Sensibilitätsstörungen der Haut – Einleitung

Sensibilitätsstörungen der Haut sind neurologische Symptome, die auf einen teilweisen oder kompletten Ausfall der Sensibilität (Empfindung/Wahrnehmung) in Körperarealen zurückzuführen sind.

Synonyme und ICD-10: Allocheirie; Anästhesie der Haut; Berger-Parästhesie; Berührungssinnverlust; Dysästhesie; Hemianalgesie; Hemianästhesie; Hemihypalgesie; Hemihyperästhesie; Hemihypästhesie; Hemiparästhesie; Hypalgesie; Hyperalgesie; Hyperpathie; Hyperästhesie; Hyperästhesie der Haut; Hyperästhesie der Körperoberfläche; Hypoästhesie; Hypästhesie; Hypästhesie der Haut; Kongenitales Analgiesyndrom; Lageabhängige Parästhesie; Lhermitte-Zeichen; Parästhesie; Parästhesie der Haut; Schmerzhypersensibilität; Sensibilitätsstörung; Sensibilitätsstörung der Haut; Störung der Tiefensensibilität der Haut; Synästhesie; Tastsinnstörung; Tastsinnverlust; Temperaturempfindungsstörung; Tiefe Sensibilitätsstörung der Haut; Verlust der Tastlokalisation; Vibrationsempfindung der Haut; Ameisenlaufen; Ameisenlaufen des Arms; Brennen der Haut; eingeschlafene Hände; Empfindlichkeitsstörung der Haut; Fehlen der Hitzeempfindung; Fehlen der Kälteempfindung; gesteigerte Schmerzempfindlichkeit; Kribbeln; Kribbeln der Haut; Kribbeln im Bein; Kältegefühl; Nadelstichgefühl; Nadelstichgefühl der Haut; Pelzigkeit; Prickeln der Haut; Störung des Gefühlssinns; Taubheitsgefühl der Haut ICD-10-GM R20.-: Sensibilitätsstörungen der Haut

Sensorische Qualitäten der Haut

An der Haut können die verschiedenen sensiblen Qualitäten unterschieden werden:

  • Berührungsempfinden
  • Bewegung/Kraft
  • Lageempfinden
  • Schmerzempfinden
  • Temperaturempfinden
  • Vibrationsempfinden

Formen der Sensibilitätsstörungen der Haut

Sensibilitätsstörungen können unterteilt werden in:

  • Hypästhesie: Verminderte Empfindlichkeit der Haut in Bezug auf die oben genannten Qualitäten.
  • Hyperästhesie: Gesteigerte Empfindlichkeit.
  • Parästhesie: Fehlempfindungen, die oft als Kribbeln, Brennen oder Ameisenlaufen beschrieben werden.

Differenzierung nach Ursache und Verlauf

Nach dem Auftreten der Sensibilitätsstörung ist eine weitergehende Einteilung möglich:

  • Dissoziierte Sensibilitätsstörung
    • Tritt nach einer partiellen Rückenmarksschädigung auf.
    • Schmerzen und Temperatur können im Gegensatz zu Berührung nicht wahrgenommen werden.
  • Komplexe Nervenschädigungen
    • Führen nur zu teilweisen Sensibilitätsstörungen.
  • Periphere Sensibilitätsstörung
    • Tritt nach der Läsion eines peripheren Nerven auf.
    • Die Ausfälle betreffen nur die Fasern dieses Nerven.
  • Polyneuropathie
    • Oberbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen, häufig handschuh- oder sockenförmig an Armen und Beinen.
  • Querschnittsförmige Sensibilitätsstörung
    • Tritt nach einer Schädigung des Rückenmarks auf (Querschnittssyndrom).
    • Die Sensibilitätsstörung tritt ab einer bestimmten Höhe auf und ist oft von Dysästhesien begleitet.
  • Radikuläre Sensibilitätsstörung
    • Tritt nach der Läsion einer Spinalnervenwurzel auf.
    • Die Sensibilitätsstörung besteht streng im betroffenen Dermatom.

Sensibilitätsstörungen können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Sensibilitätsstörungen der Haut treten bei Männern und Frauen etwa gleich häufig auf, jedoch können bestimmte Ursachen geschlechtsspezifische Prävalenzen haben. Beispielsweise Frauen sind häufiger von Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose betroffen, während Männer häufiger periphere Neuropathien aufgrund von Diabetes entwickeln.

Häufigkeitsgipfel: Sensibilitätsstörungen können in jedem Lebensalter auftreten, aber bestimmte Formen haben spezifische Häufigkeitsgipfel. Beispielsweise treten periphere Neuropathien häufiger im mittleren bis höheren Lebensalter auf, während Multiple Sklerose meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr diagnostiziert wird.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz von Sensibilitätsstörungen variiert je nach zugrunde liegender Ursache. Polyneuropathien betreffen etwa 2-8 % der Bevölkerung, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Multiple Sklerose (MS) hat eine Prävalenz von etwa 0,1 % in Europa und Nordamerika.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Sensibilitätsstörungen können akut oder chronisch auftreten und variieren je nach Ursache in ihrer Dauer und Intensität.
  • Länger anhaltende oder sich verschlimmernde Beschwerden sollten unbedingt neurologisch abgeklärt werden.
  • Akute Sensibilitätsstörungen, die beispielsweise durch kurzfristige Nervenkompression verursacht werden, können häufig reversibel sein.

Prognose

  • Die Prognose hängt stark von der Ursache der Sensibilitätsstörungen ab.
  • Bei reversiblen Nervenreizungen oder -kompressionen ist die Prognose meistens gut, und die Symptome klingen nach Beseitigung der Ursache ab.
  • Chronische Sensibilitätsstörungen, die durch progressive neurologische Erkrankungen oder irreversible Nervenschäden verursacht werden, haben eine schlechtere Prognose und erfordern eine umfassende medizinische Betreuung und symptomatische Therapie.