Meninggokokken-Impfung

Die Meninggokokken-Impfung ist eine Standardimpfung (Regelimpfung), die mittels eines Totimpfstoffs durchgeführt wird.

Eine Impfung ist möglich gegen Meningokokken der Serogruppen A (MenA-Impfstoff), B (MenB-Impfstoff; viervalenter Impfstoff: erstmals verfügbar seit 12/2013), C, W135 und Y-Untergruppen, die nach Unterschieden der das Bakterium umgebenden Kapsel festgelegt wurden.

Ein erster konjugierter MenC-Impfstoff wurde 1999 zugelassen. Daneben stehen klinisch effektive MenACWY-Impfstoffe zur Verfügung.

Eine MenB-Impfung mit möglichst frühzeitigem Beginn geht mit einer höheren Effektivität einher.
In Deutschland sind zwei Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe B zugelassen: Bexsero® ist für Personen ab dem Alter von 2 Monaten und Trumenba® ab dem Alter von 10 Jahren zugelassen.

Nigeria hat als erstes Land der Welt einen 5-in-1-Impfstoff gegen Meningitis eingeführt. Das Präparat Men5CV schützt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor fünf Serotypen von Meningokokken zugleich.

Das Bakterium Neisseria meningitidis – umgangssprachlich auch Meningokokken genannt – ist verantwortlich für viele Fälle der Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Pneumonie (Lungenentzündung) bei ansonsten gesunden Personen, kann dabei auch zu einer Meningokokkensepsis (Blutvergiftung) führen.

Nachfolgend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zur Meningokokken-Impfung:

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • I: Impfung mit 4-valentem ACWY-Konjugat-Impfstoff und einem MenB-Impfstoff (Meningokokken Serogruppe B)
    Gesundheitlich gefährdete Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz bzw. -suppression mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion, insbesondere:
    • Komplement-/Properdindefizienz,
    • Eculizumab-Therapie (monoklonaler Antikörper gegen die terminale Komplementkomponente C5),
    • Hypogammaglobulinämie,
    • funktioneller oder anatomischer Asplenie (Fehlen der Milz).
    Bei Ausbrüchen oder regionalen Häufungen auf Empfehlung der Gesundheitsbehörden (Impfung entsprechend den Empfehlungen der Gesundheitsbehörde)
  • B: Impfung mit 4-valentem ACWY-Konjugat-Impfstoff und einem MenB-Impfstoff (Meningokokken Serogruppe B)
    Gefährdetes Laborpersonal (bei Arbeiten mit dem Risiko eines N.-meningitidis-haltigen Aerosols).
  • R: Impfung mit 4-valentem ACWY-Konjugat-Impfstoff
    Reisende in Länder mit epidemischem/hyperendemischem Vorkommen, besonders bei engem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung (z. B. Entwicklungshelfer, Katastrophenhelfer, medizinisches Personal, bei Langzeitaufenthalt); dies gilt auch für Aufenthalte in Regionen mit Krankheitsausbrüchen und Impfempfehlung für die einheimische Bevölkerung (WHO- und Länderhinweise beachten).
    Vor Pilgerreise nach Mekka (Hadj, Umrah).
    Schüler/Studenten vor Langzeitaufenthalten in Ländern mit empfohlener allgemeiner Impfung für Jugendliche oder selektiver Impfung für Schüler/Studenten.

Legende

  • I: Indikationsimpfungen für Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter
  • B: Impfungen aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos, z. B. nach Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz/Biostoffverordnung/ Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und/oder zum Schutz Dritter im Rahmen der beruflichen Tätigkeit
  • R: Impfungen aufgrund von Reisen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Personen mit akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten
  • Personen, die eine Unverträglichkeit bei einer vorangegangenen Impfung mit dem betreffenden Impfstoff zeigten
  • Allergie gegen Impfstoffbestandteile (siehe Zusätze des Herstellers)

Durchführung

  • Bei Kindern im ersten Lebensjahr wird bei Auftreten der Serogruppe A die Impfung mit einem Meningokokken-Polysaccharidimpfstoff durchgeführt:
    • ab dem dritten Monat bivalent (A-, C-Polysaccharid)
    • ab dem sechsten Monat tetravalent (A-, C-, W135-, Y-Polysaccharid) 
  • Eine fehlende Impfung soll bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
  • Impfung gegen Meningokokken Serogruppe B: zwei Injektionen; die zweite Injektion erfolgt 6 Monate nach der ersten Injektion
    • Säuglinge und Kleinkinder unter fünf Jahren sollten mit dem Impfstoff 4CMenB (Bexsero®) geimpft werden,
  • Impfung gegen Meningokokken Serogruppe C (Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff) [Standardimpfung] für alle Kinder im Alter von 12 Monaten
    • Grundimmunisierung: ab dem 12. Lebensmonat
    • Nachholimpfung: 2-17. Lebensjahren

Wirksamkeit

  • Zuverlässige Wirksamkeit
  • Impfschutz ab 2-3 Wochen nach Grundimmunisierung mit Hüllenpolysacchariden der Serogruppe A, C (bivalent) und Serogruppen A, C, W 135, Y (tetravalent). Dauer des Impfschutzes hierbei 3-5 Jahre.
  • Impfschutz innerhalb eines Monats nach Impfung mit Oligosacchariden der Serogruppe C (monovalent), Serogruppen A, C, W 135, Y (tetravalent), Serogruppe B. Dauer des Impfschutzes hierbei 4 Jahre mit 90 % Sicherheit, Impfschutz für 10 Jahre wahrscheinlich
  • Impfschutz umgehend nach zweiter Impfung mit Meningokokken Serogruppe B

Mögliche Nebenwirkungen/ Impfreaktionen

Mögliche Nebenwirkungen von Bexsero® (4CMenB) und Trumenba® (MenB-fHbp). (Angaben aus den Fachinformationen):

  • Säuglinge und Kinder (bis 10 Jahre)
    • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (Magen-Darm-Trakt)
      Sehr häufig: Diarrhoe, Erbrechen (gelegentlich nach Auffrischimpfung)
    • Stoffwechselund Ernährungsstörungen
      Sehr häufig: Essstörungen
    • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
      Sehr häufig: Fieber (≥ 38 °C), Druckschmerz an der Injektionsstelle (auch erheblicher Druckschmerz an der Injektionsstelle definiert als Schreien/Weinen, wenn die geimpfte Extremität bewegt wird), Erytheme (Rötung) an der Injektionsstelle, Schwellung an der Injektionsstelle, Verhärtung an der Injektionsstelle, Reizbarkeit 
      Gelegentlich: Fieber (≥ 40 °C)
  • Jugendliche (ab 11 Jahren) und Erwachsene
    • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts 
      Sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen
      Sehr häufig: Schüttelfrost, Müdigkeit, Schmerz an der Injektionsstelle (auch erheblicher Schmerz an der Injektionsstelle, definiert als Unvermögen, alltägliche Verrichtungen auszuüben), Schwellung an der Injektionsstelle, Verhärtung an der Injektionsstelle, Erytheme (flächenhafte Hautrötung) an der Injektionsstelle, Unwohlsein 
      Häufig: Fieber (≥ 38 °C)

Weitere Hinweise

  • Studiendaten deuten darauf hin, dass ein Impfstoff gegen Meningokokken der Serogruppe B eine zusätzliche Schutzwirkung gegen Gonorrhoe (Tripper) haben könnte. Die Zweifachimpfung zeigte einen 40%igen Schutz vor Gonorrhoe, einfach Geimpfte hatten immerhin noch einen 26%igen Schutz [1].

Literatur

  1. Abara WE et al.: Effectiveness of a serogroup B outer membrane vesicle meningococcal vaccine against gonorrhoea: a retrospective observational study Lancet Infectious Disease 2022 doi:https://doi.org/10.1016/S1473-3099(21)00812-4

     
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