Besenreiser-Sklerosierung

Das Verfahren der Besenreiser-Sklerosierung (Synonym: Mikro-Sklerotherapie) ist eine Methode der ästhetischen Medizin. Unter der Sklerosierung von Besenreisern versteht man die gezielte Verödung kleinkalibriger intrakutaner Varizen. Besenreiser werden als dicht unter der Haut verlaufende, netzartige fächerförmige Venen definiert, die sich meist am Oberschenkel befinden. Die Behandlung dieser Varizen erfolgt in der Regel aus ästhetischen Gründen. In seltenen Fällen können Besenreiser jedoch auch schmerzhaft sein und werden daher therapiert.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Das Verfahren dient vor allem der Behandlung störender, kosmetischer Unreinheiten. Es handelt sich um eine individuelle Entscheidung, der meistens keine medizinische Indikation zugrunde liegt.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Patienten mit schwerer pAVK sollten nicht behandelt werden, da die Sklerosierung den Blutfluss weiter beeinträchtigen könnte.
  • Akute Thrombophlebitis oder tiefe Venenthrombose (TVT): Bei aktiver Thrombophlebitis oder TVT ist die Sklerosierung kontraindiziert, da das Risiko einer Embolie erhöht ist.
  • Schwere allergische Reaktionen auf Sklerosierungsmittel: Patienten, die in der Vergangenheit schwere allergische Reaktionen auf das verwendete Sklerosierungsmittel gezeigt haben, sollten nicht mit dem gleichen Mittel behandelt werden.
  • Schwangerschaft: Sklerosierung wird während der Schwangerschaft in der Regel nicht empfohlen, da die Sicherheit des Verfahrens für das ungeborene Kind nicht ausreichend untersucht ist.
  • Stillzeit: Auch während der Stillzeit sollte das Verfahren mit Vorsicht angewandt werden, da nicht klar ist, ob die Sklerosierungsmittel in die Muttermilch übergehen können.
  • Unkontrollierte systemische Erkrankungen: Bei Patienten mit unkontrollierten systemischen Erkrankungen, wie zum Beispiel schweren Herzerkrankungen oder unkontrolliertem Diabetes mellitus, sollte die Sklerosierung nur mit großer Vorsicht oder gar nicht durchgeführt werden.
  • Unverträglichkeit gegenüber Kompressionsstrümpfen: Da das Tragen von Kompressionsstrümpfen ein wichtiger Bestandteil der Nachbehandlung ist, sollten Patienten, die Kompressionsstrümpfe nicht vertragen, nicht behandelt werden.
  • Immobilisierung oder Bettlägerigkeit: Patienten, die nicht in der Lage sind, sich zu bewegen oder die bettlägerig sind, haben ein erhöhtes Risiko für venöse Stauungen und Thrombosen, weshalb in diesen Fällen von einer Sklerosierung abgeraten wird.

Vor der Behandlung

Vor einer Sklerosierungsbehandlung sollte der Patient über mögliche Risiken und Nebenwirkungen wie z. B. allergische Reaktionen oder Entzündungen aufgeklärt werden. Von der Einnahme von Mitteln, die die Blutgerinnung verzögern, z. B. Acetylsalicylsäure (ASS), ist abzuraten. Außerdem sollte der Patient bereits vier Wochen vor der Behandlung auf den Genuss von Nikotin verzichten, um die Abheilung nicht zu gefährden.

Das Verfahren

Ziel der Sklerosierung ist die Verödung der Besenreiser, indem das Endothel der Gefäße (innere Zellschicht der Gefäße) durch das Einspritzen des Sklerosierungsmittels geschädigt wird. Durch diese Methode kommt es zu einer wandständigen Thrombusbildung (Blutgerinnselbildung). Im Anschluss daran vollzieht sich ein langfristiger Umbau der Gefäßwand in einen fibrösen (bindegewebigen) Strang (Sklerose). Dieser fibröse Strang ist nicht rekanalisierbar (nicht durchgängig für Blut). Folgende Präparate dienen als gebräuchlichste Sklerosierungsmittel:

  • Polidocanol (Aethoxysclerol®)
  • Polyiodierte Ionen (Varigloban®)

Das Verfahren wird am liegenden Patienten angewendet. Mit einer feinen sterilen Kanüle werden die Besenreiser möglichst zentral am Zusammenfluss mehrerer Varizen in einem flachen Winkel punktiert. Das Sklerosierungsmittel wird langsam intravasal (in das Gefäß) injiziert. Liegt die Kanüle richtig, so ist ein Ablassen des Gefäßes zu sehen. Die Behandlung ist weitgehend schmerzfrei, allerdings ist eventuell ein leichtes Brennen spürbar. Auf Wunsch kann ein Lokalanästhetikum (lokales Betäubungsmittel) appliziert werden. Anschließend wird das Gefäß mit einem Tupfer oder einem Pflaster komprimiert. Den Abschluss der Behandlung bildet das Anlegen eines Kompressionsverbandes oder das Anziehen von Kompressionsstrümpfen.

Im Rahmen der ersten Behandlung sollte eine Probesklerosierung vorgenommen werden, um eventuelle Nebenwirkungen festzustellen. Hierbei wird dem Patienten nur eine geringe Menge des Sklerosierungsmittels appliziert. Verträgt der Patient die Behandlung gut, kann die Dosis im Verlauf erhöht werden. Die empfohlene Menge für die normale Behandlung liegt bei 0,1 bis 0,2 ml eines Sklerosierungsmittels mit einer Wirkstoffkonzentration von 0,25 bis 0,5 %.

Mit Polidocanol in Glucoselösung (0,2 % Polidocanol in 70%iger hypertoner Glucoselösung) lassen sich kleinkalibrige Varizen (Besenreiser) an den Beinen besser entfernen als mit einer 75%ige hypertone Glucoselösung allein (95,17 % versus 85,4 %; p < 0,001) [3].

Anästhesieverfahren: keine/Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)
Operationsdauer: 30-60 Minuten

Nach der Behandlung

Der Kompressionsverband oder die Kompressionsstrümpfe sollten im Anschluss zwei weitere Tage lang belassen werden. Der erste Nachsorgetermin sollte ca. eine Woche nach der Behandlung erfolgen. Der Patient muss angewiesen werden, eine Sonnenexposition zu meiden, da die Gefahr der Hyperpigmentierung (verstärkte bräunliche Verfärbung der Haut) im Bereich der Wunden besteht.

Mögliche Komplikationen

  • Allergische Reaktionen: Selten können allergische Reaktionen auf das Sklerosierungsmittel auftreten. Dies kann von leichten Hautreaktionen bis zu schweren allergischen Reaktionen reichen.
  • Entzündungen: Es kann zu Entzündungen an der Injektionsstelle kommen, die mit Rötungen, Schwellungen und Schmerzen einhergehen können.
  • Pigmentveränderungen: Eine Hyperpigmentierung (bräunliche Verfärbung) im Bereich der behandelten Venen kann auftreten, besonders wenn die Sonnenexposition nach der Behandlung nicht vermieden wird.
  • Thrombusbildung: Obwohl die Thrombusbildung ein gewünschter Effekt der Sklerosierung ist, kann es in seltenen Fällen zu Problemen durch unerwünschte Blutgerinnsel kommen.
  • Nekrose: Sehr selten kann es zu einer Hautnekrose (Gewebeuntergang) an der Injektionsstelle kommen.
  • Schmerzen oder Brennen: Einige Patienten berichten über leichte Schmerzen oder Brennen während der Injektion, die jedoch meist kurzfristig sind.
  • Kompressionsverband/Nachbehandlung: Es ist wichtig, dass der Patient die Anweisungen zur Kompressionsbehandlung befolgt, um die besten Ergebnisse zu erzielen und Komplikationen zu vermeiden.

Weitere Hinweise

  • Eine endovenöse Laserbehandlung/Laserablation und ein operatives Stripping haben im Verlauf von 5 Jahren in einer randomisierten Studie günstigere Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten bewirkt als die Sklerotherapie. Des Weiteren konnte die Studie zeigen, dass die kom­plette Ausschaltung der Stammvene in der Chirurgie-Gruppe bei 75,9 %, in der Laser-Ablationsgruppe bei 64,0 % und in der Sklerotherapie-Gruppe bei 33,3 % der Patienten gelungen war [3].

Ihr Nutzen

Die Sklerosierung von Besenreisern ist eine wirkungsvolle Therapie, um unästhetische Varizen verschwinden zu lassen. Sie stellt das Verfahren der Wahl zur Behandlung von Besenreisern dar.

Sie profitieren durch das rasche Verschwinden der optisch störenden Hautvenen und erlangen so eine völlig neue Lebensqualität.

Literatur

  1. Gerlach HE: Praktische Phlebologie: Empfehlung zur differenzierten Diagnostik und Therapie phlebologischer Krankheitsbilder. Georg Thieme Verlag 2006
  2. Köhn FM, Ring J: Fallstricke und Fehlerquellen in der Dermatologie. Springer Verlag 2004
  3. Bertanha M et al.: Sclerotherapy for Reticular Veins in the Lower LimbsA Triple-Blind Randomized Clinical Trial. JAMA Dermatol. 2017; online 27. September 2017; doi: http://dx.doi.org/10.1001/jamadermatol.2017.3426
  4. Brittenden J et al.: Five-Year Outcomes of a Randomized Trial of Treatments for Varicose Veins. N Engl J Med 2019; 381:912-922 doi: 10.1056/NEJMoa1805186

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). (AWMF-Registernummer: 037 - 005), Dezember 2018 Langfassung

     
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