Elektroretinographie (ERG)

Die Elektroretinographie (ERG; Elektroretinogramm) ist ein diagnostisches Verfahren in der Augenheilkunde. Es gibt die elektrische Antwort der Sinneszellen (Zapfen und Stäbchen) in der Retina (Netzhaut) des Auges auf eine Lichtwahrnehmung wieder. Hierbei wird vor allem die lichtabhängige Reaktion und damit der Funktionszustand der äußeren und mittleren Netzhautschichten gemessen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Früherkennung und Differentialdiagnose erblicher Netzhaut- bzw. Aderhautdystrophien (erbliche degenerative Veränderungen der Retina (Netzhaut) und Choroidea (Aderhaut) z. B. bei:
    • Retinitis pigmentosa (Degeneration der Zapfen und Stäbchen)
    • Sorsby'sche Fundusdystrophie
    • juvenile Makuladegeneration bzw. Morbus Stargardt (seltene Retinopathie (Netzhauterkrankung), wobei die Netzhautmitte als Stelle des schärfsten Sehens (Makula) betroffen ist)
    • Zapfendystrophie (diffuse Netzhautdegenerationen, da die Zapfen der gesamten Retina (Netzhaut) betroffen sind)
    • Morbus Best (auch vitelliforme oder eidotterförmige Makuladystrophie) – seltene Netzhautdegeneration, bei der die Netzhautmitte als Stelle des schärfsten Sehens (Makula) betroffen ist.
    Im meist variablen Verlauf dieser Krankheiten kommt es zu einer Netzhautdegeneration, die zu deutlicher Sehminderung bzw. zur Erblindung führen kann.
  • Syndromen mit einer Beteiligung der Retina (Netzhaut) bzw. der Choroidea (Aderhaut):
    • Retinitis (Netzhautentzündung)
    • Retinochoroiditis (Entzündung der Ader- und Netzhaut)
    • altersabhängige Makuladegeneration (AMD) – Degeneration der Sinneszellen in der Makula
    • diabetische Retinopathie
    • Ablatio retinae (Netzhautablösung)
    • Retinopathia centralis serosa (schwellungsbedingte Netzhautabhebung)
    • hypertensive Retinopathie – durch Hypertonie (Bluthochdruck) verursachte Netzhauterkrankung
    • Retinoschisis (Spaltung der Netzhaut)
    • Retinopathia praematurorum – Netzhauterkrankung bei Frühgeborenen
  • Erworbener Netzhautdegeneration (Verkümmerung der Netzhaut), melano-, karzinomassoziierte Retinopathie (tumoröse Veränderungen der Retina (Netzhaut), z. B. Retinoblastom)
  • Therapiekontrolle bei Birdshot-Chorioretinopathie (entzündliche Erkrankung der Ader- und Netzhaut)
  • Intoxikationen (Vergiftungen) – z. B. Blei
  • Vitamin-A-Mangel
  • Präoperativer Funktionsdiagnostik (Untersuchung vor einer Operation)
  • Abklärung von Gesichtsfeldausfällen unklarer Herkunft

Das Verfahren

Das Auge wird verschiedenen Lichtreizen ausgesetzt, die sich sowohl in Intensität, Frequenz als auch in der Hintergrundbeleuchtung unterscheiden. So ist man in der Lage das Stäbchensystem (Dunkeladaption) und das Zapfensystem (Helladaption, Farbwahrnehmung) gesondert zu untersuchen. Für die Untersuchung werden die Pupillen mit Augentropfen erweitert.

Die elektrische Antwort der Sinneszellen wird mit Elektroden abgeleitet. In der Ophthalmologie (Augenheilkunde) werden meistens Kornealelektroden (Hornhautelektroden) verwendet, allerdings erfordert das eine Hornhautanästhesie (Hornhautbetäubung) und ist somit sehr aufwendig. Alternativ werden Goldfolien- oder Platinelektroden verwendet, die in den Bindehautsack eingelegt werden oder in eine Kontaktlinse eingearbeitet sein können. Hautelektroden gelten als zu ungenau. 

ERG-Varianten

  • Blitz-ERG (klassische Methode)
    • Reiz: weißer Lichtblitz variabler Helligkeit und Frequenz; das Blitz-ERG dient der Untersuchung der Funktion der gesamten Netzhaut
  • Muster-ERG
    • Reiz: kontrastreiche Bilder, z. B. Schachbrett-Muster, dessen schwarz-weiße Felder ca. 3-mal pro Minute umgekehrt werden; das Muster-ERG ermöglicht die Funktionsprüfung der Netzhautmitte und damit der Makula (Gelber Fleck, Ort des schärfsten Sehens)
  • Multifokale ERGs
    • Reiz: Kontrastmuster; dabei werden kleine sechseckige Bereiche der Netzhaut belichtet. Auf diese Weise ist es möglich, sehr exakt Sinneszellen zu reizen und ihre Funktion zu überprüfen. So wird vor allem die Makulafunktion untersucht.

Das ERG ist eine sehr nützliche Methode zur Funktionsdiagnostik in der Augenheilkunde. Es liefert wertvolle Information über den Zustand der Netzhaut bzw. Aderhaut und trägt damit zur erfolgreichen Diagnostik und Therapie in der Augenheilkunde bei.

Literatur

  1. Kampik A, Grehn F: Augenärztliche Diagnostik. Georg Thieme Verlag 2003
  2. Armbruster S, Buchner H, Baron R, Noth J, Boor R: Evozierte Potenziale, Neurovegetative Diagnostik, Okulographie. Georg Thieme Verlag  2005
  3. Reim M, Kirchhof B, Wolf S: Diagnosen am Augenhintergrund: Vom Befund zur Diagnose. Georg Thieme Verlag 2004 

     
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