Einleitung
Gürtelrose (Herpes zoster)

Beim Herpes zoster (HZ) – umgangssprachlich Gürtelrose genannt – (altgriech. ζωστήρ zoster, ‚Gürtel' in Bezug auf den „gürtelartigen“ Verlauf; Synonyme: Herpes zoster (Gürtelrose); Herpes-zoster; Shingles; Zoster; Zoster auricularis; Zoster conjunctivae; Zoster generalisatus; Zoster ischiadicus; Zoster-Neuralgie; Zoster-Neuritis; Zoster-Schmerzen; ICD-10-GM B02.-: Zoster [Herpes zoster]) handelt es sich um die Reaktivierung einer latenten Infektion mit dem Varizella-zoster-Virus (VZV).

Das Varizella-Zoster-Virus (VZV) gehört zur Familie der Herpesviridae, zur Unterfamilie Alphaherpesvirinae und zur Gattung Varicellovirus. Das VZV ist  ein doppelsträngiges DNA(Desoxyribonukleinsäure)-Virus der Familie der humanen Herpesviren (HHV 3).Herpes zoster kann also nur bei Personen auftreten, die in ihrer Vergangenheit Windpocken durchgemacht haben (= Varizella-Zoster-Virus Reaktivierung). 

Die Reaktivierungsrate bei seropositiven Personen liegt bei 20 %

Beim Herpes zoster handelt es sich um einen Hautausschlag, der meist nur im Bereich eines Dermatoms (Hautareal, welches von einem Nerv innerviert wird) auftritt und vor allem bei Erwachsenen starke Schmerzen verursacht.

Der akute Herpes zoster gehört zum orofazialen Schmerzsyndrom.

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit, meist sporadisch auf. Der Mensch ist der einzige bekannte Wirt

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) des Herpes zoster-Erregers ist gering. Eine VZV-naive Person kann sich über den direkten Kontakt mit den Hautläsionen/Bläschen bei der an Herpes Zoster erkrankten Person anstecken, d. h. sie erkrankt dann an Windpocken.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt, anders als bei Windpocken, nur über den Inhalt der Bläschen (Schmierinfektion). Menschen, die schon einmal Windpocken hatten, sind immun. Stecken sich Menschen an, die noch keine Windpocken hatten, entwickelt sie nicht Herpes zoster (Gürtelrose), sondern Varizellen (Windpocken).
Auch Konjunktivalflüssigkeit (Bindehautflüssigkeit) enthält Viruspartikel und kann deshalb zur Ansteckung führen. In seltenen Fällen ist zudem eine diaplazentare Übertragung möglich.

Formen des Herpes zoster sind:

  • Herpes zoster – meist Dermatome im Bereich des Körperstammes betroffen.
  • Zoster ophthalmicus – Gesicht und Augen sind betroffen.
  • Zoster oticus – der Gehörgang ist betroffen.
  • Zoster maxillaris – der Kiefer ist betroffen.
  • Zoster genitalis – Zoster im Genitalbereich
  • Disseminierter Zoster – an mehreren Stellen auftretend; kommt vor allem bei immungeschwächten Personen vor.

Geschlechterverhältnis: Frauen erkranken in allen Altersgruppen etwas häufiger als Männer [1].

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Etwa zwei Drittel der Erkrankten sind älter als 50 Jahre.

Seroprävalenz (prozentuale Anzahl der serologisch positiv getesteten Patienten): In Deutschland liegt diese bei nahe 100 % bei Personen ab dem 40. Lebensjahr [2].

Die Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit im Laufe des Lebens) beträgt 25-50 %. Ab einem Alter von 85 Jahren steigt diese bereits auf 50 %.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 5-10 Erkrankungen pro 1.000 Einwohner pro Jahr; ab dem 50. Lebensjahr kommt es zu einem starken Anstieg und steigt bei den > 80-Jährigen auf 12,78 pro 1.000 Einwohner pro Jahr.

Die Dauer der Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht ab dem Auftreten der Hautbläschen bis zu deren vollständigem Verkrusten. Dieses dauert im Allgemeinen 5 bis 7 Tage.
Die Erkrankung führt in der Regel zu einer lebenslangen Immunität. Ein erneuter Ausbruch ist jedoch möglich (≤ 5 %).

Verlauf und Prognose: Bei Kindern verläuft die Erkrankung meist sehr mild. Im Allgemeinen heilt sie auch ohne Therapie nach 2-4 Wochen folgenlos aus.
Komplikationen wie eine Pneumonie (Lungenentzündung) treten eher bei älteren Menschen oder bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf. Eine Infektion während der Gravidität (Schwangerschaft) stellt kein Risiko für das Ungeborene dar, eine Infektion mit Windpocken allerdings schon.
Komplizierten Verläufe, insbesondere die mit Beteiligung des Nervensystems, betreffen häufiger ältere Patienten von > 75 Jahren.
Circa 2-23 % aller Patienten mit Herpes zoster entwickeln eine postherpetische Neuralgie (PHN; Synonym: Postzosterneuralgie, PZN; Nervenschmerz, der im Bereich auftritt, der von einer Gürtelrose betroffen war). Dieser geht mit anhaltenden Schmerzen auch sechs Monate nach Abheilung des Herpes zoster einher. Das Risiko einer PHN steigt mit zunehmen­dem Alter an (> 50. Lebensjahr: 12 %; > 80. Lebensjahr: - 33 %).

Beachte:
 Bei besonders schweren Verläufen eines Herpes zoster sollte an eine Immunsuppression oder eine Tumorerkrankung gedacht werden.
Herpes zoster (Gürtelrose) tritt meist einmalig und extrem selten mehr als einmal rezidivierend auf. Herpes simplex (eine mögliche Differentialdiagnose) dagegen führt zu regelhaften rezidivierenden Verläufen mit variablen Abständen. 

Mortalität (Anzahl der Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum, bezogen auf die Anzahl der betreffenden Population): Diese liegt in Deutschland liegt bei 0,29 für Frauen bzw. 0,10 für Männer pro 100.000 Patientenjahre [3].

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen das Varizella zoster-Virus ist mit einem adjuvantierten Herpes-zoster-Subunit-Totimpfstoff verfügbar (= Herpes zoster-Impfung); als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren, als Indikationsimpfung ab 50 Jahren für chronisch Kranke mit erhöhtem HZ-Risiko.
Hinweis: Die Varizellen-Impfung in der Kindheit scheint die Zoster-Inzidenz nicht zu beeinflussen [4].

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.

Literatur

  1. Johnson BH, Palmer L, Gatwood J et al.: Annual incidence rates of herpes zoster among an immunocompetent population in the United States. BMC Infect Dis 2015; 15:502 doi: 10.1186/s12879-015-1262-8.
  2. Robert-Koch-Institut (RKI): Seroprävalenz gegen Varicella-Zoster-Virus in Deutschland. Ergebnisse einer Studie des RKI und des Konsiliarlabors für HSV und VZV. Epidemiologisches Bulletin. 2000; 46:368-369
  3. Ultsch B, Siedler A, Rieck T et al.: Herpes zoster in Germany: quantifying the burden of disease. BMC Infect Dis 2011; 11:173 doi: 10.1186/1471-2334-11-173.
  4. Robert-Koch-Institut (RKI): Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (STIKO): Evaluation der Varizellen-Impfempfehlung durch die STIKO. Epidemiologisches Bulletin. 2013; 1:1-5

     
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