VNUS-Closure Radiowellentherapie

Die VNUS-Closure® Radiowellentherapie wird auch als endovaskuläre Radiofrequenzablation bezeichnet und ist ein modernes Verfahren zur Behandlung der Stammvarikose und gerade verlaufender Seitenastvarizen.

Unter Varikose wird das ausgedehnte Vorkommen von Varizen verstanden. Varizen (lat. varix – Krampfader) sind unregelmäßig geschlängelte, oberflächliche Venen, die an einigen Stellen knotenförmig erweitert sein können. Das Prinzip basiert auf einer starken Wärmeanwendung, die durch einen Katheter endovaskulär (innerhalb der Vene) verursacht wird und über eine starke Konstriktion (Zusammenziehen der Vene) zum Verschluss der varikös veränderten Vene führt. Somit handelt es sich um eine Alternative zum Venenstripping.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  •  Stammvarikose und gerade verlaufende Seitenastvarizen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Bei Patienten mit fortgeschrittener pAVK ist Vorsicht geboten, da die eingeschränkte arterielle Durchblutung das Risiko für Komplikationen erhöht.
  • Tiefe Venenthrombose (TVT) oder Thrombophlebitis: Vorliegen einer aktiven tiefen Venenthrombose oder Thrombophlebitis kann das Risiko für Embolien erhöhen und ist daher eine Kontraindikation.
  • Unkontrollierte systemische Erkrankungen: Bei schweren, unkontrollierten Erkrankungen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder schwerem Diabetes mellitus ist besondere Vorsicht geboten.
  • Schwere Infektionen: Insbesondere im Bereich der zu behandelnden Venen.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft wird die VNUS-Closure® Radiowellentherapie in der Regel nicht empfohlen.
  • Unfähigkeit zur postoperativen Mobilisation: Da Bewegung nach der Operation wichtig ist, sind Patienten, die sich nicht bewegen können oder bettlägerig sind, keine guten Kandidaten.
  • Unverträglichkeit gegenüber Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel) oder Radiofrequenzenergie: Bei bekannter Allergie gegen Lokalanästhetika oder Überempfindlichkeit gegenüber Radiofrequenzenergie.
  • Schwere psychische Erkrankungen: Die Eignung für dieses Verfahren sollte bei schweren psychischen Erkrankungen sorgfältig abgewogen werden.

Vor der Operation

Vor der Operation sollte ein intensives Anamnesegespräch durchgeführt werden, das die Krankengeschichte und die Motivation zu dem Eingriff einschließt. Die Durchführung, eventuelle Nebenwirkungen und die Folgen der Operation sollten ausführlich erörtert werden.
Beachte: Die Anforderungen der Aufklärung sind strenger als üblich, da Gerichte im Bereich der ästhetischen Chirurgie eine „schonungslose“ Aufklärung fordern.

Des Weiteren sollten Sie vor der Operation für die Dauer von sieben bis zehn Tagen weder Acetylsalicylsäure (ASS) noch Schlafmittel oder Alkohol zu sich nehmen. Sowohl Acetylsalicylsäure als auch andere Schmerzmittel verzögern die Blutgerinnung und können zu unerwünschten Blutungen führen.
Raucher sollten ihren Nikotinkonsum bereits vier Wochen vor dem Eingriff stark einschränken, um die Wundheilung nicht zu gefährden.

Das Operationsverfahren

Zuerst wird am stehenden Patienten der Verlauf der zu behandelnden Stammvene (V. saphena magna oder V. saphena parva) mit einer Ultraschallsonde nachempfunden und markiert. Der Operateur sucht dann den distalen Insuffizienzpunkt auf (der beschädigte Abschnitt, der am weitesten in Richtung Fuß liegt). An dieser Stelle wird über eine 3 mm große Inzision ("Einschnitt") die Vene punktiert und die Radiosonde eingeführt. Diese wird nun bis in die Leiste vorgeschoben und das Bein in Fußhochlagerung gebracht.

Unter Ultraschallkontrolle werden jetzt die Elektroden der Radiosonde auf ca. 85 °C erhitzt. Die Elektroden müssen in direktem Kontakt mit der Wand der Vene stehen, damit der Venenverschluss erfolgreich ist. Die Sonde wird jetzt langsam zurückgezogen, während sich die Vene reißverschlussartig zusammenzieht.

Die VNUS-Closure® Radiowellentherapie bewirkt folgende Effekte:

  • Venenwanderhitzung mit Schädigung des Endothels – durch die Hitzeeinwirkung wird die oberste Zellschicht im Innern der Vene stark beschädigt
  • Denaturierung der Kollagenproteinmatrix – Proteine (Eiweiß) und Kollagene verlieren durch die Hitze ihre Struktur und werden so zerstört
  • Kollagenshrinking – die kollagenen Fasern ziehen sich zusammen
  • Venenokklusion – die Venenwand verdickt sich und fibrosiert (bindegewebiger Umbau bzw. Vernarbung des Gewebes)

Nach der Entfernung der Radiosonde wird im Verlauf des Gefäßes ein Kompressionsverband (Druckverband) angelegt. Der Eingriff findet entweder unter Lokalanästhesie, Tumeszenzanästhesie (Form der Lokalanästhesie, bei der ein stark verdünntes Lokalanästhetikum in großer Menge in das Unterhautfettgewebe gespritzt wird, bis ein Reservoir vorhanden ist) oder Allgemeinanästhesie statt.

Operationsdauer: 1-2 Stunden

Nach der Operation

Der Patient kann sich bereits 1-2 Stunden nach dem Eingriff wieder vorsichtig frei bewegen und schon am nächsten Tag leichte berufliche Tätigkeiten ausüben. Im weiteren Verlauf sollte der Patient für zwei bis drei Wochen Kompressionstrümpfe der Klasse II tragen.

Mögliche Komplikationen

  • Kleinen Operationsschnitte, die im Regelfall keine auffälligen Narben bilden; hier können ggf. bei Wundheilungsstörungen bzw. bei Veranlagung auch Keloide (wulstige Narben) und/oder Hautverfärbungen auftreten (selten)
  • Infektionen (selten)
  • Vorübergehende geringe Schwellungen, Spannungsgefühl und Druckgefühl in den Beinen tritt meist zwischen dem dritten und fünften Tag auf. Dieses beruht auf der Schrumpfung der behandelten Venen mit den Radiowellen.
  • Parästhesien (Taubheitsgefühl) und/oder erhöhte Berührungsempfindlichkeit aufgrund von beschädigten Hautnerven durch Radiowellen.
  • Stärke Schmerzen, als Zeichen einer Durchblutungsstörung (hier ist eine umgehende Kontrolluntersuchung erforderlich)
  • Oberflächliche Hämatome (Blutergüsse) im Bereich der ehemaligen Krampfadern. Der Patient sollte deshalb postoperativ einen Kompressionsverband für ca. 2 Wochen tragen.
  • Wie nach jedem operativen Eingriff kann es zu einer Thrombose (Bildung eines Blutgerinnsels) kommen, mit der möglichen Folge einer Embolie (Verschluss eines Blutgefäßes) und damit einer Lungenembolie (Lebensgefahr) (selten)
    Eine Thromboseprophylaxe führt zu einer Risikoreduktion.
  • Durch die Lagerung auf dem Operationstisch kann es zu Lagerungsschäden (z. B. Druckschäden an Weichteilen oder auch an Nerven, mit der Folge von Empfindungsstörungen kommen; in seltenen Fällen dadurch auch zu Lähmungen des betroffenen Gliedes).
  • Bei Überempfindlichkeit bzw. Allergien (z. B. Betäubungs-/Narkosemittel, Medikamente etc.) kann es vorübergehend zu folgenden Beschwerden kommen: Schwellung, Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, tränende Augen (Augentränen), Schwindel oder Erbrechen.

Literatur

  1. Hach W: Venenchirurgie: Leitfaden für Gefäßchirurgen, Angiologen, Dermatologen und Phlebologen. Schattauer Verlag 2007
  2. Raschke MJ: Alterstraumatologie: Prophylaxe, Therapie und Rehabilitation. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2008
  3. Dirschka T, Sommer B: Klinikleitfaden ästhetische Medizin. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2002

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). (AWMF-Registernummer: 037 - 005), Dezember 2018 Langfassung

     
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