Folgeerkrankungen
Aneurysma

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch ein Aneurysma mit bedingt sein können:

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Aortendissektion (Synonym: Aneurysma dissecans aortae) – akute Aufspaltung (Dissektion) der Wandschichten der Aorta (Hauptschlagader), mit einem Einriss der inneren Schicht der Gefäßwand (Intima) und einer Einblutung zwischen der Intima und der Muskelschicht der Gefäßwand (äußere Media), im Sinne eines Aneurysma dissecans (krankhafte Ausweitung der Schlagader); kann zu den folgenden Störungen führen:
    • Akutes Nierenversagen  (ANV)
    • Apoplex (Schlaganfall)
    • Beinischämie (Minderdurchblutung des Beines)
    • Hypotension
    • Mesenteriale Ischämie (Minderversorgung der darmversorgenden Arterien) bzw. Infarkt (Gefäßverschluss)
    • Querschnittslähmung durch spinale Ischämie (Minderdurchblutung im Bereich der Wirbelsäule)
  • Aortenklappeninsuffizienz ‒ mangelhafter Schluss der Aortenklappe des Herzens
  • Aneurysmaruptur (Ruptur (Riss) des Aneurysmas; freie oder gedeckte) ‒ das Risiko hängt ab vom Durchmesser und der Wachstumsrate:
    • 1-2 % bei einem Durchmesser < 5 cm
    • 20-40 % bei einem Durchmesser > 5 cm
    • ca. ein Drittel aller Hirnaneurysma
    Die Mortalität (Sterberate) der Aneurysmaruptur beträgt circa 85 %
  • Plaqueembolisation/Embolie (teilweiser oder vollständiger Verschluss eines Gefäßes durch ein Embolus/eingeschwemmtes Material)
  • Rechtsherzinsuffizienz (Rechtsherzschwäche; durch Peneration eines Bauchaortenaneurysma in Nachbarorgane; hier: V. cava inferior)
  • Subarachnoidalblutung (SAB; Blutung zwischen der Spinnengewebshaut und der weichen Hirnhaut; Häufigkeit: 1-3 %); Symptomatik: Vorgehen nach "Ottawa-Regel für Subarachnoidalblutung":
    • Alter ≥ 40 Jahre
    • Meningismus (Symptom der schmerzhaften Nackensteifigkeit bei Reizungen und Erkrankungen der Hirnhäute)
    • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) bzw. Bewusstseinsstörung (Somnolenz, Sopor und Koma)
    • Beginn der Cephalgie (Kopfschmerzen) während körperlicher Aktivität
    • Donnerschlagkopfschmerz/Vernichtungskopfschmerz (ca. 50 % der Fälle)
    • Eingeschränkte Beweglichkeit der Halswirbelsäule (HWS)
  • Thrombosierung (Verstopfung eines Gefäßes durch ein Blutpfropf/Thrombus)
  • Hypovolämischen Schock (innerhalb weniger Sekunden nach freier Aneurysmaruptur)

Weiteres

  • Ca. ein Drittel aller Patienten mit akuter Subarachnoidalblutung ist auf eine dauerhafte Pflege angewiesen.

Prognosefaktoren

  • Das Risiko einer Ruptur eines Aneurysmas hängt vom Axialdurchmesser des Aneurysmas ab:
    • 4,0-4,9 cm: ca. 3 %
    • 5,0-5,9 cm: 10 %
    • 6,0-6,9 cm: 15 %
    • 5,0-5,9 cm: 10 %
    • 6,0-6,9 cm: 15 %
    • > 7 cm: 60 %
  • Nur jeder vierte Patient mit einem Aneurysma stirbt an den Risiken des Aneurysmas (17 % durch Ruptur des Index-Aneurysmas, 5 % durch Ruptur eines anderen Hirnaneurysmas bzw. Blutungsrezidiv eines behandelten Aneurysmas, 2 % an einer Subarachnoidalblutung, SAB). Die übrigen 76 % der Patienten starben an kardio- und zerebrovaskuläre Erkrankungen (Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Apoplex/Schlaganfall) sowie durch Tumorerkrankungen und andere Krankheiten.
    Unabhängige Risikofaktoren für den Tod waren:
    • männliches Geschlecht
    • übermäßiger Alkoholkonsum (> 300 g Alkohol/Woche)
    • Tabakkonsum
    Patienten, die nicht rauchten und nur wenig Alkohol tranken überlebten die Gruppe der Patienten, die rauchten und trinken um 10 bis 20 Jahre [1].

Die nachfolgend aufgeführten wichtigsten Risikofaktoren für eine Ruptur eines Aneurysmas wurden anhand von sechs prospektiven Kohortenstudien mit knapp 8400 Aneurysma-Patienten erstellt [2]:

  • Ethnische Herkunft (s. u. Herkunft)
  • Blutdruck (Hypertonie)
  • Alter der Patienten
  • Aneurysmen-Durchmesser
  • Frühere Hirnblutungen durch Aneurysmen
  • Aneurysma-Lokalisation

Im Verlauf von über 29.000 Personenjahren kam es bei 230 Patienten zur Ruptur eines Aneurysmas, was eine Einjahresrate von 1,4 % und eine Fünfjahresrate von 3,4 % ergab.

Aus den dargestellten Risikofaktoren entwickelten die Forscher einen Risikoscore mit der Bezeichnung PHASES (s. Tab 1). Anhand der ermittelten Punktzahl lässt sich aus einer Tabelle das 5-Jahresrisiko für eine Ruptur ablesen (s. Tab. 2).

Tab. 1: PHASES-Score

Risikofaktor Punkte
Herkunft
Nordamerika, Europa (außer Finnland) 0
Japan 3
Finnland 5
Hypertonie
nein 0
ja 1
Alter
bis 70 Jahre 0
ab 70 Jahre 1
Aneurysmen-Durchmesser
≤ 7 mm 0
7,0 -9,9 mm 3
10 -19,9 mm 6
≥ 20 mm 10
Frühere Hirnblutungen durch Aneurysmen?
Nein 0
Ja 1
Aneurysma-Lokalisation
Carotis interna 0
Arteria cerebri media 2
Arteria cerebri anterior/posteriore Gefäße 4

Tab. 2: 5-Jahresrisiko für eine Ruptur

PHASES-Score ≤ 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 ≥ 12
Rupturrisiko (%) 0,4 0,7 0,9 1,3 1,7 2,4 3,2 4,3 5,3 7,2 17,8

Literatur

  1. Juvela S et al.: Risk factors for all-cause death after diagnosis of unruptured intracranial aneurysms. Neurology 2015, ePub January 7, doi: 10.1212/WNL.0000000000001207
  2. Greving JP et al.: Development of the PHASES score for prediction of risk of rupture of intracranial aneurysms: a pooled analysis of six prospective cohort studies. Lancet Neurol 2014; 13:59-66

 

 

     
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