Postkoitalpille (Interception)

Als Notfallkontrazeption (Interception) steht die Postkoitalpille (Synonyme:"Pille nach dem Verkehr", "Pille danach")  zur Verfügung. Diese wird eingesetzt beim Versagen kontrazeptiver (empfängnisverhütender) Methoden oder in besonderen Situationen zur Verhinderung einer Schwangerschaft.

Als Postkoitalpille stehen zur Verfügung:

  • Gestagen-Monopräparate mit Levonorgestrel (LNG)
  • selektiver Progesteronrezeptormodulator (Ulipristalacetat, UPA)

Eine Alternative zur hormonalen Intereception ist die Insertion (Einsetzen) eines kupferhaltigen Intrauterinpessars (IUP; IUD; Spirale) innerhalb von 5 Tagen nach dem ungeschützten Verkehr. Die Schwangerschaftsrate liegt bei < 0,2 %.

Hinweise

  • Einnahme (LNG) möglichst früh, spätestens 72 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr, werden 1,5 mg LNG oral eingenommen
  • Senkung der Schwangerschaftsrate um ca. 75-85 %
  • Levonorgestrel ist bei adipösen Frauen weniger zuverlässig als bei schlanken Frauen [1]
  • Absolute Kontraindikation (Gegenanzeige): Vorliegen einer Schwangerschaft!
  • Einnahme (UPA) möglichst früh, spätestens 5 Tage (120 Stunden) nach dem ungeschützten Verkehr, werden 30 mg UPA oral eingenommen
  • Im Vergleich LNG zu UPA werden signifikant niedrigere Schwangerschaftsraten für UPA angegeben
  • UPA ist bei adipösen Frauen weniger zuverlässig als bei schlanken Frauen [1]
  • Die europäische Arzneimittelagentur (EMA, 2014) hält die Aussage, dass die Notfallkontrazeptiva Levonorgestrel und Ulipristal mit zunehmendem Körpergewicht (bzw. BMI) von Frauen schwächer wirken, für nicht ausreichend bewiesen.

Levonorgestrel-haltige hormonale Notfallkontrazeptiva und Anwendung von Leberenzyminduktoren (CYP3A4-induzierende Arzneimittel) [2]

"Die nachfolgenden Arzneimittel können den Plasmaspiegel von Levonorgestrel reduzieren und so die Wirkung des Kontrazeptivums vermindern. Hierzu zählen:

  • einige Arzneimittel zur Behandlung von Epilepsie (z. B. Barbiturate, Primidon, Phenytoin oder Carbamazepin)
  • einige Arzneimittel zur Behandlung von Tuberkulose (z. B. Rifampicin, Rifabutin)
  • einige Arzneimittel zur Behandlung von HIV (z. B. Ritonavir, Efavirenz)
  • einige Arzneimittel zur Behandlung von Pilzinfektionen (z. B. Griseofulvin)
  • pflanzliche Präparate, die Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten.

Frauen, die eine Notfallkontrazeption wünschen und innerhalb der letzten vier Wochen enzyminduzierende Arzneimittel eingenommen haben, sollte zu einem nicht-hormonellen Notfallkontrazeptivum, d. h. einer Kupferspirale (Kupfer-IUP), geraten werden, die bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt werden kann. Ist dies nicht möglich, sollte die übliche Dosis von Levonorgestrel von 1,5 mg auf 3 mg verdoppelt werden, um die Verringerung der Plasmaspiegel von Levonorgestrel zu kompensieren. Der Wirkstoff Ulipristalacetat stellt keine Alternative dar, da dessen Wirksamkeit durch CYP3A4-induzierende Arzneimittel noch viel stärker abgeschwächt wird. Zu Ulipristalacetat beachte: Indikationseinschränkung, neue Kontraindikation (Gegenanzeige) sowie Notwendigkeit der Überwachung der Leberfunktion [3].

Die Anwendung einiger enzyminduzierender Arzneimittel während der Schwangerschaft wurde mit Geburtsfehlern in Verbindung gebracht. Es ist daher wichtig, dass bei Anwenderinnen dieser Arzneimittel nach der Einnahme von Levonorgestrel-haltigen Notfallkontrazeptiva eine Schwangerschaft ausgeschlossen wird und diese hinsichtlich zuverlässiger, regelmäßig anzuwendender kontrazeptiver Methoden beraten werden".

Weitere Hinweise

  • Die Kombination mit dem COX-2-Inhibitor Piroxicam hat in einer randomisierten Studie die Zu­verlässigkeit einer Notfallkontrazeption mit Levonorgestrel deutlich verbessert:  In der Levonorgestrel plus Piroxicam-Gruppe wurde nur 1 von 418 Frauen (0,2 %) schwanger gegenüber 7 von 418 Frauen (1,7 %) in der Levonorgestrel plus Placebo-Gruppe. Dies ergab eine Odds Ratio von 0,20, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,02 bis 0,91 signifikant war [4].

Literatur

  1. Glasier A, Cameron ST, Blithe D, Scherrer B, Mathe H, Levy D, Gainer E, Ulmann A: Can we identify women at risk of pregnancy despite using emergency contraception? Data from randomized trials of ulipristal acetate and levonorgestrel. Contraception. 2011 Oct;84(4):363-7. doi:10.1016/j.contraception.2011.02.009. Epub 2011 Apr 2. 
  2. GEDEON RICHTER PHARMA: Levonorgestrel-haltige hormonale Notfallkontrazeption (u. a. Postinor®): neue Empfehlung für Anwenderinnen von Leberenzyminduktoren. AkdÄ Drug Safety Mail | 32–2016
  3. Rote-Hand-Brief zu Esmya® (Ulipristalacetat) 5 mg Tabletten: Indikationseinschränkung, neue Kontraindikation sowie Notwendigkeit der Überwachung der Leberfunktion. AkdÄ Drug Safety Mail | 44-2018
  4. Li RHW et al.: Oral emergency contraception with levonorgestrel plus piroxicam: a randomised double-blind placebo-controlled trial Lancet August 16, 2023 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)01240-0

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Hormonelle Empfängnisverhütung. (AWMF-Registernummer: 015 - 015), September 2020 Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon. (AWMF-Registernummer: 015 - 094). Januar 2023 Langfassung
     
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