Anamnese
Ovarialzysten und weitere gutartige Neubildungen des Ovars

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik von Ovarialzysten und weiteren gutartigen Neubildungen des Ovars (Eierstock) dar.

Entsprechend der Vielzahl der Erkrankungen gibt es keine typische Anamnese. Unklare Unterbauchbeschwerden, Zyklusstörungen, unklare Tast-, Ultraschall-, MRT- oder CT-Befunde sind meist Anlass für gezielte diagnostische Maßnahmen. Dies vor allen Dingen unter dem Aspekt, dass ein Großteil der Ovarialtumoren maligne (bösartig) werden kann oder primär maligne ist (die Inzidenz maligner/bösartiger Ovarialtumoren beträgt 15-20 %).
In der Prämenopause (etwa zehn bis fünfzehn Jahre vor der Menopause) sind die meisten Ovarialtumoren physiologischer Natur (funktionelle Zysten, Retentionszysten). Auch in der Postmenopause sind die Tumoren häufig benigne (gutartig), dennoch steigt die Rate an malignen Erkrankungen deutlich an. Bei Frauen < 30 Jahre beträgt die Malignitätshäufigkeit etwa 3 %, bei 40-50 Jährigen 5-15 %, bei > 50 Jahren bis zu 35 %. Das Durchschnittsalter der Patientinnen mit Ovarialkarzinomen liegt zwischen 58-68 Jahren. Andererseits sind auch in der Kindheit Ovarialbefunde malignitätsverdächtig.

Familienanamnese  

  • Man kann davon ausgehen, dass die allermeisten Ovarialtumoren, soweit bisher bekannt, keine genetische Ursache aufweisen. Für die benignen (gutartigen) Befunde gibt es allerdings dazu keine Untersuchungen. Auch über 90 % aller Ovarialkarzinome (Eierstockrebs) treten sporadisch auf. Nur etwa 5 % kommen familiär gehäuft vor. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Rahmen das sog. familiäre Brust- und Eierstockkrebssyndrom (hereditary breast ovarian cancer syndrome, HBOC). Bei der Mehrzahl dieser Patientinnen finden sich genetische Veränderungen in den Genen BRCA 1 und BRCA 2.

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Die wichtigsten anamnestischen Hinweise sind:
    • Beschwerden
      • Akutes Abdomen (Stieldrehung, Ruptur)
      • Beschwerden/Schmerzen bei:
        • Defäkation (Stuhlgang)
        • Miktion (Wasserlassen)
      • Druckdolenz (meist gering) im kleinen Becken
      • Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)
      • Dyspareunie (Schmerzen beim Verkehr)
      • Fremdkörpergefühl im kleinen Becken
      • Kreuzschmerzen
      • Stechender Schmerz (z. B. bei Zystenruptur oder Stieldrehung)
      • Unklare Unterleibschmerzen
      • Völlegefühl
      • Zunahme des Leibesumfanges
    • Blutungsstörungen
      • Menometrorrhagie (Blutungsdauer mehr als vierzehn Tage (häufig in der Menopause))
      • Menorrhagie (Blutung ist verlängert (> 6 Tage) und verstärkt)
      • Metrorrhagie (Blutung außerhalb der eigentlichen Menstruation; sie ist meist verlängert und verstärkt, ein regelmäßiger Zyklus ist nicht erkennbar)
    • Hinweise für einen androgenbildenden Tumor
      • Alopecia (Haarausfall)
      • Hirsutismus (vermehrte Terminalbehaarung (Langhaare) der Frau, gemäß dem männlichen Verteilungsmuster (androgenabhängig))
      • Klitorishypertrophie
      • Männliche Behaarung
      • Männliche Stimmlage
      • Sekundäre Amenorrhoe (ausbleiben der Regelblutung > 3 Monate)
    •  Hinweise für einen östrogenbildenden Tumor:
      • Blutungsstörungen 
      • Pseudopubertas praecox (Form des vorzeitigen Eintritts der Pubertät)
    • Perimenopause (Übergangsphase zwischen Prä- und Postmenopause; unterschiedlich langer Zeitraum von Jahren vor der Menopause – etwa fünf Jahre)
    • Prämenopause (etwa zehn bis fünfzehn Jahre vor der Menopause)
    • Postmenopause (Beginn 1 Jahr nach der letzten Regelblutung)
    • Pubertät
    • Zyklusstörungen:
      • Amenorrhoe
        • keine Menstruationsblutung bis zum 16. Lebensjahr (primäre Amenorrhoe) 
        • keine Menstruationsblutung seit mehr als drei Monaten bei bereits etabliertem Zyklus (sekundäre Amenorrhoe)
      • Polymenorrhoe (das Intervall zwischen den Blutungen ist kleiner als 25 Tage, die Blutungen treten also zu oft auf)

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Während es keinerlei Hinweise auf Zusammenhänge von benignen (gutartigen) Ovarialtumoren und Adipositas gibt, ist das relative Risiko an einem Ovarialkarzinom zu erkranken bei einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI) um 1,3 erhöht.

Medikamentenanamnese

  • HCG-Gabe (Humanes Choriongonadotropin) bei Sterilitätspatientinnen (Gefahr des Überstimulationssyndroms)
     
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