Krämpfe und Spasmen der Muskulatur – Einleitung

Zu Krämpfen und Spasmen der Muskulatur (ICD-10-GM R25.2: Krämpfe und Spasmen der Muskulatur) kann es durch viele verschiedene Ursachen kommen.

Definition

  • Krämpfe (Crampi/Krampi): Unwillkürliche und schmerzhafte Muskelkontraktionen, oft begleitet von einer Verhärtung des betroffenen Muskels. Vorwiegend ist die Skelettmuskulatur betroffen. Muskelkrämpfe treten häufig in der Nacht und in Ruhe (Ruhekrampf) auf, vor allem in den unteren Extremitäten. Ein häufiger Auslöser ist Calciummangel.
  • Faszikulationen: Unregelmäßige und unwillkürliche Kontraktionen von Muskelfaserbündeln, makroskopisch sichtbar.

Epidemiologie

  • Beinkrämpfe (engl. leg cramps; Wadenkrämpfe): Treten in den Sommermonaten häufiger auf als in den längeren Winternächten [1].

Ätiologie (Ursachen)

  • Krämpfe
    • Ruhekrämpfe: Häufig durch Calciummangel bedingt.
    • Symptom vieler Erkrankungen: Siehe unter "Differentialdiagnosen".
  • Spasmus
    • Wiederholende, verkrampfende Kontraktionen einzelner Muskeln oder Muskelgruppen.

Formen

  • Arten des Spasmus nach Kontraktionsart
    • Tonischer Spasmus: Gleichförmige und statische Kontraktionen, die über ein relativ langes Zeitintervall anhalten.
    • Klonischer Spasmus (Klonus): Unwillkürliche, rhythmische Kontraktionen von Muskeln bzw. Muskelgruppen. Abwechselnde Kontraktion und Entspannung der Muskelfasern, oft in kurzer zeitlicher Folge.
    • Gemischter Spasmus
  • Klonus
    • Durch einen raschen Dehnungsreiz auslösbare, wiederholte phasische Muskeleigenreflexe (Dehnungsreflexe), die bei Aufrechterhaltung des Dehnungsreizes zu rhythmischen Muskelzuckungen führen.
    • Pyramidenzeichen: Defekte Kontrolle durch die Fasern der Pyramidenbahn führt zu einer Dauererregung des Muskels statt einer kurzen Erregung.
  • Dauer des Klonus
    • Unerschöpfbarer Klonus
    • Erschöpfbarer Klonus: Nur bei Seitendifferenz pathologisch.
  • Spastik: "Gesteigerter, geschwindigkeitsabhängiger Dehnungswiderstand der Skelettmuskulatur". Tritt häufig als Symptom bei Schädigung des Nervensystems auf.
    • Formen der Spastik
      • Generalisierte Spastik
      • Regionale Spastik
      • Fokale Spastik: Auf einen Krankheitsherd zurückzuführen.

Krämpfe und Spasmen: Können Symptom vieler Erkrankungen sein (s. u. Differentialdiagnosen).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Muskelkrampf: Dauert in der Regel nur kurz an (Sekunden bis wenige Minuten) und ist selbstlimitierend, d. h. er hört spontan wieder auf.
  • Spastik: Abhängig von der Ursache und den betroffenen Körperteilen, oft chronisch und variabel in der Ausprägung.

Prognose

  • Muskelkrampf: Meist gut, da die Krämpfe selbstlimitierend sind.
  • Spastik: Variabel, abhängig von Ursache und Ausprägung. Eine adäquate Therapie kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.

Literatur

  1. Garrison S: Seasonal effects on the occurrence of nocturnal leg cramps: a prospective cohort study. CMAJ January 26, 2015 First published January 26, 2015, doi: 10.1503/cmaj.140497

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Crampi/Muskelkrampf. (AWMF-Registernummer: 030-037), September 2016 Langfassung