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Medikamentöse Therapie
Wechseljahre - Menopause
Da die Ovarien (Eierstöcke) in der Menopause nicht mehr ausreichend Geschlechtshormone – Östrogene, Progesteron – produzieren, werden diese gegebenenfalls in Form von Medikamenten individuell dosiert zugeführt. Wechseljahresbeschwerden, die vor allem dem Östrogenmangel zugeschrieben werden, können so gelindert werden.

Wichtiger Hinweis!
Die Hormonersatztherapie sollte nur so lange wie nötig und möglichst niedrig dosiert eingesetzt werden.

Indikationen

Eine Hormonersatztherapie ist angezeigt bei

  • Klimakterischen Beschwerden
  • Urogenitale Symptomen – Beschwerden

Voraussetzung für eine Hormonersatztherapie ist, dass die Beschwerden von der Patientin als belastend angesehen werden und keine Kontraindikationen (Gegenanzeigen) vorliegen.


Wirkungen einer Hormonersatztherapie

Östrogene

Der Östrogen-Hormonmangel bedingt unter anderem, dass der Lipoprotein(a)-Spiegel in der Menopause bedeutend ansteigt. Grund des Anstiegs ist der Wegfall der Östrogene: Eine Östrogenersatztherapie bewirken dosisabhängig eine Reduktion des Lipoprotein(a) um bis zu 20 % und des LDL-Cholesterins um 10 %, bei gleichzeitigem Anstieg des HDL-Cholesterins.
Als unerwünschte Nebenwirkung der Östrogen-Hormonersatztherapie bewirkt diese eine Anstieg der
Triglyzeride um bis zu 25 %!
Die oben beschriebenen Nebenwirkungen sind weniger ausgeprägt bei der transdermalen Therapie mit den so genannten Hormonpflastern.


Gestagene

Die Wirkungen der Gestagene auf den Lipidstoffwechsel (Fettstoffwechsel) und der Hämostase (Blutgerinnung) stehen in einem Wechselspiel mit den Östrogenen:

Lipidstoffwechsel (Fettstoffwechsel)

Gestagene reduzieren beispielsweise den HDL-Cholesterin-steigernden Effekt der Östrogene; androgenwirkende 19-Nortestosteron-Derivate heben diesen sogar auf beziehungsweise führen zu einer Senkung des HDL-Cholesterins.
Der Effekt der Hypertriglyzeridämie durch die Östrogene wird durch 19-Nortestosteron-Derivate aufgehoben.

Gestagen habe keinen Einfluss auf das LDL-Cholesterin.

Der positive Lipoprotein(a)-Effekt der Östrogene wird durch Gestagene nicht geschwächt und durch 19-Nortestosteron-Derivate sogar noch verstärkt.

 

Hämostase (Blutgerinnung)
Gestagene hemmen die Effekte der Östrogene auf Faktor VII, Pasminogenaktivator Inhibitor 1 /(PAI-1) und Fibrinogen.

Hormonersatztherapie

Die beiden häufigsten Behandlungsformen sind die Östrogen-Monotherapie und die Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie.

Östrogen-Monotherapie
Hier wird ausschließlich Östrogen verabreicht. Die Monotherapie eignet sich nur für Frauen, deren Gebärmutter operativ entfernt worden ist. Ist die Gebärmutter noch vorhanden, kann die alleinige Östrogengabe zum übermäßigen Wachstum der Gebärmutterschleimhaut führen. Frauen mit vorhandener Gebärmutter werden daher mit einer Kombination aus Östrogen und Gestagen behandelt. Das Gestagen begrenzt das nicht erwünschte Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, mit den möglichen Risiken für die Entstehung eines Endometriumkarzinoms (Gebärmutterschleimhautkrebses).

Kombinationstherapie – Verfahren
In der Kombinationstherapie unterschiedet man zwischen der sequentiellen und der kontinuierlichen Hormonbehandlung.

Bei der sequentiellen Hormonbehandlung nimmt die Frau zunächst nur Östrogene ein. Erst in der zweiten Phase des Behandlungszyklus kommt ein Gestagen hinzu. Darauf folgen einige Tage, an denen keine Hormone zugeführt werden. In diesem einnahmefreien Intervall tritt eine Abbruchblutung auf, die der Periode ähnelt. Die sequentielle Kombination wird gerne in der Zeit vor und im ersten Jahr nach der letzten Regelblutung, also in der Prä- und Perimenopause, angewendet. Unregelmäßige Blutungen werden durch diese Behandlungsform wieder regelmäßig.

Bei der kontinuierlichen Hormonbehandlung werden Östrogen und Gestagen gleichzeitig und ohne Pause eingenommen. Es gibt also weder verschiedene Einnahmephasen noch ein einnahmefreies Intervall. Abbruchblutungen sollen dadurch vermieden werden.
Neben Tabletten und Dragees werden auch Hormonpflaster, Hormonspritzen oder Gele angeboten. Diese verschiedenen Präparate können auch miteinander kombiniert werden. So kann z. B. das Östrogen als Pflaster verabreicht und das Gestagen zusätzlich als Tablette eingenommen werden.

Eine weitere Form der Hormongabe sind die vaginalen Präparate. Hierbei handelt es sich um östrogenhaltige Cremes oder Scheidenzäpfchen. Sie haben überwiegend nur eine lokale Wirkung direkt an der Scheide und beheben Symptome wie Brennen, Juckreiz oder Überempfindlichkeit – z. B. beim Geschlechtsverkehr. Sie haben aber keine Wirkung auf die klimakterischen Beschwerden und stellen keine Therapie der Osteoporose dar.

Kontraindikationen für eine Hormonersatztherapie

Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse bekannter Studien geben Anlass dafür, dass stets eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse durch Ihren Arzt – gemeinsam mit der Patientin erfolgen muss:
Am 17. Juli 2002 veröffentlichte das amerikanische Ärzteblatt eine Studie über die Auswirkungen einer langfristigen Behandlung postmenopausaler Frauen mit Östrogen/Gestagen-Präparaten.
Diese Studie
genannt die „Women’s Health Initiative“ (WHI) musste vorzeitig abgebrochen werden, weil sich schon bei der Zwischenauswertung der bis dahin gesammelten Daten eine signifikant erhöhte Rate für das Mammakarzinom (Brustkrebs), Koronare Herzkrankheit (KHK) (Erkrankung der Herzkranzgefäße), Apoplex (Schlaganfall) und Thrombosen/Lungenembolien gegenüber der Placebogruppe ergab [1].
Diese Ergebnisse wurden von der britischen „One Million Women Study“ hinsichtlich des Brustkrebsrisikos bestätigt. Das Erkrankungs- und Sterberisiko war sogar noch höher als in der amerikanischen Studie, wie eine Auswertung im Lancet ergab [2].

Die Women`s Health Initiative (WHI)-Studie und die One Million Women Study zeigten jedoch auch, dass die Hormonersatztherapie zu einer Reduktion von Schenkelhalsbrüchen
10 Knochenbrüche gegenüber 15 Knochenbrüchen in der Gruppe der unbehandelten Patienten, führte.

Die U. S. Preventive Services Task Force kommt im Jahr 2005 zu folgendem Schluss:

Trotz der positiven Effekte einer entsprechenden Hormonersatztherapie auf die Knochendichte mit einem reduzierten Frakturrisiko und dem verringerten Risiko, ein kolorektales Karzinom zu entwickeln, überwiegen die Risiken wie das erhöhte Brustkrebsrisiko sowie venöse Thromboembolien,
Schlaganfall, Cholezystitis, Demenz und möglicherweise Koronare Herzkrankheit (KHK) [3].

Publikationen in renommierten Journals wie Science [4] lassen allerdings den Schluss zu, dass die individualisierte Hormontherapie nach wie vor ihre Bedeutung hat.

In der so genannten "frühen Menopause", welche bereits im Alter von unter 45 Jahren eintritt, z. B. aufgrund einer beiderseitigen Ovarektomie (Eierstockentfernung), kann eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein [5]. Zu diesem Schluss kommt auch eine Leitlinie der "European Menopause and Andropause Society" (EMAS) [6].


Fazit
Eine Hormonersatztherapie sollte beispielsweise bei starken klimakterischen Beschwerden oder bei "früher Menopause" angewendet werden.

 

Grundsätzlich allerdings gilt:
Die Hormonersatztherapie sollte nur so lange wie nötig und möglichst niedrig dosiert eingesetzt werden.



Literatur
  1. Rossouw JE, Anderson GL, Prentice RL, LaCroix AZ, Kooperberg C, Stefanick ML, Jackson RD, Beresford SA, Howard BV, Johnson KC, Kotchen JM, Ockene J; Writing Group for the Women's Health Initiative Investigators
    Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: principal results From the Women's Health Initiative randomized controlled trial.
    JAMA. 2002 Jul 17;288(3):321-33
  2. Beral V; Million Women Study Collaborators
    Breast cancer and hormone-replacement therapy in the Million Women Study.
    Lancet. 2003 Aug 9;362(9382):419-27. Erratum in: Lancet. 2003 Oct 4;362(9390):1160
  3. U.S. Preventive Services Task Force
    Hormone therapy for the prevention of chronic conditions in postmenopausal women: Recommendations from the U.S. Preventive Services Task Force.
    Ann Intern Med 2005 May 17; 142:855-60
  4. Turgeon JL, McDonnell DP, Martin KA, Wise PM.
    Hormone therapy: physiological complexity belies therapeutic simplicity.
    Science. 2004 May 28;304(5675):1269-73. Review.
  5. Lokkegaard E, Jovanovic Z, Heitmann BL, Keiding N, Ottesen B, Pedersen AT
    The association between early menopause and risk of ischaemic heart disease:
    Influence of Hormone Therapy.
    Maturitas. 2006 Jan 20;53(2):226-33. Epub 2005 Jun 13
  6. Skouby SO, Al-Azzawi F, Barlow D, Calaf-Alsina Erdogan Ertungealp J, Gompel A, Graziottin A, Hudita D, Pines A, Rozenberg S, Samsioe G, Stevenson JC; European Menopause and Andropause Society.
    Climacteric medicine: European Menopause and Andropause Society (EMAS) 2004/2005 position statements on peri- and postmenopausal hormone replacement therapy.
    Maturitas. 2005 May 16;51(1):8-14.

     
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