Ursachen
Vorhofflimmern

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beim Vorhofflimmern (VHF) handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung mit ungeordneten und viel zu schnellen Kontraktionen der Herzvorhöfe mit einer Frequenz von 350 bis 600 Schlägen pro Minute. Aufgrund dieser Frequenzen kann keine Pumpfunktion mehr durch die Vorhöfe wahrgenommen werden. Damit wird das Herzzeitvolumen (HZV) signifikant (bis 20 %) eingeschränkt.

Nur wenige Patienten (ca. 10 %) mit Vorhofflimmern leiden an dem als „Lone Atrial Fibrillation" bezeichneten idiopathischem Vorhofflimmern, d. h. diese sind Patienten ohne strukturelles Herzleiden und ohne vaskuläre Risikofaktoren, und das Alter der Patienten ist meist unter 65 Jahren.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Es besteht ein doppelt so hohes Risiko für Vorhofflimmern, wenn mindestens ein Elternteil bereits Vorhofflimmern hatte
  • Männliches Geschlecht
  • Erwachsenenalter und höheres Alter
  • Körpergröße (wobei das relative Risiko bei einer Zunahme der Größe um 10 cm signifikant ansteigt) [3]

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 15 g/Tag; Mann: > 20 g/Tag) [Holiday-Heart-Syndrom: durch Alkohol ausgelöste Rhythmusstörung]; signifikante Dosis-abhängige Verschlechterung der linksventrikulären Funktion nach Alkohol (Auswurffraktion/Ejektionsfraktion (EF): Reduktion von durchschnittlich 58 % auf durchschnittlich 52 %; bei Gesunden: 50-60 %) [2]
    • Tabak (Rauchen)
  • Üppiges Essen
  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität [1]
    • Körperliche Überbelastung
    • Leistungsport; VHF ist häufiger zu finden bei leistungssportlich aktiven "Ausdauersportlern in mittleren und höheren Lebensalter mit langer Trainingsanamnese" (51 ± 9 Jahre), wahrscheinlich wg. Überdehnung des linken Vorhofes [4]
  • Psycho-soziale Situation
    • emotionaler Stress
    • häufiger Schlafmangel (Insomnie/Schlagstörung)
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen (COPD)
  • Herzfehler wie ein Vorhofseptumdefekt
  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Hyperkapnie – zu viel Kohlendioxid im Blut
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Hypoxie (Sauerstoffmangel)
  • Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
  • kongenitale Herzerkrankungen (kongenitale Herzfehler, KHF)
  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Metabolisches Syndrom
  • obstruktive Schlafapnoe (schwere schlafbezogene Atemstörung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Verlegungen der oberen Atemwege durch den erschlafften Zungengrund (Obstruktion = Verengung, Verlegung) kommt)
  • orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall, der beim Wechsel in die aufrechte Körperhaltung auftritt); Risikoerhöhung 40 %, ob Indikator oder ursächlich ist bislang nicht geklärt [5]
  • Pulmonalembolie (Verlegung der Lungenarterien mit Thromben)
  • Rheumatisches Fieber
  • Rhythmusstörungen wie:
    • Sick-Sinus-Syndrom (SSS) [Synonyme: Sinusknotensyndrom, Sinusknotenerkrankung; dieses Syndrom fasst mehrere nomotope Herzrhythmusstörungen zusammen, deren Ursprung im Sinusknoten sind: z. B. Sinusbradykardie, zeitweilig auftretender Sinusarrest bzw. eine komplette Blockierung zwischen Sinusknoten und Vorhofmyokard (= sinuatrialer Block); ein Wechsel zwischen supraventrikulärer Tachykardie (SVES), systolischen Pausen und Sinusbradykardie – dieses wird auch als Tachykardie-Bradykardie-Syndrom bezeichnet]
    • WPW-Syndrom (Wolff-Parkinson-White-Syndrom; Herzrhythmusstörung, die ausgelöst durch eine elektrisch kreisende Erregung (circus movement) zwischen Herzvorhöfen und den Herzkammern entsteht)
  • Thyreotoxikose – entgleiste Schilddrüsenüberfunktion

Medikamente

  • Glucocorticoide
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID; non steroidal anti inflammatory drugs) [exkl. Acetylsalicylsäure]
  • COX-2-Hemmer (Synonym: COX-2-Inhibitor); antiinflammatorisch (entzündungshemmend) wirkende Arzneimittel
  • Schilddrüsenhormontherapie (bei VHF-Patienten häufiger als Vergleich zum Gesamtkollektiv)

Weitere Ursachen

  • Akute Alkoholintoxikation (Alkoholvergiftung)
  • Nach chirurgischen Eingriffen, besonders nach Herzoperationen ist Vorhofflimmern eine häufige Komplikation; bei Eingriffen an der Mitralklappe (bis zu 73 %) ist es häufiger als bei Bypass-Operationen (10-33 %)

Literatur

  1. Mozaffarian D, Furberg CD, Psaty BM, Siscovick D. 
    Physical activity and incidence of atrial fibrillation in older adults: the cardiovascular health study.
    Circulation. 2008 Aug 19;118(8):800-7. Epub 2008 Aug 4
  2. Prinz et al.
    Akute Verschlechterung der linksventrikulären Funktion nach einmaligem Alkoholkonsum,
    Abstract P 415, Clin Res Cardiol 100, 2011
  3. Comprehensive risk reduction in patients with atrial fibrillation: Emerging diagnostic and therapeutic options“, Ergebnis einer gemeinsamen Konsensuskonferenz des Kompetenznetzes Vorhofflimmern (AFNET) und der European Heart Rhythm Association (EHRA) im November 2010, http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de
  4. Scharhag J, Löllgen H, Kindermann W
    Competitive sports and the heart: benefit or risk?
    Dtsch Arztebl Int 2013; 110(1–2): 14–24. DOI: 10.3238/arztebl.2013.001
  5. Agarwal S et al.
    Orthostatic Change in Blood Pressure and Incidence of Atrial Fibrillation.
    PLoS ONE 2013; 8: e79030; doi:10.1371/journal.pone.0079030
     
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner EUSANA - Ihr Gesundheitsportal für Prävention- und Anti-Aging-Medizin