Prävention
Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Zur Prävention der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden. 

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Konsum von "roten" Fleischwaren (Männer) [2]; Frauen über 50 Jahre [8]
    • Geringer Verzehr von Obst und Gemüse (Frauen) [4]
    • frittierte Nahrungsmittel (+37 %; Risiko ist dosisabhängig) [12]
    • Hohe Aufnahme von Natrium und Kochsalz [1]
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 40 g/Tag; Mann: > 60 g/Tag) – bis zu 7 alkoholische Getränke pro Woche im frühen mittleren Lebensalter war assoziiert mit einem niedrigeren Risiko für eine zukünftige Herzinsuffizienz [7]
    • Tabak (Rauchen) – Studie nach dem Prinzip der Mendel’schen Randomisierung konnten nachweisen, dass die genetische Neigung zum Gebrauch von Tabakwaren im Vergleich zur genetischen Rauchabstinenz mit einem etwa 30 % höheren Herzinsuffizienzrisiko einherging (Odds Ratio, OR 1,28) [10]
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine (indirektes Sympathomimetikum) und Methamphetamin ("Meth"; "Crystal Meth") [16]
    • Cannabis (Haschisch und Marihuana) (+ 10 % Risikosteigerung) [15]
  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität
  • Schlafdauer – längerer Schlaf wirkt sich günstig, kürzerer ungünstig aus: länger im Bett zu bleiben, reduzierte das Risiko je zusätzlicher Schlafstunde um rund ein Viertel (OR 0,73) [10]
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas**)
    • unabhängiger Risikofaktor für diastolische Herzinsuffizienz bei erhaltener systolischer Funktion (Heart failure with preserved ejection fraction, HFpEF); systolische Herzinsuffizienz als unmittelbare Folge einer Adipositas ist selten. 
    • bei Adoleszenten (Lebensphase, die den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter markiert) bereits Anstieg des Risikos bei einem BMI im hochnormalen Bereich; bei 22,5-25,0 kg/m² stieg das Risiko um 22 % an (adjustierte Hazard Ratio, HR: 1,22) [6]

Medikamente

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR; non steroidal anti inflammatory drugs, NSAID) [7; soweit nicht mit anderer Literatur hinterlegt]
    • 19 % erhöhtes Risiko für eine dekompensierte Herzinsuffizienz
      Ein signifikant höheres Risiko war assoziiert mit der momentanen Einnahme von Diclofenac, Etoricoxib, Ibuprofen, Indomethacin, Ketorolac, Naproxen, Nimesulid, Piroxicam, Rofecoxib
    • Nicht-selektive NSAIDs: Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac führten zu einer Risikoerhöhung um 15 %, 19 % und 21 %
    • COX-2-Hemmer Rofecoxib und Etoricoxib führten zu einer Risikoerhöhung um 34 % und 55 % 
    • Sehr hohe Dosen von 
      • Diclofenac, Etoricoxib, Indomethacin, Piroxicam und Rofecoxib führten sogar zu einem mehr als doppelt so hohem Risiko (OR: 2,2; 2,3; 2,5; 2,1; 2,0)
      • Ibuprofen (OR: 1,9; Konfidenzintervall: 0,8 bis 4,6)
    • Größte Gefährdung für eine herzinsuffizienz-bedingte Klinikeinweisung ging von Ketoralac aus (Odds Ratio, OR: 1,94)
    • Acetylsalicylsäure (ASS) – 26 % erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz-Diagnose [14]
  • Thiazolidinedione (Glitazone) werden bei Patienten mit Herzinsuffizienz nicht empfohlen, da sie das Risiko einer Herzinsuffizienzverschlechterung und einer Herzinsuffizienz-bedingten Hospitalisierung erhöhen (III A)
  • Diltiazem und Verapamil werden bei Patienten mit HFrEF ("Heart Failure with reduced Ejection Fraction"; Herzinsuffizienz mit verminderter Ejektionsfraktion/Auswurffraktion) nicht empfohlen, da sie das Risiko einer Herzinsuffizienzverschlechterung und einer Herzinsuffizienz-bedingten Hospitalisierung erhöhen (III C)
  • Die Zugabe eines Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB) (oder Renininhibitors) zur Kombinationstherapie aus einem ACE-I und einem Mineralkortikoidrezeptorantagonisten (MRA) wird bei Patienten mit Herzinsuffizienz wegen des erhöhten Risikos von Nierenfunktionsstörungen und Hyperkaliämie nicht empfohlen (III C)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Luftschadstoffe: Exposition gegenüber Feinstaub (PM 2,5), Stickoxiden und 9,3 dB Straßenverkehrslärm.
    Ehemalige Raucher und Krankenschwestern mit Bluthochdruck zeigten die stärksten Assoziationen mit Partikeln mit einem Durchmesser < 2,5 µm (P-Effekt-Modifikation <0,05) [13].

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Pescetarier, d. h. Vegetarier, die Fisch essen: Risikoreduktion für Myokardinfarkt um 22 % [11]
  • Menschen, die im Alter von 45 oder 55 Jahren einen normalen Blutdruck haben, nicht fettleibig sind und keinen Diabetes mellitus haben, haben ein sehr geringes Risiko im Alter an einer Herzinsuffizienz zu erkranken: Risikoreduktion für Männer im Alter von 45 Jahren: 73 %; Frauen: 85 %; Auftreten der Herzinsuffizienz bei Männern ohne die drei Risikofaktoren: 34,7 Jahre, bei Frauen 38 Jahre; bei Vorliegen nur eines der drei Risikofaktoren trat die Herzinsuffizienz um 3 bis 15 Jahre früher auf [9].
  • Sportliche Aktivität (eine Stunde moderate Bewegung pro Tag) senkt die Wahrscheinlichkeit einer Herzinsuffizienz um fast die Hälfte [3]

Empfehlungen zur Prävention einer Herzinsuffizienz gemäß der aktuellen S3-Leitlinie:

  • Behandlung der Hypertonie wird empfohlen, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern und das Leben zu verlängern (I A)
  • Behandlung mit Statinen wird empfohlen bei Patienten, die eine KHK haben oder stark KHK-gefährdet sind, unabhängig vom Vorliegen einer systolischen LV-Dysfunktion, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern und das Leben zu verlängern (I A)
  • Personen, die rauchen oder übermäßig Alkohol konsumieren, wird eine Beratung und Behandlung zur Raucherentwöhnung bzw. Reduktion des Alkoholkonsums empfohlen, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern (I C)
  • Ein ACE-I wird empfohlen bei Patienten mit asymptomatischer systolischer LV-Dysfunktion und einem Myokardinfarkt in der Anamnese, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern und das Leben zu verlängern (I A)
  • Ein ACE-I wird empfohlen bei Patienten mit asymptomatischer systolischer LV-Dysfunktion ohne einen Myokardinfarkt in der Anamnese, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern (I B)
  • Ein Betablocker wird empfohlen bei Patienten mit asymptomatischer systolischer LV-Dysfunktion und einem Myokardinfarkt in der Anamnese, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern und das Leben zu verlängern (I B)
  • Ein ACE-I sollte erwogen werden bei Patienten mit stabiler KHK, selbst wenn sie keine systolische LV-Dysfunktion aufweisen, um das Auftreten einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zu verzögern (IIa A)

Literatur

  1. Pfister R et al.: Urinary sodium excretion and risk of heart failure in men and women in the EPIC-Norfolk study. European Journal of Heart Failure 16(4) · September 2013. doi: 10.1002/ejhf.56.
  2. Kaluza J, Åkesson A, Wolk A: Processed and Unprocessed Red Meat Consumption and Risk of Heart Failure: A Prospective Study of Man. Circ Heart Fail. published online June 12, 2014
  3. Andersen K et al.: Dose-Response Relations of Total and Leisure-Time Physical Activity to Risk of Heart Failure: A Prospective Cohort Study  CIRCHEARTFAILURE.113.001010 Published online before print September 2, 2014, doi: 10.1161/CIRCHEARTFAILURE.113.001010
  4. Rautiainen S, Levitan EB, Mittleman MA, Wolk A: Fruit and vegetable intake and rate of heart failure: a population-based prospective cohort of women.Eur J Heart Fail. 2014 Nov 8. doi: 10.1002/ejhf.191.
  5. Gonçalves A et al.: Alcohol consumption and risk of heart failure: the Atherosclerosis Risk in Communities Study. doi: http://dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehu514
  6. Rosengren A et al.: Body weight in adolescence and long-term risk of early heart failure in adulthood among men in Sweden. Eur Heart J. 2017 Jun 21; 38(24): 1926–1933. doi:10.1093/eurheartj/ehw221
  7. Arfè A et al.: Non-steroidal anti-inflammatory drugs and risk of heart failure in four European countries: nested case-control study. BMJ 2016; 354 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.i4857 (Published 28 September 2016)
  8. American Heart Association, Scientific Sessions 2016, New Orleans, 12.-16. November 2016
  9. Ahmad FS et al.: Hypertension, Obesity, Diabetes, and Heart Failure-Free Survival. JCHF. 2016;4(12):911-919. doi:10.1016/j.jchf.2016.08.001
  10. Van Oort S et al.: Modifiable lifestyle factors and heart failure: A Mendelian randomization study. Am Heart J 2020; https://doi.org/10.1016/j.ahj.2020.06.007
  11. Petermann-Rocha F et al.: Vegetarians, fish, poultry, and meat-eaters: who has higher risk of cardiovascular disease incidence and mortality? A prospective study from UK Biobank. European Heart Journal 2020. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa939
  12. Qin P et al.: Fried-food consumption and risk of cardiovascular disease and all-cause mortality: a meta-analysis of observational studies. Heart Published Online First: 19 January 2021. doi: 10.1136/heartjnl-2020-317883
  13. Lim YH et al.: Long‐Term Exposure to Air Pollution, Road Traffic Noise, and Heart Failure Incidence: Journal of the American Heart Association ;0:e021436 published 6 Oct. 2021 https://doi.org/10.1161/JAHA.121.021436
  14. Mujaj B et al.: Aspirin use is associated with increased risk for incident heart failure: a patient-level pooled-analysis. ESC Heart Failure 2021. https://doi.org/10.1002/ehf2.13688.
  15. Vortrag „Cannabis Use Predicts Risks of Heart Failure and Cerebrovascular Accidents: Results from the National Inpatient Sample Database“,im Rahmen eines “Pre-Meeting Web Briefing” zum Kongress des American College of Cardiology (ACC) 2017, 17.-19. März 2017, Washington DC
  16. Manja V et al.: Methamphetamine-associated heart failure: a systematic review of observational studies Heart 2023;109:168-177.
     
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