Einleitung
Colitis ulcerosa

Die Colitis ulcerosa (CU; Synonyme: Colitis chronica purulenta; Colitis polyposa; Colitis ulcerosa; Enteritis ulcerosa; Gastroenteritis ulcerosa; Kolitis ulcerosa; Ulcerative colitis; Ulzeröse Enteritis; Ulzeröse Enterokolitis; ICD-10-GM K51.-: Colitis ulcerosa) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der oberflächlichen Schleimhaut (Mukosa und Submukosa) des Rektums (Mastdarms) und ggf. des Kolons (Dickdarms; proximale Ausbreitung). Der Befall ist in aller Regel kontinuierlich und vom Rektum (immer befallen) ausgehend. Solchermaßen kann das gesamte Kolon (Pancolitis ulcerosa, ca. 20 % der Fälle) und das terminale Ileum (letzte Abschnitt des Dünndarms; "backwash ileitis") befallen sein.

In etwa 40-50 % der Fälle manifestiert sich die Colitis ulcerosa im Rektum und Sigmoid (Verbindung zwischen Dickdarm und Mastdarm). Bei 30-40 % liegt eine linksseitige Kolitis (Entzündung des aufsteigenden Dickdarms) vor und in etwa 20 % der Fälle eine Pankolitis, das heißt eine Entzündung des gesamten Dickdarms. Typisch ist das Auftreten von sogenannten Pseudopolypen, welche ein charakteristisches Zeichen einer länger bestehenden Erkrankung darstellen. Aufgrund der Symptome kann eine Colitis ulcerosa leicht mit einem Morbus Crohn verwechselt werden.

Einteilung nach Verlaufsformen:

  • chronisch-rezidivierender Verlauf
  • chronisch kontinuierlicher Verlauf
  • fulminanter Schub – klinische Symptomatik mit systemischer Beteiligung (systemisch: Erkrankung, die mehrere Organe betrifft)
  • Remission (temporäres oder dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen, jedoch ohne Erreichen der Genesung)

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr auf.
Bei 15-25 % der Patienten treten die ersten Symptome vor dem 20. Lebensjahr auf, vereinzelt beginnt die Erkrankung im Säuglingsalter.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) ist in Europa und Nordamerika über Jahrzehnte gestiegen. Mittlerweile beginnt sie zu stagnieren. Sie liegt bei 0,5 % in Europa. In Asien, Afrika und Südamerika war die Krankheit früher selten, beginnt jetzt aber deutlich anzusteigen.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland). Insgesamt sind etwa 150.000 Deutsche betroffen.

Verlauf und Prognose: Der Verlauf der Colitis ulcerosa ist in 85 % der Fälle chronisch-rezidivierend. Immerhin bleiben 5-10 % der Patienten, die nur eine einzige Krankheitsattacke hatten, viele Jahre beschwerdefrei.
In 10 % der Fälle ist der Verlauf chronisch-kontinuierlich, das heißt die Beschwerden nehmen an Intensität zu und ab. Komplette Remissionen (dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen, jedoch ohne Erreichen der Genesung) kommen nicht vor.
Bei weiteren 5 % der Patienten ist der Verlauf akut fulminant, das heißt die Krankheit beginnt plötzlich und schwer.
Mittlerweile weiß man, dass die Ernährung im Rahmen der Prävention der Colitis ulcerosa nur eine untergeordnete Rolle spielt. Hingegen ist sie aber bei bereits bestehender Erkrankung von großer Bedeutung. Aufgrund der wiederkehrenden Diarrhöen (Durchfälle) und der Schädigung der Darmmukosa (Darmschleimhaut) haben die Betroffenen ein hohes Risiko für eine Mangelernährung. Bei 85 % der an Colitis ulcerosa erkrankten Kinder sind Zeichen einer Mangelernährung nachweisbar. Zu einer Mangelernährung kommt es durch die starken Proteinverluste über die entzündete Darmmukosa. Aber auch die Versorgung mit Mikronährstoffen wie Eisen, Vitamin D, Folsäure und Zink ist häufig unzureichend, was sich bei Kindern negativ auf Wachstum und Entwicklung auswirkt. Bei Erwachsenen beträgt die Prävalenz für eine Unterernährung 7,2 % [2].
Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt in diesen Fällen bis zu 30 %.

Nach einem Krankheitsverlauf von mehr als zehn Jahren liegt bei Colitis ulcerosa-Patienten ein erhöhtes Risiko vor, an Kolonkarzinomen (Krebs des Dickdarms bzw. Mastdarms) zu erkranken. 30 Jahre nach Erstdiagnose liegt das kumulative Karzinomrisiko knapp unter 20 %.

Bei einer Pankolitis (Entzündung des gesamten Dickdarms) liegt die 20-Jahres-Überlebensrate bei > 80 %.

Durch eine Proktokolektomie (chirurgische Entfernung von Dickdarm (Colon) und Mastdarm (Rektum)) ist die Colitis ulcerosa heilbar.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED; engl. inflammatory bowel disease, IBD) besteht ein erhöhtes Risiko für Zöliakie (RR, 3.96; 95 % CI, 2.23-7.02) [3].

Beachte: Bei Kindern und Jugendlichen besteht ein erhöhtes Risiko für psychosoziale Probleme und psychiatrische Erkrankung.
Bei Patienten mit Colitis ulcerosa ist zudem mit einer um 30 Prozent erhöhten Parkinsoninzidenz zu rechnen [1].

Literatur

  1. Peter I et al.: Anti-Tumor Necrosis Factor Therapy and Incidence of Parkinson Disease Among Patients With Inflammatory Bowel Disease. JAMA Neurol. Published online April 23, 2018. doi:10.1001/jamaneurol.2018.0605
  2. Nguyen GC, Munsell M, Harris ML: Nationwide prevalence and prognostic significance of clinically diagnosable protein-calorie malnutrition in hospitalized inflammatory bowel disease patients. Inflamm Bowel Dis 2008; 14: 1105-1111
  3. Pinto-Sanchez MI et al.: Association Between Inflammatory Bowel Diseases and Celiac Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. Gastroenterology May 13, 2020 doi: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.05.016

Leitlinien

  1. Addendum zu den S3-Leitlinien Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Betreuung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in der COVID-19-Pandemie – offene Fragen und Antworten. Z Gastroenterol 2020; 58: 672–692
  2. S3-Leitlinie: Colitis ulcerosa. (AWMF-Registernummer: 021-009), April 2021. Langfassung
  3. Kucharzik Z et al.: ECCO Guidelines on the Prevention, Diagnosis, and Management of Infections in Inflammatory Bowel Disease. Juni 2021. doi:10.1093/ecco-jcc/jjab052.

     
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