlafdauer zwischen 6,5 und 7,5 Stunden. 
    • Wechselwarmes Duschen, Bürstenmassagen, Kneipp´sche Güsse, Wassertreten, Schwimmen und Saunabaden stärken das Immunsystem. 
  • Reiseempfehlungen:
    • Vor Antritt einer Reise und nach Rückkehr von der Reise Teilnahme an einer reisemedizinischen Beratung bzw. ggf. Untersuchung!
      Hinweis: Das Risiko reiseassoziierter Infektionen hängt vom Grad der Immunsuppression ab.
    • In ausreichendem zeitlichen Abstand zum geplanten Reisetermin Durchführung der unten genannten Impfungen
      Beachte: Influenza tritt in den Tropen und Subtropen ganzjährig auf.
    • Bei schwerer Immunsuppression sind Lebendimpfungen kontraindiziert!

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Bei einem primären Immundefekt (PDI) reicht die Therapie von der Antibiotikaprophylaxe, Immunglobulinsubstitution, Enzymersatztherapie, Stammzelltransplantation (s. u.) bis zur Genersatztherapie.
  • Allogene Knochenmark- oder Stammzelltransplantation (genauer: hämatopoetische Stammzelltransplantation; HSZTBlutstammzelltransplantation) bei schwerem kombinierten Immundefekt (Severe combined Immunodeficiency, SCID)

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten, da eine Infektion häufig zur Verschlechterung der Infektanfälligkeit führen kann:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Immundefizienz)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Bei Patienten mit Immunsuppression rät die STIKO zur Sequenzimpfung, wobei zunächst mit PCV13 (Konjugatvakzine) und 6-12 Monate später mit PSV23 (23-valenten Polysaccharidvakzine) geimpft wird. Diese Strategie hat eine deutlich höhere protektive Effektivität als bei Impfung mit PSV23 allein.

Während Therapie mit Immunsuppressiva sollte nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft werden.

Bei der Mehrheit der Dialysepatienten ist nach einer COVID-19-Impfung die humorale Immunantwort nach Impfungen beeinträchtigt, ein Großteil aber bildet ausreichend reaktive T-Zellen [2].

Die Gabe eines Lebendimpfstoffs vor Therapiebeginn ist bei zeitlichen Abstand von in der Regel mindestens 4, bei geringgradig immunsuppressiver Wirkung 2 Wochen, möglich. Vor Alemtuzumab- oder Octrelizumab-Therapie sollte der Abstand mindestens 6 Wochen betragen.

Bei Patienten mit angeborenen Immundefekten (primary immunodeficiencies, PID) sind Standard- und Indikationsimpfungen mit Totimpfstoffen im Allgemeinen ohne zusätzliches Risiko möglich; Lebendimpfungen sind dagegen bei vielen Patienten mit primärer Immundefizienz kontraindiziert.

Bei Impfungen von Personen mit einem primären Immundefekt s. u. Impfungen bei Immundefizienz – Anwendung Hinweise zu den von der ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen [1].

Reiseimpfungen bei Immunsuppression

  • Impfungen mit Totimpfstoffen (Hepatitis A, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Polio (inaktivierten Poliovakzine), Typhus, Tollwut, japanische B-Enzephalitis und Meningitis) sind möglich; die Immunantwort ist jedoch vermindert
  • Lebendimpfungen (reisemedizinisch relevant sind die orale Polio- und Typhus-Impfung sowie die Gelbfieber- und intranasale Influenza-Impfung) sind kontraindiziert.
  • Begleitpersonen sollten stets einen optimalen Impfschutz aufweisen!
  • Überprüfung der Serokonversion (Entwickeln von spezifischen Antikörpern gegen Antigene eines Fremdkörpers im Rahmen einer einer Impfung) ca. 4 Wochen vor Reiseantritt!

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
    • Patienten mit Immundefizienz/Infektanfälligkeit, z. B. bei einer Chemotherapie, müssen im Alltag extrem wachsam und vorsichtig sein. Beispielsweise sind Nahrungsmittel, die nicht sterilisiert sind und somit viele Krankheitserreger (z. N. Listerien) enthalten, zu meiden.
      Folgende Regeln sind bei der Nahrungsmittelauswahl und -zubereitung zu beachten:

      • Meiden: Rohe bzw. nur weich gekochte Eier, ebenso Spiegeleier und Speisen, die rohe Eier enthalten (Tiramisu, Speisen mit Eischnee); Rohmilch oder Rohmilchprodukte (Rohmilchkäse)
      • Alle Speisen sollten mindestens 10 Minuten lang bei mindestens 60 °C gekocht werden.
      • Angebrochene Lebensmittel sollten aufgebraucht werden oder der Rest weggeworfen werden.
      • Eiscreme nur aus der Tiefkühltruhe; Softeis sollte nicht gegessen werden, da es häufig Krankheitserreger enthält.
    • Durch den Verzehr folgender Lebensmittel wird das Immunsystem unterstützt:
      • Brokkoli, Rosenkohl, Blumenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Kohlrabi, Radieschen, Meerrettich, Rucola, Kresse, Senf – enthalten den sekundären Pflanzenstoff Sulforaphan, der das Immunsystem aktiviert
      • natives (kaltgepresstes) und extra-virgines (am meisten naturbelassenes) Olivenöl – enthält die einfach ungesättigte Fettsäure Ölsäure sowie die sekundären Pflanzenstoffe Hydroxytyrosol und Oleocanthal (Polyphenole), die das Immunsystem stärken
      • fette Meeresfische (z. B. Lachs, Hering, Makrele, Thunfisch) – enthalten Omega-3-Fettsäuren, die wesentlich an der Aufrechterhaltung des Immunsystems beteiligt sind
      • Pilze wie Champions, Shiitake, Pfifferlinge und Austernseitlinge sowie Algen – enthalten Beta-Glucane (ß-Glucane; lösliche Ballaststoffe), die u. a. eine immunmodulierende Wirkung haben
    • Kalorienarme Ernährung (800 kcal/Tag über 8 Wochen) → Verbesserung der metabolische Gesundheit und kann eine Verschiebung in Richtung des naiven T- und B-Zellkompartiments induzieren und somit die Immunseneszenz verzögern [3].
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (A, C, E, D3, B1, B2 B3, B5, B6, B12, Folsäure, Biotin)
      • Spurenelementen (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch)
      • Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Beta-Carotin, Lycopin. Polyphenole)
      • Probiotika (probiotische Kulturen)
  • Weitere spezielle Ernährungsempfehlungen in Abhängigkeit von der Ursache der Immundefizienz/Infektanfälligkeit.
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels 
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
    • Jede Art von Bewegung (in Maßen) ist hilfreich, um Stress zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken.
    • Ausdauertraining von moderater Intensität und moderatem Umfang stärkt das Immunsystem; wichtig ist dabei, das Training individuell auf den eigenen Trainingszustand anzupassen. Trainingsanfänger profitieren beispielsweise von zwei- bis dreimal Ausdauertraining in der Woche bei etwa 30-minütigen Trainingseinheiten.
      G
      eeignete Trainingsmaßnahmen sind: Joggen und (Nordic) Walking an der frischen Luft oder alternativ Indoor-Training am Radergometer, dem Laufband, auf dem Crosstrainer oder mit einem Rudergerät.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck) in Abhängigkeit von der Ursache der Immundefizienz/Infektanfälligkeit.
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Hydro- und Balneotherapie (z. B. Wechselduschen)
  • Inhalationstherapie
  • Magnetfeldtherapie

Psychotherapie

  • Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Antihomotoxische Therapie
  • Biologische Aufbaukur
  • Eigenbluttherapie
  • Fiebertherapie
  • Hämatogene Oxidationstherapie (HOT)
  • Mesotherapie 
  • Ozontherapie
  • Phytotherapie
  • Low-Level-Lasertherapie
  • Regenerationskur
  • Sauerstoffmehrschritttherapie (SMT)
  • Thymustherapie (THX)

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Bekanntmachungen – amtliche Mitteilungen: Impfen bei Immundefizienz Bundesgesundheitsbl 2018 – 61:1034-1051 https://doi.org/10.1007/s00103-018-2761-8 
  2. Thieme CJ et al.: Impaired Humoral but Substantial Cellular Immune Response to Variants of Concern B1.1.7 and B.1.351 in Hemodialysis Patients after Vaccination with BNT162b2 JASN November 2021, 32 (11) 2725-2727; doi: https://doi.org/10.1681/ASN.2021050672
  3. Sbierski-Kind J et al.: Effects of caloric restriction on the gut microbiome are linked with immune senescence Microbiome 2022;10(57) https://doi.org/10.1186/s40168-022-01249-4
     
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