Ursachen
Magersucht (Anorexia nervosa)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Entstehung der Anorexia nervosa ist noch nicht vollständig geklärt. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Vor allem werden neurochemische, metabolische und hormonale Veränderungen diskutiert. Neben genetische Störungen (s. u. "Genetische Belastung") des serotonergen (den Serotonin-Spiegel betreffend) Systems scheinen psychosoziale und gesellschaftliche Faktoren eine wesentliche Rolle zu spielen:

  • psychosoziale Faktoren:
    • Ablehnung der weiblichen Rolle
    • Kontrollbedürfnis
  • soziokulturelle Faktoren:
    • westliches Schlankheits- und Leistungsideal (→ Identifikationsproblem mit dem eigenen Körper)

Eine psychogene Komponente wird meist in der Kindheit gefunden, vor allem gestörte Beziehungen zu einem oder beiden Elternteile. Der Betroffene wird dabei zum Symptomträger für familiäre Probleme.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern – Konkordanz bei monozygoten Zwillingen bis zu 50 %!
    • genomweite Assoziationsstudie (GWAS) hat acht Genvarianten gefunden, die die Essstörung mit Stoffwechselerkrankungen (Typ-1-Diabetes oder anderen Autoimmunerkran­kungen) und mit anderen psychiatrischen Erkrankungen (Angstzustände, Depressio­n, Schizo­phrenie und Zwangsstörungen) in Ver­bin­dung bringen [2].
  • Lebensalter Pubertät
  • Übergewicht in der Kindheit
  • Homo- und Bisexualität bei Männern [1]
  • Berufe – Berufsgruppen wie Balletttänzerinnen, Models, Sportler (Sportmagersucht; besonders in ästhetisch-kompositorischen Sportarten wie rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen – aber auch Skispringer und einige Ausdauerathleten)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Immer wiederkehrendes Diätverhalten
    • Gezügeltes Essverhalten 
  • Psycho-soziale Situation
    • Angst vor Adipositas
    • Angst vor Überforderung
    • Erfahrungen von Verlust und Ablehnung
    • Emotionale Vernachlässigung
    • Familiäre Faktoren wie Überbehütung und Konfliktvermeidung
    • Familiäre Probleme bzw. Konflikte mit Gleichaltrigen
    • Fehlendes Selbstwertgefühl
    • Körperliche Misshandlung in der Vergangenheit
    • Niedriges Selbstwertgefühl
    • Perfektionismus
    • Psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen im familiären Umfeld
    • Sexueller Missbrauch
    • Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen (Selbstwertprobleme)
    • Zwanghafter, perfektionistischer Charakter

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus Typ 2 – Zuckerkrankheit, die überwiegend im Kindes- und Jugendalter auftritt

Medikamente, die Ursache einer Appetitlosigkeit sein können

  • Anthelminthika (Diethylcarbamazin)
  • Antidepressiva
    • Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) – Fluoxetin
  • Antiepileptika (Topiramat)
  • Antibiotika
    • Cotrimoxazol
    • Makrolide (Spiramycin)
  • Antiviralia (Amantadin)
  • Folsäureantagonist (Methotrexat)
  • Fusionsinhibitoren (Enfuvirtid)
  • Immunsuppressiva (Azathioprin, Ciclosporin (Cyclosporin A), Mercaptopurin)
  • Immuntherapeutika (Mitoxantron)
  • Levodopa (L-Dopa)
  • Muskelrelaxantien (Baclofen)
  • Neurokinin-Antagonisten (Aprepitant, Fosaprepitant)
  • Nicht-Opioid-Analgetika (Flupirtin)
  • Non-Benzodiazepine (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon, Zaleplon)
  • Urikosurika (Probenecid, Benzbromaron)

Weitere Ursachen

  • Schlankheitswahn der Gesellschaft

Literatur

  1. Feldman MB, Meyer IH: Eating disorders in diverse lesbian, gay, and bisexual populations. International Journal of Eating Disorders 2007. 40;3:218-226
  2. Watson HJ et al.: Genome-wide association study identifies eight risk loci and implicates metabo-psychiatric origins for anorexia nervosa Nature Genetics 2019 https://doi.org/10.1038/s41588-019-0439-2
     
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