Weitere Therapie
Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Aus der Vielzahl der Krankheiten, die einer Herzinsuffizienz zugrunde liegen können, ergeben sich unterschiedliche Therapieansätze.

So können z. B. Herzrhythmusstörungen mittels antiarrhythmischen Medikamenten behandelt werden, während Herzklappenerkrankungen durch einen operativen Klappenersatz behandelbar sind. Daher ist stets eine individuelle Therapie notwendig.

Eine Krankenhauseinweisung sollte bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz erfolgen, wenn eine Hypotension (Blutdruck unterhalb der Normgrenze), eine sich verschlechternde Nierenfunktion, ein veränderter Bewusstseinszustand, eine Ruhedyspnoe/Atemnot in Ruhe (Tachypnoe/gesteigerte Atemfrequenz in Ruhe, ggf. O2-Sättigung < 90 %) oder hämodynamisch relevante Arrhythmien – inkl. neu aufgetretenen Vorhofflimmerns (VHF) und akuten Koronarsyndroms – vorliegen [2].

Weitere Indikationen für eine unmittelbare stationäre Einweisung sind: wiederholte ICD-Schocks, bedeutende Elektrolytverschiebungen (Hyponatriämie, Hypo- oder Hyperkaliämie), neu aufgetretene oder dekompensierte Komorbidität (z. B. Pneumonie) und eine Dekompensation der Grunderkrankung (z. B. akutes Koronarsyndrom, Ischämie, Klappenfehler usw.).

Allgemeine Maßnahmen

  • Täglich Gewichtskontrolle (bei Gewichtsanstieg: > 1 kg pro Tag oder 2 kg innerhalb von 3 Tagen oder mehr als  2,5 kg pro Woche → Arztkonsultation)
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Selbständige bedarfsadaptierte Anpassung der Diuretikadosis ("Entwässerungsmedikament") (bei Dyspnoe/Atemnot, Gewichtszunahme von > 2 kg innerhalb von 3 Tagen, Ödemen/Wassereinlagerungen)
  • Gewichtsreduktion bei BMI (Body-Mass-Index; Körpermasse-Index, KMI) > 30 und Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (Auswurffraktion) [6]; keine Gewichtsreduktion bei moderater und schwerer Herzinsuffizienz
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – ggf. Raucherentwöhnung
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag) bzw. Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol) bei alkoholtoxischer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
    • In der Stadium-B-Gruppe war moderater Alkoholkonsum (bis 1.500 ml Wein/pro Woche oder 3.500 ml Bier/pro Woche) in einer Studie gegenüber gar keinem Alkohol signifikant mit einem 4, 5-fach erhöhten Risiko einer Verschlechterung assoziiert [20].
  • Ergänzendes körperliches Training: Patienten, die eine stabile chronische Herzinsuffizienz haben, können von regelmäßiger körperlicher Aktivität profitieren, zum Beispiel Rad fahren. Die Empfehlung gilt auch für Patienten nach Dekompensation oder mit schwerer Herzinsuffizienz. Dieses reduziert weitere Klinikaufenthalte wegen sich verschlechternden Symptomen (Rehospitalisationsrate). [körperliches Training ist für Patienten mit Herzinsuffizienz heute eine Klasse 1A-Empfehlung]
  • Bettruhe nur bei akuter bzw. dekompensierter Herzinsuffizienz (s. o.)
  • Freizeitaktivitäten und Intimleben
    • Sauna: Ein finnisches Sprichwort besagt: "Die Sauna ist die Apotheke der Armen". Sie reduziert das Risiko eines plötzlichen Herztodes (PHT), hat einen günstigen Effekt auf ventrikuläre Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen, die von der Herzkammer ausgehen/potentiell lebensbedrohlich; Rate an ventrikuläre Tachykardien ↓), und verbessert ein NYHA-Stadium (Schema zur Einteilung der Herzinsuffizienz/Herzschwäche; BNP-Werte ↓). Des Weiteren hat Sauna einen positiven Einfluss auf den systolischen und diastolischen Blutdruck. Die Häufigkeit an Angina-pectoris-Anfällen ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend) sinkt.
      Fazit: Für Patienten nach einem Myokardinfarkt (Herzinfarkt) scheint Sauna nicht gefährlich zu sein.
    • Sport: s. u. Sportmedizin
    • Intimleben: Der Blutdruck steigt beim Sexualakt nur auf 160/90 mmHg, die Pulsfrequenz auf 120/min  – anschließend dauert es lediglich zwei bis drei Minuten, bis sich Herzfrequenz und Blutdruck wieder erholt haben. 
      Für Patienten, die eine moderate körperliche Aktivität (Energieverbrauch von 3 bis 5 METs*) verrichten können, ohne Angina pectoris, Dyspnoe (Atemnot), Zyanose (Blauverfärbung der Haut), Arrhythmien oder ST-Streckensenkungen (kann auf eine insuffiziente Durchblutung des Myokards/Herzmuskels hinweisen) zu erleiden, können lustvoll Sex haben. Gleiches gilt für Patienten mit NYHA-Stadium I und II sowie für Träger von implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD; Herzschrittmacher).
  • Nachtruhe
    • Eine Orthopnoe (Zustand höchster Atemnot, in dem nur bei aufgerichtetem Oberkörper genügend Atemluft in die Lunge gelangt) verstärkt sich, wenn Patienten auf der linken Seite liegen. Ursache dessen ist, dass die zusätzliche "Vorlast" für den linken Teil des Herzens, der das Blut aus den Lungen- in den Körperkreislauf pumpen muss, sich in der Linksseitenlage verstärkt. Dieses hat zur Folge, dass es zu einem Blutstau in der Lunge kommt, der die Dyspnoe (Atemnot) auslöst.
      Die Rechtsseitenlage soll sich dagegen beruhigend auf das vegetative Nervensystem auswirken.
      Hinweise: Da Patienten sich häufig im Bett wenden (griech.: trepo), um Luft (pneuma) zu bekommen, wird das Symptom als Trepopnoe bezeichnet.
      Vorlast wird definiert als enddiastolisches Volumen im Ventrikel (Blutvolumen, das am Ende der Diastole nach maximaler Füllung eines Ventrikels (Herzkammer) vorhanden ist) und die dadurch erzeugte Vorspannung des Myokards (Herzmuskel).
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Regelmäßige Medikamenteneinnahme
  • Eventuell Vermeiden von Sonnenexposition (z. B. bei Amiodaron; ACE-Hemmer u. v. m.)
  • Reiseempfehlungen:
    • Flugreisen sind kontraindiziert für Patienten mit Ruhedyspnoe (Atemnot in Ruhe).
    • Keine Reisen in Höhen > 1.500 m [maximale aerobe Leistungsfähigkeit nimmt um 1 % pro 100 Meter über 1.500 Meter ab]
    • Kein heißes oder feuchtes Klima
    • Kein Reiseziel mit schlechter Luftqualität (Air Quality Index; gute Luftqualität: 0-50; moderat: 51-100: ungesund: > 100; gefährlich: > 300) 
    • Kurze Flüge; lange Flüge (> 4 Stunden) können zur Dehydratation (Flüssigkeitsmangel), zu peripheren Ödemen (Wassereinlagerungen) und Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln) führen 
    • Empfehlungen für Flugreisen, in Abhängigkeit vom Stadium der Herzinsuffizienz nach der NYHA (New York Heart Association) Klassifikation:
      • Stadium I: keine Einschränkung der Flugreisetauglichkeit.
      • Stadium III: bedingt reisetauglich; der Patient sollte Sauerstoffunterstützung erhalten
      • Stadium IV: der Patient sollte nur ausnahmsweise und mit Arzt- und Sauerstoffbegleitung fliegen; bei der dekompensierten Herzinsuffizienz verbietet sich ein Flug gänzlich

*Metabolisches Äquivalent (engl. metabolic equivalent of task; MET); 1 MET ≡ Energieverbrauch von 4,2 kJ (1 kcal) je Kilogramm Körpergewicht pro Stunde)

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Bei nachgewiesener obstruktiver Schlafapnoe (schlafbezogene Atmungsstörung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Verlegungen der oberen Atemwege durch den erschlafften Zungengrund kommt) ist eine CPAP-Maske (Atemmaske mit Continuous Positive Airway Pressure; dieses ist eine Beatmungsform, die die Spontanatmung des Patienten mit einem dauerhaften Überdruck (PEEP) kombiniert) erforderlich!
    Bei Patienten mit systolischer  Herzinsuffizienz erfolgt die Behandlung mittels der Adaptiven Servo-Ventilation (ASV). Dabei werden Einatmungs- und Ausatmungsdruck jeweils pro Atemzug neu bestimmt. Bei stabiler Atmung liefert das Gerät nur eine minimale Druckunterstützung. Dadurch werden bessere Ergebnisse erzielt als mit der CPAP ("continuous positive airway pressure" (Überdruckatmung): die Zahl der Atemaussetzer nimmt deutlicher ab und die Herzfunktion bessert sich stärker.
    Beachte: In einer Studie wurden Herzinsuffizienz-Patienten mit zentraler Schlafapnoe mit und ohne diese Beatmungshilfe untersucht. Dabei stellte sicher heraus, dass sich die Mortalität (Sterberate) bei Herzinsuffizienz-Patienten, wenn sie per ASV beatmet wurden, sogar erhöhte (34.8 % versus 29.3 %; HR 1.28; P = 0.01 und 29.9 % versus 24.0 %; HR 1.34; P = 0.006) [4].
    Fazit: Die adaptive Servo-Beatmung ist kontraindiziert ("nicht angezeigt" bzw. "verboten") für Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz in den Stadien NYHA II-IV und prädominant zentralen schlafbezogenen Atemstörungen.
  • Implantierbarer Cardioverter-Defibrillators (ICD) – dieses ist ist ein miniaturisierter automatischer Defibrillator; damit können durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und Kammerflattern (Defibrillation) sowie ventrikuläre Tachykardien, Vorhofflimmern und Vorhofflattern (Kardioversion) beendet werden. Dieses dient der Senkung des Risikos eines plötzlichen Herztodes (Sudden cardiac arrest, SCA); Indikationen dazu siehe unter ICD (implantierbarer Cardioverter-Defibrillator).
    Beachte: Die Autoren der PROLONG empfehlen mit der Implantation eines ICDs bei Patienten mit neu diagnostizierter Herzinsuffizienz eine gewisse Zeit abwarten, da sich häufig die linksventrikuläre Auswurffraktion unter optimierter Pharmakotherapie wieder erholt. Sie empfehlen stattdessen in dieser Zeit das Tragen einer Defi-Weste. Sie konnten zeigen, dass nach einer dreimonatigen Übergangsphase mit der tragbaren Defi-Weste 88 Patienten (58 %) die Indikation für eine ICD-Implantation erfüllten. Nach sechs Monaten, traf dies nur noch auf 58 Patienten (38 %) der Patienten zu. Die Defi-Weste löste bei 11 Patienten (7 %) adäquate Schocks aufgrund von ventrikulären Tachykardien/ Kammerflimmern aus, zwei davon nach den ersten drei Monaten [8]. 
    Eine randomisierte Studie zur Defi-Weste ist abzuwarten.
  • Kardiale Resynchronisationstherapie: Herzschrittmacherverfahren zur Resynchronisation der Herzkontraktion für Patienten mit einer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium III und IV) bei ausgeschöpfter medikamentöser Therapie:
    • Bei Patienten mit Linksschenkelblock reduziert das Verfahren signifikant Herzinsuffizienz-bedingte Hospitalisierung (Krankenhausaufenthalte) und die kardiovaskuläre sowie die Gesamtmortalität (Gesamtsterberate).
    • Für den Erfolg einer Resynchronisationstherapie ist ein möglichst hoher Stimulationsanteil erforderlich.
    • Detaillierte Informationen zur kardialen Rehsynchronisation finden Sie unter dem gleichnamigen Thema.

Legende

  • ACCF: American College of Cardiology Foundation
  • AHA: American Heart Association
  • NYHA: New York Heart Association

Impfungen

Folgende Impfungen sind angeraten, da eine Infektion häufig zur Dekompensation und zu Krankenhausaufenthalten führt:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung*
  • Pneumokokken-Impfung*

Beachte: 

  • Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die an der jährlichen Grippeimpfung teilnahmen, hatten ein um 18 % vermindertes kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko (Herz- und gefäßbedingtes Sterberisiko) [12].
  • *Patienten mit HFrEF ("Heart Failure with reduced Ejection Fraction"; Herzinsuffizienz mit verminderter Ejektionsfraktion) haben ein erhöhtes Mortalitätsrisiko nach Influenza-Virusinfektion (Grippevirus-Infektion) (75 % der Patienten mit und 64 % der ohne HFrEF) und nach einer Pneumonie durch Pneumokokken-Infektion (13 % vs. 9 %) [18].

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse → individualisierte Ernährungsunterstützung, um Energie-, Protein- und Mikronährstoffziele zu erreichen (Vermeidung von Unterernährung).
  • Beachtung folgender ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
    • Verminderung des Konsums von "roten" Fleischwaren
    • Verzicht auf Lebensmittel, die Rumensäure enthalten: Die Rumensäure ist eine Trans-Fettsäure, die in Kuhmilchprodukten (z. B. Butter, Sahnetorte) und dem Fleisch von Wiederkäuern (Rinder, also auch die Kühe, sowie Ziegen und Schafe) vorkommt. Rumensäure bindet an das kardiale Motorprotein Myosin, ein wichtiger Baustein der Herzmuskelfasern und führt dazu, dass sich bei einem geschädigten Herzen der Herzmuskel häufiger zusammenzieht und sich der Energieverbrauch des Organs erhöht [15].
    • Verzicht auf frittierte Nahrungsmittel
    • Patienten mit einer Herzinsuffizienz sollten möglichst wenig Salz (< 3 g pro Tag) zu sich nehmen. Es wird angenommen, dass sich auf diese Weise die Dosis an Diuretika reduzieren lässt, wodurch auch unerwünschte Nebenwirkungen gemildert werden könnten.
      • SODIUM-HF (Studie zum klinischen Nutzen einer strikten Natriumrestriktion bei Herzinsuffizienz): Natriumzufuhr mit der Nahrung ein Jahr lang auf etwa 1,5 g pro Tag zu beschränkt, hatte in dieser Zeit keine signifikanten Auswirkungen auf Ereignisse wie Tod (Gesamtmortalität/Gesamtsterberate) oder kardiovaskulär bedingte Hospitalisierungen (primärer Endpunkt). Sekundäre Endpunkte wurden teils aber erreicht: Die Low-Sodium-Gruppe erreichte moderate Verbesserungen bezüglich Lebensqualität und funktioneller NYHA-Klasse [19].
    • Die Flüssigkeitszufuhr bei Patienten mit Grad III-IV (NYHA) sollte bei etwa einem bis 1,5 Litern pro Tag liegen, Patienten mit Grad I-II dürfen bis zu zwei Liter pro Tag trinken.
    • Eine hohe Proteinzufuhr gilt als unabhängiger Faktor für ein besseres Überleben bei Patienten mit Herzinsuffizienz, vermutlich, weil das Protein zu einem vermehrten Muskelaufbau führt [13]. Weitere Studien sind jedoch erforderlich, um Angaben zum Anteil der Proteinzufuhr an der täglichen Gesamtenergie machen zu können.
    • Vermehrter Konsum von Obst und Gemüse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining) [körperliches Training ist für Patienten mit Herzinsuffizienz heute eine Klasse 1A-Empfehlung]
    • Das Training sollte nur bei klinisch stabilen Patienten begonnen werden. Vor dem Trainingsbeginn sollten mögliche Kontraindikationen ausgeschlossen werden [Leitlinien: ESC]:
      • instabile Herzerkrankungen
      • schwere, nicht optimal behandelte Lungenerkrankung
      • Hypotension (niedriger Blutdruck) oder Hypertonie (Bluthochdruck) in Ruhe oder während des Trainings
      • Verschlechterung der Herzinsuffizienz-Symptomatik
      • Myokardischämie (Minderdurchblutung des Herzmuskels) trotz Training (Training kann hier bis zur Ischämieschwelle/Schwelle der Minderdurchblutung möglich sein).
  • Neben der allgemeinen körperlichen Aktivität ist ein definiertes Fahrradergometer-Training unter Pulskontrolle erforderlich. Für alle stabilen Patienten 3- bis 5-mal pro Woche für jeweils 20 bis 45 Minuten Radfahren bei einer Ausschöpfung der Herzfrequenzreserve von 60-70 % (= Intensität der Belastung).
    Herzfrequenzreserve (nach Karvonen) = Herzfrequenz in Ruhe + (maximale Herzfrequenz – Ruhe-Herzfrequenz) x Intensität der Belastung
    Maximale Herzfrequenz (MHF, HFmax) = 220
    – Lebensalter
    Resultat:
    • Ein solches Training verbessert im Durchschnitt das NYHA-Stadium um eine Stufe und die maximale Sauerstoffaufnahme um ca. 20 %.
    • Bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion/Auswurffraktion (= diastolische Herzinsuffizienz; Diastole ist die Erschlaffungs- und somit Blut-Einströmungsphase; engl.: "heart failure with preserved ejection fraction" (HFPEF)), die ca. 60 % der Fälle einer Herzinsuffizienz darstellen, zeigen strukturierte Trainingsprogramme bereits nach 3 Monaten ein Anstieg der maximalen Sauerstoffaufnahme unter Belastung um etwa 3 ml/kg KG/min [3].
    • Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz (NYHA Klasse II/III) und einer Ejektionsfraktion < 45% trainierten einmal wöchentlich unter ärztlicher Aufsicht ihre Ausdauer, Kraft und Koordination → nach einem Jahr war der NT-proBNP-Spiegel der Patienten von durchschnittlich 986 pg/ml auf 483 pg/ml gesunken, während die Ejektionsfraktion von median 36 % auf 41 % gestiegen war; Leistungsfähigkeit und Aktivität im Alter nahmen zu [16].
  • Zurück zum Sport ("Return to Sports"): für jede Sportpause gilt – moderat anfangen, langsam steigern.
    • Patienten nach einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz → frühestens nach 4 Wochen mit körperlichem Training beginnen
      • Risikoklasse B (Patienten, die keine Ischämien oder Arrhythmien unter Belastung und eine normale Pumpfunktion aufweisen): → dürfen bereits früher trainieren
      • Risikoklasse C (Patienten mit einer Pumpfunktion ˂ 50 %, NYHA-Klasse III, unbehandelter Koronarstenosen, Angina, Arrhythmien oder Ischämien unter Belastung) → sollten sehr vorsichtig beginnen
  • Sportempfehlungen zur chronischen Herzinsuffizienz (heart failure, HF) eingeteilt nach der Pumpfunktion:
    • HFrEF: "Heart Failure with reduced Ejection Fraction"; Herzinsuffizienz mit verminderter Ejektionsfraktion (= systolische Herzinsuffizienz; Synonym: isolierte systolische Dysfunktion): Moderates Ausdauertraining (moderate continuous training, MCT) bei Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz (linksventrikuläre Auswurffraktion < 35 %) im üblichen MCT-Modus (60-70 % der MHF) im Vergleich zum aeroben hochintensiven Intervalltraining (HIIT; Intensität bei 90-95 %) zeigte einen besseren Effekt auf die Herzstruktur im Sinne eines "reverse remodeling". Im Bezug auf die maximale Sauerstoffaufnahme zeigte sich kein signifikanter Unterschied in den beiden Gruppen [7].
    • HFmrEF: "Heart Failure mid-range Ejection Fraction"; "Mittelklasse" der Herzinsuffizienz: Körperliches Training hat einen positiven Einfluss auf die maximale Sauerstoffaufnahme unter dem Training (VO2max oder Peak VO2) und auf die Lebensqualität von Herzinsuffizienzpatienten, die eine noch annähernd erhaltene Ejektionsfraktion (Prozentsatz des Blutvolumens, der von einer Herzkammer (Ventrikel) während einer Herzaktion ausgeworfen wird) haben [1].
    • HFpEF: "Heart Failure with preserved Ejection Fraction"; Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (= diastolische Herzinsuffizienz; Synonym: diastolische Dysfunktion): Vor allem Patienten mit einer diastolischen Herzinsuffizienz im fortgeschrittenen bis hin zum schwersten Stadium profitierten von regelmäßigen Trainingseinheiten vor allem durch eine Verbesserung der Lebensqualität [5].
  • Bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) zeigte das Laufband- oder Fahrradergometer-Training keinen positiven Einfluss auf die klinikfreie Überlebensrate und Gesamtmortalität (Gesamtsterberate). Der Vorteil des Trainings besteht allerdings für Herzinsuffizienz-Patienten ohne VHF.
    VHF-Patienten profitierten bei den kardiorespiratorischen Parametern in ähnlichem Maße wie die Herzinsuffizienz-Patienten mit Sinusrhythmus [11].
  • Krafttraining (dynamische Kraftbelastungen) 2- bis 3-mal pro Woche sollte zusätzlich durchgeführt werden; dabei sollten hohe isometrische Komponenten vermieden werden.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Beachte: Eine Kachexie (Gewichtsabnahme mit Verlust von Fett-, Knochen- und Skelettmuskelmasse) ist bei Herzinsuffizienz prognostisch besonders ungünstig. Ursächlich dafür ist die Abnahme des Botenstoffs Musclin, der vor allem im Skelettmuskel und in geringerem Umfang auch im Knochen produziert wird und einer Herzinsuffizienz entgegen wirkt [17].

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Infrarotsauna (Infrarotkabine; Waon-Therapie) – Form der Wärmetherapie, die von der Universität von Kagoshima, Japan, entwickelt wurdePatient setzt sich für 15 Minuten in eine Infrarot-Trockensauna bei 60 °C; Körperkerntemperatur wird so um 1,0-1,2 °C erhöht; anschließend ruht sich der Patient eine halbe Stunde lang in Decken eingepackt im Bett aus. Häufigkeit der Behandlung: fünfmal pro Woche
    Ergebnisse einer Metaanalyse [14]:
    • Verbesserungen beim Schweregrad der Herzinsuffizienz gemäß der NYHA-Klassifikationen bei Patienten in den Saunagruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen
    • Sauna senkte den BNP-Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich. (MD = -124.62; 95 % CI = -198.09 bis -51.14, I2 = 37 %, P = 0.0009)
      BNP wird hauptsächlich in den Vorhöfen gebildet; es steigt an, wenn der Druck im Herzen ansteigt; erhöhte Werte deuten auf eine Herzinsuffizienz hin.
    • Zunahme der Ejektionsfraktion (EF; Auswurffraktion des Herzens) bei Patienten mit Saunaintervention 

Psychotherapie

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kombiniert mit Bewegungsprogrammen
  • Ggf. Stressmanagement (z. B. autogenes Training)
  • Yoga [9]
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Thermale Hydrotherapie (Warmwasserbäder und Sauna) [10]

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Deutscher Diabetiker Bund e. V., Bundesgeschäftsstelle
    Goethestr. 27, 34119 Kassel
    Telefon: 0 5 61/703 47 70, Fax: 0 5 61/703 47 71, E-Mail: info@diabetikerbund.de, Internet: www.diabetikerbund.de
  • Deutsche Herzstiftung e. V.
    Vogtstraße 50, D-60322 Frankfurt am Main
    Telefon: 069-955128-0, Fax: 069-955128313, E-Mail: info@herzstiftung.de, Internet: www.herzstiftung.de
  • Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL
    Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
    Berliner Straße 46, D-69120 Heidelberg
    Telefon: 06221-588550, Fax: 06221-5885525, E-Mail: info@hochdruckliga.de, Internet: www.hochdruckliga.de
  • Deutsche Gefäßliga e. V.
    Postfach 4038, D-69254 Malsch b. Heidelberg
    Telefon: 07253-26228, Fax: 07253-278160, E-Mail: info@deutsche-gefaessliga.de Internet: www.deutsche-gefaessliga.de
  • Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (DGFF)
    Waldklausenweg 20, D-81377 München
    Telefon: 089-7191001, Fax: 089-7142687, E-Mail: info@lipid-liga.de, Internet: www.lipid-liga.de
  • Deutsche Schlaganfall-Hilfe
    Carl-Miele-Str. 210, Postfach 104, D-33311 Gütersloh
    Telefon: 01805-093093, Fax: 01805-094094, E-Mail: info@schlaganfall-hilfe.de, Internet: www.schlaganfall-hilfe.de
  • Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.
    Friedrich-Ebert-Ring 38, D-56068 Koblenz
    Telefon: 0261-309231, Fax: 0261-309232, E-Mail: info@dgpr.de Internet: www.dgpr.de

Literatur

  1. Fukuta H, Goto T, Wakami K, Ohte N: Effects of drug and exercise intervention on functional capacity and quality of life in heart failure with preserved ejection fraction: A meta-analysis of randomized controlled trials. Eur J Prev Cardiol. 2014 Dec 17. pii: 2047487314564729
  2. Systematische Leitlinienrecherche und -bewertung sowie Extraktion relevanter Empfehlungen für ein DMP Chronische Herzinsuffizienz. IQWIG, 2015
  3. Edelmann F, Gelbrich G, Düngen H-D et al. (2011) Exercise training improves exercise capacity and diastolic function in patients with heart failure with preserved ejection fraction: results of the Ex-DHF (Exercise training in diastolic heart failure) pilot study. J Am Coll Cardiol 58:1780-1791
  4. Martin R. Cowie, Holger Woehrle, Karl Wegscheider, Christiane Angermann, Marie-Pia d’Ortho, Erland Erdmann, Patrick Levy, Anita K. Simonds, Virend K. Somers, Faiez Zannad, Helmut Teschler: Adaptive Servo-Ventilation for Central Sleep Apnea in Systolic Heart Failure. New England Journal of Medicine, 2015; 150901000122008 doi: 10.1056/NEJMoa1506459
  5. O’Connor CM et al.: Efficacy and Safety of Exercise Training in Patients With Chronic Heart Failure HF-ACTION Randomized Controlled Trial. JAMA. 2009;301(14):1439-1450. doi:10.1001/jama.2009.454.
  6. Kitzman DW et al.: Effect of Caloric Restriction or Aerobic Exercise Training on PeakOxygen Consumption and Quality of Life in Obese Older Patients With Heart Failure With Preserved Ejection Fraction: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2016;315(1):36-46
  7. Ellingsen Ø et al.: High Intensity Interval Training in Heart Failure Patients with Reduced Ejection Fraction. Circulation. 2017;CIRCULATIONAHA.116.022924 Originally published January 12, 2017 https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.116.022924
  8. Duncker D et al.: Avoiding Untimely Implantable Cardioverter/Defibrillator Implantation by Intensified Heart Failure Therapy Optimization Supported by the Wearable Cardioverter/Defibrillator – The PROLONG Study. J Am Heart Assoc. 2017 Jan 17;6(1). pii: e004512. doi: 10.1161/JAHA.116.004512.
  9. Lakkireddy D, Atkins D, Pillarisetti J, Ryschon K, Bommana S, Drisko J, Vanga S, Dawn B: Effect of yoga on arrhythmia burden, anxiety, depression, and quality of life in paroxysmal atrial fibrillation: the YOGA My Heart Study. J Am Coll Cardiol. 2013;61:1177–82; https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​jacc.​2012.​11.​060
  10. Michalsen A, Lüdtke R, Bühring M, Spahn G, Langhorst J, Dobos G. Thermal hydrotherapy improves quality of life and hemodynamic function in patients with chronic heart failure. Am Heart J. 2003;146:728-33 doi: https://doi.org/10.1016/S0002-8703(03)00314-4
  11. N Luo et al.: Exercise Training in Patients With Chronic Heart Failure and Atrial Fibrillation. J Am Coll Cardiol 69 (13), 1683-1691. 2017 Apr 04.
  12. Modin D et al.: Influenza Vaccine in Heart Failure: Cumulative Number of Vaccinations, Frequency, Timing, and Survival: A Danish Nationwide Cohort Study Circulation. 2018;0 Originally published 10 Dec 2018 doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036788
  13. Streng K. Heart failure patients with a higher protein intake live longer, Heart Failure 2018 & World Congress on Acute Heart Failure, 26-29 Mai 2018 in Wien
  14. Källström M et al.: Effects of sauna bath on heart failure: A systematic review and meta‐analysis. Clinical Cardiology 2018  Nov Volume 41, Issue 11 Pages 1491-1501 https://doi.org/10.1002/clc.23077
  15. Pertici I et al.: Allosteric modulation of cardiac myosin mechanics and kinetics by the conjugated omega-7,9 trans-fat rumenic acid. Journal of Physiology 04 May 2021 https://doi.org/10.1113/JP281563
  16. Güder G et al.: Establishing a cardiac training group for patients with heart failure: the “HIP-in-Würzburg” study. Clin Res Cardiol (2021). https://doi.org/10.1007/s00392-021-01892-1
  17. Szaroszyk M et al.: Skeletal muscle derived Musclin protects the heart during pathological overload. Nature Communications 2022; 13:149
  18. Del Cid Fratti J et al.: Vaccine‐preventable disease hospitalized patients with heart failure with reduced ejection fraction. Clin Cardiol 2022; https://doi.org/10.1002/clc.23800
  19. Ezekowitz JA et al.: Reduction of dietary sodium to less than 100 mmol in heart failure (SODIUM-HF): an international, open-label, randomised, controlled trial Lancet 2022 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00369-5
  20. Wong B et al.: Moderate alcohol consumption is associated with progression of left ventricular dysfunction in a European stage B heart failure population. Heart Failure Kongress der European Society of Cardiology (ESC), Mai 2022, Madrid.

Leitlinien

  1. Systematische Leitlinienrecherche und -bewertung sowie Extraktion relevanter Empfehlungen für ein DMP Chronische Herzinsuffizienz. IQWIG, 2015
  2. Pelliccia A et al.: 2020 ESC Guidelines on sports cardiology and exercise in patients with cardiovascular disease: The Task Force on sports cardiology and exercise in patients with cardiovascular disease of the European Society of Cardiology (ESC). European Heart Journal, ehaa605, 29 August 2020 https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa605
  3. Sachdev V. et al.: Supervised Exercise Training for Chronic Heart Failure With Preserved Ejection Fraction: A Scientific Statement From the American Heart Association and American College of Cardiology. AHA/ACC SCIENTIFIC STATEMENT. März 2023. doi.org/10.1161/CIR.0000000000001122
     
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