Symptome – Beschwerden
Vorhofflimmern

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Vorhofflimmern (VHF) hinweisen:

Leitsymptome

  • Unregelmäßiger (Arrhythmia absoluta) und ebenfalls meist zu schneller Puls (Tachyarrhythmia absoluta (TAA) – Puls: > 100 Schläge pro Minute)
  • Palpitationen (Gefühl, den Herzschlag zu fühlen) (43 %)
  • Vertigo (Schwindel) (37 %), Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)

Weitere mögliche Symptome:

  • Zeichen der Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Dyspnoe (Luftnot) (49 %)
  • Angina-pectoris-Symptomatik (20 %)
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)
  • Periphere Embolien (insbesondere ischämischer Hirninfarkt)
  • reduzierte Belastbarkeit, Müdigkeit (49 %)

Beachte: Wenn das VHF mit hämodynamischer Instabilität (Zustand, in dem der Kreislauf in einem klinisch relevanten Ausmaß beeinträchtigt ist) einhergeht, muss eine zusätzliche Grunderkrankung ausgeschlossen werden, wie beispielsweise Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Lungenembolie, hypertensiver Notfall mit (Prä‑)Lungenödem, exazerbierte chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), dekompensierte Herzinsuffizienz (Herzschwäche).

Vorhofflimmern ist oft asymptomatisch! Ca. ein Viertel der Patienten ist subjektiv beschwerdefrei, d. h. diese Patienten spüren die Rhythmusstörung gar nicht. 
Stummes Vorhofflimmern ist allerdings nicht harmloser als symptomatisches Vorhofflimmern. Die Häufigkeit der Komplikationen (Schlaganfälle, Tod, Blutungen) ist gleich häufig und eine Schlaganfallsprophylaxe mit oralen Antikoagulantien (Blutverdünner) zeigt einen vergleichbaren Nutzen [5].

In Deutschland sind fast zwei Drittel aller Patienten mit neu diagnostiziertem, nicht valvulärem Vorhofflimmern asymptomatisch oder oligosymptomatisch. Die Gruppe unterscheidet sich im Vergleich mit der Subgruppe "Symptomatisches VHF" in folgenden Merkmalen [3]:

  • Patienten waren älter als symptomatische Patienten (42,8 vs. 38,8 % über 75 Jahre)
  • Häufiger männlich als symptomatische Patienten (59,4 vs. 51,2 %)
  • Öfter permanentes Vorhofflimmern als symptomatische Patienten (10,2 vs. 4,5 %)
  • Erwartungsgemäß war der Anteil an Patienten mit Herzinsuffizienz (18,1 vs. 36,2 %) oder erniedrigter linksventrikulärer Ejektionsfraktion von < 40 % (28,9 vs. 37,1 %) in der Gruppe mit asymptomatischem/oligosymptomatischem Vorhofflimmern niedriger.
  • 17,8 % hatten vor Einschluss in die Studie einen Apoplex erlitten (vs. 6 % in der Subgruppe mit symptomatischem VHF)

Weitere Hinweise

  • VHF-Patienten mit positiver Familienanamnese hatten heftigere Beschwerden [1]:
    • asymptomatisch: 31,6 % (vs. 39,1 % bei Patienten mit leerer Anamnese)
    • mäßige Beschwerden: 48,2 % (vs. 44,9 %)  (vs. 1,7%) waren durch das Vorhofflimmern körperlich behindert
    • schwere Symptome: 17,5 % (vs. 14,2 %)
    • körperlich behindert: 2,6 % (vs. 1,7 %)
  • Familiär belastete VHF-Patienten waren im Mittel fünf Jahre früher erkrankt; Begleiterkrankungen wie z. B. Koronare Herzkrankheit (KHK) oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen waren seltener [1].
  • Palpitationen scheinen bei VHF-Patienten für die Therapieentscheidung die größte Relevanz zu haben. In einem europäischen Vorhofflimmern-Register gingen diese Beschwerden mit der größten Wahrscheinlichkeit einher, dass im darauffolgenden Jahr eine Kardioversion (Odds Ratio, OR: 1,32) oder Katheterablation (OR: 2,02) durchgeführt wird [4].

Gender-Unterschiede (Gendermedizin) [2]

  • Frauen (im Unterschied zu Männern):
    • häufiger symptomatisch und in ihren Alltagsaktivitäten beeinträchtigt/schlechtere Lebensqualität als die männlichen Teilnehmer
      • Palpitationen 40 % versus 27 % Männer
      • Vertigo (Schwindel) 23 % versus 19 % Männer
      • Fatigue (Gefühl von anhaltender Müdigkeit) 28 % versus 25 % Männer
      • asymptomatisches Vorhofflimmern: 32,1 % versus 42,5 % Männer
    • höheres Risiko für einen Apoplex oder einer Embolie außerhalb des ZNS
    • höhere Gesamtüberlebensrate und geringeres Risiko für einen kardiovaskulären Tod

Literatur

  1. Gundlund A et al.: Family history of atrial fibrillation is associated with earlier-onset and more symptomatic atrial fibrillation. Am Heart J 2016;175:28-3
  2. Piccini JP et al.: Differences in Clinical and Functional Outcomes of Atrial Fibrillation in Women and Men Two-Year Results From the ORBIT-AF Registry. JAMA Cardiol. 2016;1(3):282-291. doi:10.1001/jamacardio.2016.0529.
  3. Christow S et al.: Increased rate of previous stroke in asymptomatic/minimally symptomatic versus symptomatic patients with newly detected atrial fibrillation in Germany – Results from the GLORIA-AF registry, 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), 19.-22. April 2017, Mannheim
  4. Schnabel R,  Pecen L,  Rzayeva N et al.: Symptom Burden of Atrial Fibrillation and Its Relation to Interventions and Outcome in Europe. J Am Heart Assoc. 2018 May 18;7(11). pii: e007559. doi: 10.1161/JAHA.117.007559.
  5. Gibbs H et al. Clinical Outcomes in Asymptomatic and Symptomatic Atrial Fibrillation Presentations in GARFIELD-AF: Implications for AF Screening. American Journal of Medicine 2021;134:893-901 https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2021.01.017
     
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